Feldherr Trump lässt die Muskeln spielen
Größte US-Bombe tötet IS-Kämpfer in Afghanistan – Druck auf Nordkorea steigt
WASHINGTON - Als die Bombe gefallen war, sprach Donald Trump von einer „weiteren sehr, sehr erfolgreichen Mission“. Es war das erste Mal, dass seine Streitkräfte zu einer Waffe griffen, deren Spitzname schon alles über ihre Wucht sagt: „Mutter aller Bomben.“Im Osten Afghanistans abgeworfen, soll sie ein Tunnellabyrinth der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“(IS) zerstört und laut des afghanischen Verteidigungsministeriums 36 IS-Kämpfer getötet haben. Während Kritiker von Trump wissen wollen, welche langfristigen Ziele er mit solchen Aktionen verfolgt, ist gerade ein US-Präsident zu erleben, der sich an Machtdemonstrationen förmlich berauscht.
Früher hieß es „Shock and Awe“, als mit massiven Bombardements der Irakkrieg begann. Heute spricht Trump mit Stolz davon, dass er sein Militär von der Leine gelassen habe. Restriktionen, wie sie noch unter Obama galten, seien aufgehoben, verkündet das Weiße Haus. In taktischen Belangen könnten die Kommandeure vor Ort alle Entscheidungen treffen, ohne sich noch einmal mit Washington absprechen zu müssen. Ergo, so zumindest die offizielle Darstellung, habe der Staatschef den Einsatz der gewaltigen Bombe nicht extra genehmigen müssen.
Trump, der große Stücke auf Generäle hält, weshalb er gleich mehrere in sein Kabinett holte, gefällt sich in der Rolle des Delegierenden, der seinen Spezialisten für Kriegsführung freie Hand lässt. Was aus seiner Sicht den Vorteil hat, dass er Verantwortung leugnen kann, wenn es schiefgeht. „Ich mache es so, ich autorisiere mein Militär“, sagte er wenige Stunden nach dem Abwurf.
Nun ist es das zweite Mal binnen sieben Tagen, dass Trump die militärischen Muskeln der Supermacht zur Schau stellt. Vorige Woche ließ er, in dem Fall ausdrücklich von ihm persönlich angeordnet, 59 TomahawkRaketen auf eine syrische Luftwaffenbasis abfeuern. Nun folgte die Premiere für eine Waffe, die die USA seit 2003 in ihrem Arsenal haben, derer sich ihre Armee aber noch nie bedient hatte. Rund zehn Meter lang und elf Tonnen schwer, ist sie darauf ausgelegt, Bunker und Tunnelsysteme aufzubrechen. Ihre Fachbezeichnung, „Massive Ordnance Air Blast“, hat die Umgangssprache durch „Mother of All Bombs“ersetzt – „Mutter aller Bomben“.
Drohung gegen Nordkorea
Ob es wirklich nur um einen Schlag gegen den IS ging? Oder eher um eine politische Botschaft, unter anderem gerichtet an die Adresse des atomar aufrüstenden Nordkoreas? Einstweilen weicht Trump der Frage aus, so salopp, wie es oft seine Art ist. „Ich weiß nicht, ob dies eine Botschaft sendet, es macht ohnehin keinen Unterschied“, sagt er. „Nordkorea ist ein Problem, und für die Lösung des Problems wird gesorgt.“Für den Fall eines Militärschlags drohte Nordkorea den USA mit Vergeltung. Es werde „atomaren Donner und strafende Blitze“geben, um den Feinden „den Geschmack eines echten Krieges“zu geben, sagte ein Regierungsvertreter.
Jedenfalls ist dies die Stunde einer verblüffenden Volte. Der Präsident Trump ist dabei, weltweit Drohkulissen aufzubauen, nachdem der Kandidat Trump noch den Isolationisten gegeben hatte. Obwohl er schon im Wahlkampf ankündigte, den IS „zur Hölle bomben“zu wollen, war der Kern seines Versprechens ein defensiver: Amerika weitgehend herauszuhalten aus den Wirren des Weltgeschehens. In der Rolle des Weltpolizisten sorgt er für große Verwunderung, der Mann, der immer wieder betonte, sein Land dürfe nicht mehr der Weltpolizist sein. Unklar bleibt, welche Strategie seinem Schwenk zugrunde liegt. Und ob es überhaupt so etwas wie eine Strategie gibt.
Er selber wischt den Vorwurf der Sprunghaftigkeit mit dem Hinweis beiseite, dass er, der gewiefte Geschäftsmann, aus Gewohnheit ein hohes Maß an Flexibilität an den Tag lege.