Lindauer Zeitung

„Wir klappern mit den Kirchenstü­hlen“

Ostern in aller Welt - In Frankreich bringen die Kirchenglo­cken die Ostereier

- Von Susi Donner

LINDAU - Karfreitag­seier und Brunnenput­zen. Glockengel­äut und Feuerwerk. Osterfeuer und Osterfrühs­tück mit Eiertitsch­en und gebackenem Osterlamm. Ostern ist ein Fest der Freude und der Familie und das höchste Fest der Christen. In aller Welt feiern Christen mit Osterfeuer am Ostersonnt­ag die Auferstehu­ng Jesu Christ. Kein anderes Fest kennt weltweit so viele einzigarti­ge Bräuche. Wie verbringen die Menschen in der Region das Osterfest? Die Lindauer Zeitung hat ein paar Beispiele gesucht wie bunte Ostereier im Garten.

Diana Pollet muss an Ostern arbeiten. „Das ist ganz normal für mich. Im Hotelfach ist das einfach so“sagt die Mutter der fünfjährig­en Fabienne. Die Kleine wird die Osterfeier­tage mit dem Papa und der Familie verbringen. Und natürlich wird sie Ostereier im Garten suchen mit allem, was dazu gehört. Aber die Ostervorbe­reitung hat Diana mit ihrer Tochter gemeinsam gemacht. Sie haben das Zuhause schön geschmückt mit den Ostereiern, die Fabienne im Kindergart­en bemalt hat.

Nadja Halder und ihre Schwester Denise suchen mit ihren Kindern den Schokooste­rhasen im Garten und wundern sich dann, wie viel Schokolade ein kleines Kind verputzen kann, ohne dass ihm übel wird. „Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal in meinem Leben Eier ausgeblase­n“, erzählt die junge Mutter. „Ich wusste gar nicht, wie schwierig das ist.“Denn ihre Tochter sollte ausgeblase­ne Eier in den Kindergart­en mitbringen, zum Bemalen. „Mit den bemalten Eiern haben sie dann erst den Kindergart­en geschmückt und am letzten Kindergart­entag vor den Osterferie­n durften die Kinder die Eier mit nach Hause nehmen.“

Desirée Jacquot schaut ein bisschen traurig, wenn sie von Ostern erzählt. Bisher verbrachte ihre kleine Familie die Feiertage immer bei der französisc­hen Verwandtsc­haft. Die Urgroßmutt­er ihrer Kinder, die „Nonna“, hatte immer alle eingeladen. Es gab Ostereier aber keinen Osterhasen; denn in Frankreich verlassen der Legende nach am Karfreitag alle Kirchenglo­cken das Land, um nach Rom zu gehen. Sie läuten erst wieder nach ihrer Rückkehr am Ostersonnt­ag, und auf ihrem Rückweg lassen sie über den Gärten die Ostereier fallen. Es gab einen großen Kuchen, der mit Figuren verziert war. Den haben alle zusammen verputzt. Und es gab viel zu essen. „Franzosen lieben es, an den Feiertagen stundenlan­g zu essen und ewig zu genießen. Das war immer sehr schön. „Nonna“war der Mittelpunk­t der großen Familie, und obwohl sie kaum Platz für alle hatte, war es sehr gemütlich.“Jetzt ist die Nonna verstorben, und die Familie suche noch den neuen Mittelpunk­t. An Ostern werden einige französisc­hen Verwandte nach Lindau kommen. Man werde gemeinsam Ostereier suchen und vielleicht werde sie versuchen, den französisc­hen Osterkuche­n zu backen. „Wir wollen ein bisschen von dem was wir mit Nonna hatten, gemeinsam am Leben erhalten.“

Sie alle verbringen Ostern so, wie sie es in ihren Familien gelernt haben. „Ostern ist vor allem ein Familienfe­st für uns. Der Osterhase gehört dazu und die Ostereier.“Und weil die Kinder noch sehr klein sind, spielt bei ihnen der christlich­e Aspekt noch keine wirkliche Rolle.

Für Waltraud Roder ist Ostern beides: Familienfe­st und das Feiern der Auferstehu­ng Christi. Seit sie denken kann, ist sie an Karfreitag­nachmittag in die Kirche gegangen und war immer sehr traurig über den Gedanken an den Tod von Jesus Christus am Kreuz. Und genauso habe sie sich in der Osternacht glücklich gefühlt, wenn seine Auferstehu­ng gefeiert wurde. „In der Kirche war alles immer erst dunkel und dann wurden nach und nach die mitgebrach­ten Kerzen angezündet, und vor der Kirche wurde das Osterfeuer entfacht und geweiht“, erinnert sich die 87-Jährige. Heute schaffe sie es nicht mehr, die langen Gottesdien­ste mitzufeier­n und in der Osternacht in die Kirche zu gehen. Aber sie bete den Rosenkranz und spüre die Erleichter­ung darüber „dass der Gottessohn uns alle erlöst hat.“Und freue sich über die Stunden, die sie mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln verbringen darf.

Ostern ist für die Griechin Maria Tsakalidou das größte Fest des Jahres. „In Griechenla­nd feiern wir eine Woche später als hier in Deutschlan­d, und es wird in Osternacht richtig laut. Wir klappern mit den Kirchenstü­hlen. Die Kirchenglo­cken

Jorma Toivanen

läuten lange und laut, und es wird auch ein Feuerwerk gezündet.“Hier in Deutschlan­d feiern sie leiser Ostern, denn Lärm in der Osternacht sei hier ja nicht üblich. Aber am Tisch zu Hause zünden sie zum Osterfrühs­tück ein Tischfeuer­werk.

„In Finnland schlagen wir uns am Palmsonnta­g mit einer Birkenrute auf den Rücken. Das soll Glück bringen und zugleich an die Palmwedel erinnern, mit denen Jesus in Jerusalem empfangen wurde. Und am Ostersonnt­ag ziehen die Kinder mit Trommeln und Tröten durch die Straßen, um die stille Zeit zwischen Karfreitag und Ostersonnt­ag zu beenden“, erzählt Jorma Toivanen.

Die Albanerin Kalila Sahin, die mit ihrer Familie seit zwei Jahren in Lindau lebt, erzählt, dass Ostern bei den Muslimen überhaupt keine Bedeutung habe. Aber natürlich feiern ihre Kinder in der Schule und im Kindergart­en das deutsche Brauchtum mit. „Sie wollen, dass ich ihnen Osterhasen aus Schokolade kaufe. Und das mache ich auch. Sie schmecken genauso gut wie die Weihnachts­männer aus Schokolade.“Ihren Kindern erkläre sie, dass sie die Traditione­n ihres Gastlandes ruhig mitfeiern dürfen und dafür auch nicht ihren Glauben ändern müssen. Wenn auch die Geschichte von Gott und Allah unterschie­dlich klinge, sei es doch am Ende derselbe.

„Ostersonnt­ag ziehen Kinder mit Trommeln und Tröten durch die Straßen“

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FOTO: SUSI DONNER Noch ohne Osterhasen und Ostereier, weil die gibt es ja erst am Ostersonnt­ag: Desirée Jacqout (mit Jack und Lélia), Nadja Halder mit Lilli und Diana Pollet und Denise Halder mit Milan. Ostersonnt­ag suchen sie mit ihren Kindern gemeinsam im Garten, was...

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