Keinen Druck ausüben
Sie tappen im Dunkeln – immer noch. Gut drei Tage nach dem feigen Abschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ha- ben die Ermittler offenbar immer noch keine heiße Spur. Das ist mehr als beunruhigend. Weckt es doch Erinnerungen an Anis Amri, den Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, der tagelang unbehelligt quer durch Europa auf der Flucht war.
Klar ist nur, dass in Dortmund Terrorprofis am Werk gewesen sein müssen. Dass weiterhin in alle Richtungen ermittelt wird, man keine Option ausschließt, weder Rechts- noch Linksextremisten oder militante Hooligans, ist angesichts der Indizienlage nicht nur klug, sondern dringend geboten. Das vermeintliche Bekennerschreiben weist schließlich zu viele Widersprüchlichkeiten auf, passt in Duktus und Machart nicht zu dem, was bisher nach Anschlägen vom IS zu hören war. Wie verheerend es sein kann, wenn eine bestimmte Tätergruppe bei Ermittlungen ausgeschlossen wird, hat der Skandal um Fehler und Versäumnisse der Behörden im Fall der rechtsextremen Terrorzelle NSU gezeigt. Jetzt gilt es, die Ermittler nicht bei ihrer Arbeit zu stören, von politischer Seite keinen Druck auszuüben. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass mit jedem Tag, der ohne Festnahme des oder der Täter vergeht, die Gefahr einer weiteren Attacke dieser Art andauert.