Erst der Sport, dann die Musik
Gewichtheber Matthias Steiner hat sein erstes Album veröffentlicht
BERLIN (dpa) - Die Welt ist voller Multitalente, manchmal auch nur mutmaßlicher Multitalente. Matthias Steiner – vor neun Jahren Olympiasieger im Gewichtheben – wandelt sich gerade zum Schlagerstar. Am Freitag ist sein Album „Zurückgeliebt“erschienen. Der frühere Leistungssportler ist nicht der erste, der den Beruf wechselt und plötzlich das Musikgeschäft erobern will.
„So plötzlich mache ich gar nicht Musik“, sagt Steiner. Er sei mit Musik großgeworden, habe Akkordeon und Klavier gelernt. „Ich hab meinen ersten öffentlichen Auftritt in der Tat mit dem Klavier gehabt – und nicht mit der Hantel.“Musik habe ihn auch all die Jahre im Leistungssport begleitet. Er habe immer gern gesungen und wolle nun zeigen, was er in den vergangenen Jahren erarbeitet habe.
Hans Schmucker, Sprecher bei den Marktforschern von GfK Entertainment in Baden-Baden, sagt: „Zahlreiche Schauspieler – und hin und wieder auch einige Sportler – haben bereits den Sprung in die offiziellen Deutschen Charts geschafft.“Zwar bleiben musikalische Erfolge von Sportlern oft auf einmalige Aktionen beschränkt. Schmucker nennt Beispiele wie die Fußballer Franz Beckenbauer, Dante und Lukas Podolski. Eine Ausnahme bilden demnach Schlagerkünstler wie der frühere Skirennläufer Hansi Hinterseer, Ex-Leichtathlet Martin Lauer oder Hans-Jürgen Bäumler, ehemals Eiskunstläufer. Sie hatten „nach ihrer Sportlerlaufbahn eine durchaus ertragreiche Zweitkarriere“.
Der Kölner Kommunikationswissenschaftler Thomas Schierl sagt: „Das ist kein neues Phänomen, dass jemand von einem Betätigungsfeld in ein anderes wechselt – Sportler gab es schon viele, denken Sie nur an Johnny Weissmüller, Arnold Schwarzenegger, Bud Spencer, Dwayne Johnson oder Jason Statham, die zu Filmstars wurden.“Was sich geändert habe, sei die Vielzahl und der Variantenreichtum. „Es gibt Fälle, wo das nicht ganz so auffällig ist, etwa wenn Sportler in die Medien wechseln, als Experte oder Journalist. Dabei geht es ja oft darum, dass etwas von deren Glanz und Prominenz auf die Sendung oder Übertragung strahlt.“
Schierl, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln, findet das Phänomen gerade bei Sportlern einfach erklärbar: „Die haben nur ein sehr beschränktes Zeitfenster, in dem sie Geld verdienen können.“Er erklärt: „Sportler bauen Prominenz auf. Prominenz ist ein soziales Kapital, das Aufmerksamkeit produziert. Und Aufmerksamkeit ist ein sehr knappes Gut in unserer Gesellschaft. Und das kann man in Geld umwandeln.“
Steiner möchte etwas bewegen
Auch Matthias Steiner investiert mit Begeisterung in seine Prominenz: „Ich hab in den letzten Jahren gemerkt, wie viel ich bewegen kann.“Wenn man eine öffentliche Stimme bekomme, über den Sport, dann auch mit TV-Auftritten und Büchern, dann sei das großartig, diese zu nutzen.