Turnhalle wird zum exklusiven Konzertsaal
Bundespolizeiorchester spielt im Valentin-Heider-Gymnasium - Schule hatte „ganz viel Glück“bei der Bewerbung
LINDAU (roi) - Für so einen hochkarätigen Konzertgenuss würden viele Musikliebhaber weit fahren. Die Sechst- und Neuntklässler des Valentin-Heider-Gymnasiums (VHG) konnten ihn entspannt zu Hause in ihrer Turnhalle erleben. Das Bundespolizeiorchester München spielte exklusiv für sie „Bilder einer Ausstellung“von Modest Mussorgski.
Die Kinder der sechsten und neunten Klasse nehmen auf Turnmatten Platz, während die Musiker ihre Instrumente stimmen. Zwischen die Töne mischt sich wildes Geplapper. Musik und Aufregung liegen in der Luft.
„Es war mein Wunsch, dass unsere Schule so etwa erleben kann“, sagt Studienrätin Iris Lucas. Sie hatte von begeisterten Eltern aus Tutzing erfahren, dass das Bundespolizeiorchester Schulen besucht. Daraufhin hat Lucas, die selbst keine Musiklehrerin ist, eine Bewerbung geschrieben. „Wir hatten ganz viel Glück, dass so ein großes Orchester zu uns nach Hause kommt“, sagt Lucas. Sie freute sich auch, weil sie mit dieser Überraschung auch einmal die Musiklehrerinnen und Musiker des VHG, die sonst immer für das musikalische Programm zuständig sind, entlasten konnte. „Heute könnt Ihr einfach nur genießen.“
Christian Lombardi, der stellvertretende Dirigent des Bundespolizeiorchesters München, bestätigte, dass das VHG zu den wenigen glücklichen Auserwählten gehört. „Wir können nicht in jeder Schule spielen.“Das sinfonische Blasorchester steht für innerdienstliche Veranstaltungen wie zum Beispiel Vereidigungen zur Verfügung. Daneben unterstützt es die Öffentlichkeitsarbeit der Bundespolizei, gibt Benefizkonzerte oder besucht Kindergärten und Schulen im Rahmen ihrer Präventionsarbeit. Sebastian Grafe, der in Potsdam die Bundespolizei bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, erklärte deren besondere Aufgaben und berichtete über ihre Arbeit in Zeiten von Facebook, Instagram und Twitter.
Als Chefdirigent Jos Zegers ans Pult tritt, wird es mucksmäuschenstill in der Turnhalle. Da die jungen Zuhörer die „Bilder einer Ausstellung“schon im Musikunterricht besprochen haben, sind sie gespannt, was sie erwartet. Ein Sprecher vom Band erklärt vorab, was in den einzelnen Sätzen passiert. Sie beschreiben Gemälde und Zeichnungen von Viktor Hartmann, Mussorgskis verstorbenem Freund.
Das Bundespolizeiorchester nimmt die Kinder auf einen Rundgang durch die Ausstellung mit. Ob die Musiker die wilden Gebärden des Gnoms, die ruhige wehmütige Romanze des singenden Troubadours, tobende Kinder in den TouilerienGärten in Paris, die schwere Arbeit des Ochsenkarren, die federleichten, herumtrippelnden Küken oder die düsteren Pariser Katakomben darstellen: Sie überzeugen mit ihrer Spielkunst und einer beeindruckenden Fülle an Klangfarben. Mit dem großen Tor von Kiew und gewaltigen Schlussakkorden endet das Stück. Jetzt gibt es auch im Publikum kein Halten mehr: Die Schüler belohnen das Bundespolizeiorchester mit heftigem Applaus.