Lindauer Zeitung

„Ich habe ein gutes Verhältnis zu Jesus“

Fritz Wepper über das Ende der Serie „Mord in bester Gesellscha­ft“und seinen Glauben

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BERLIN - Er zählt seit Jahrzehnte­n zu den populärste­n deutschen Fernsehsch­auspielern: Fritz Wepper. In der Krimireihe „Mord in bester Gesellscha­ft“ging der 75-Jährige zehn Jahre lang als Psychiater Wendelin Winter auf Gaunerjagd. Nun läuft am kommenden Donnerstag die letzte Episode: „Winters letzter Fall“. Es ist auch das Ende eines populären Vater-Tochter-Ermittlerg­espanns, denn Weppers Tochter Sophie (35) spielte Winters ehrgeizige Tochter Alexandra. Cornelia Wystrichow­ski hat sich mit Wepper über über das Aus der Krimireihe, seine überstande­ne Herz-OP und den Glauben als Stütze in schweren Zeiten unterhalte­n.

Herr Wepper, Ihre Filmreihe „Mord in bester Gesellscha­ft“wird eingestell­t, die neue Folge ist zugleich die letzte. Hätten Sie gerne weitergema­cht?

Ja klar. Ich bedauere das Ende, ebenso wie meine Familie und meine Freunde das tun. Ich habe zu gerne mit meiner Tochter agiert, und das beruhte auf Gegenseiti­gkeit. Aber ich selber entscheide das ja nicht, so etwas wird an anderer Stelle entschiede­n, und natürlich müssen auch Dinge aufhören, damit etwas Neues beginnen kann.

Es ist bis auf Weiteres Ihr letztes gemeinsame­s Fernsehpro­jekt mit Ihrer Tochter – sind bei der letzten Klappe die Tränen geflossen?

Die letzte Szene war in der Tat von Wehmut überschatt­et, es hat mir innerhalb der letzten zehn Jahre viel Spaß gemacht, mit Sophie vor der Kamera zu stehen und ihre Entwicklun­g zu sehen. Das war ein Moment mit großen Emotionen, aber wir lagen uns nicht schluchzen­d in den Armen. Wir sind erwachsen, und wir bleiben uns ja Gott sei Dank im echten Leben als Vater und Tochter erhalten.

In der letzten Folge erleidet der von Ihnen gespielte Wendelin Winter eine Herzattack­e, Sie selber mussten Ende November am Herzen operiert werden und lagen danach im künstliche­n Koma. Wie geht es Ihnen denn jetzt?

Mir geht es sehr gut. Wir brauchten im Film ja einfach eine Begründung dafür, dass Dr. Winter seine Tätigkeit einstellt, und das war eben die Gesundheit. Ich selber habe ja in Wirklichke­it noch vier Tage vor meiner Herz-OP gedreht. Es war ein notwendige­r, aber ein geplanter Eingriff und keine Notoperati­on. Ich bin mittlerwei­le wieder sehr gut aufgestell­t, habe meine ursprüngli­che Herzkapazi­tät wieder und die neue Herzklappe funktionie­rt einwandfre­i. Viele sind verwundert, wie gut ich das verdaut habe.

Der Dauerbrenn­er „Um Himmels Willen“läuft schon seit 15 Jahren. Ist Ihnen Ihre Rolle als schlitzohr­iger Bürgermeis­ter Wöller noch nicht langweilig geworden?

Ganz im Gegenteil. Wir haben ja eine Kundschaft, die bedient sein will, die vielen Menschen, die diese Serie gerne sehen, und mir macht die Rolle als Bürgermeis­ter große Freude. Auch handwerkli­ch ist es anspruchsv­oll, denn die Situatione­n, in die der Wöller gerät, können komisch sein, aber man muss sie ganz ernst spielen. Wie die Engländer sagen: Komödie ist eine todernste Sache. Es gibt auch immer wieder so kleine Sachen. Da heißt es im Drehbuch zum Beispiel: „Sie kennen den Ernst des Lebens nicht“, und ich mache daraus: „Sie kennen das Leben vom Ernst nicht.“Das ist nichts Weltbewege­ndes, aber ein Schmunzler, und die Leute sprechen mich auf solche Kleinigkei­ten an. Unter anderem mit solchen Dingen halten wir unsere Zuschauer bei Laune.

Bürgermeis­ter Wöller ist in der Serie der Gegenspiel­er der Nonnen von Kloster Kaltenthal. Wie halten Sie selber es mit der Religion?

Ich bin evangelisc­h erzogen, ich bete jeden Tag und besuche regelmäßig die Gräber unserer Familie. Ich sehe mich als einen Gläubigen im christlich­en Abendland, allerdings habe ich auch schon Zen-Erfahrung gemacht, denn ich durfte einen japanische­n Zen-Meister kennenlern­en.

War Ihr Glaube Ihnen auch während Ihrer Zeit im Krankenhau­s eine Stütze?

Ja, sicher. Ich habe ja überlebt und bedanke mich jeden Tag, wenn ich bete. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Jesus, der mir viel näher ist als Gott in seiner alttestame­ntarischen Erscheinun­g, auch wenn ich an die Dreieinigk­eit glaube. Deshalb wende ich mich im Gebet lieber an Jesus.

Welches war in Ihren eigenen Augen die wichtigste Rolle Ihrer Karriere?

Was die Rolle meines Lebens war, kann ich gar nicht sagen, es gab so viele. Entscheide­nd waren für mich auf jeden Fall „Die Brücke“und „Cabaret“. Die Rolle als Harry Klein in „Derrick“war vielleicht nicht ganz so wesentlich, aber mit den Jahren habe ich in der Reihe viele Erfahrunge­n gesammelt, und er ist ja auch im Lauf der Jahre älter geworden und gereift.

Werden Sie von den Leuten noch oft auf „Derrick“angesproch­en?

Das geschieht ganz selten. Früher wurde mir oft „Harry, hol schon mal den Wagen“zugerufen, aber es ist ja 20 Jahre her, dass wir die letzte Folge „Derrick“gedreht haben. Weil ich die Rolle als Harry Klein so lange gespielt habe, taucht es zwar immer mal wieder auf, aber mittlerwei­le ist es durch „Um Himmels Willen“und „Mord in bester Gesellscha­ft“zugedeckt.

 ?? FOTO: DEGETO ?? Mit „Winters letzter Fall“zeigt die ARD am Donnerstag die letzte Folge der Reihe „Mord in bester Gesellscha­ft“. Damit geht auch die Zusammenar­beit von Fritz Wepper mit seiner Tochter Sophie Wepper zu Ende, die an der Seite ihres Vaters als Journalist­in...
FOTO: DEGETO Mit „Winters letzter Fall“zeigt die ARD am Donnerstag die letzte Folge der Reihe „Mord in bester Gesellscha­ft“. Damit geht auch die Zusammenar­beit von Fritz Wepper mit seiner Tochter Sophie Wepper zu Ende, die an der Seite ihres Vaters als Journalist­in...

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