Der Wochenmarkt ist Lebensqualität
Frische, Qualität und Atmosphäre überzeugen die Marktbesucher
LINDAU (sd) - Samstagmorgen gegen 7 Uhr am Marktplatz auf der Insel. Noch schaffen es die Strahlen der Sonne nicht über die Kirchtürme, aber es ist bereits deutlich zu erkennen: Das wird ein traumhafter Frühlingstag. Allerlei Markthändler wuseln über den Platz. Sie haben ihre Stände fast fertig aufgebaut. Jeder Salatkopf und jede Tomate hat ihren Platz. Was passt farblich zueinander? Jeder Apfel wird schön ausgerichtet. Prüfende Blicke, letztes Handanlegen. Denn die richtige Präsentation der Ware ist das A und O.
Noch ist es recht ruhig, aber die ersten Kunden kommen schon und freuen sich am farbenprächtigen Anblick der üppig bestückten Marktstände. Im Sommer sei um sieben Uhr bei schönem Wetter schon immer richtig viel los, erzählen Norbert Renner und Monika Heim aus Wohmbrechts, die mit ihrem Gemüsestand bei der kleinen Arkade stehen. Aber auch heute werden die Wochenmarktbesucher schnell mehr. Bald herrschen emsiges Treiben und ruhige Gelassenheit auf dem Marktplatz. „Ich drehe immer erst eine Runde und informiere mich über das Angebot und dann entscheide ich mich, was und bei wem ich einkaufe“, erklärt die Lindauerin Andrea Becher. Sie hat einen geflochtenen Korb dabei, den sie in der nächsten Stunde füllen werde: „Es fühlt sich sehr gut an, die Lebensmittel unverpackt zu kaufen. Da habe ich das Gefühl, der Natur viel näher zu sein und tatsächlich lebendiges Essen zu kaufen“, sagt sie. Dass an den Marktständen viel gefachsimpelt und gefragt wird, findet Andrea Becher schön. „Das ist ja das Tolle, die Händler kennen sich mit ihren Produkten aus. Sie können mir Tipps geben, wie ich sie am besten zubereite.“
„Ich freue mich jede Wochen auf den Samstagmarkt, er ist fester Bestandteil meiner Planung. Mit ihm beginnt mein Wochenende. Er ist für mich die schönste regionale Einkaufsmöglichkeit, und hier treffe ich viele nette Leute“, sagt der Insulaner Christian Wollin. Er ist mit einer Umhängetasche unterwegs, in der nach und nach Kohlrabi, Sellerie, Karotten und Radieschen verschwinden. Er sei begeistert von der tollen Qualität, die er hier auf dem Wochenmarkt bekomme. „Saisonal, so wie es die Jahreszeiten hergeben und wie die Natur es für uns gedacht hat, regional und frisch.“Da heiße es dann schon mal „der Spinat ist leider aus“, oder „Erdbeeren gibt es noch nicht“– und genau das mache für ihn den Reiz aus: „Das ist ehrlich und ich freue mich gern über den Fenchel und über die Äpfel, dann wenn die richtige Zeit für sie ist.“Auf dem Wochenmarkt einzukaufen, bedeute für ihn ein Stück Lebensqualität. „Allein wie viel Plastikmüll ich vermeide, wenn ich meine Einkäufe lose in meine Tasche lege“, überlegt er und erklärt, dass er es wunderbar finde, zu denen, die seine Lebensmittel herstellen, persönlichen Kontakt zu pflegen. „Das ist purer Luxus in einer Zeit, in denen man der Lebensmittelindustrie zunehmend misstraut. Wenn ich bei Kunzi Salat kaufe, bin ich mir sicher, etwas Gesundes zu bekommen.“
Wollin dreht seine Runde weiter. Hält hier und dort ein „Schwätzle“und weiß daher auch, wie es den Markthändlern geht und was sich bei ihnen in der Familie tut. Dass beispielsweise „der Marco mit den Schaffellen Nachwuchs bekommen hat.“
Ein Schwätzle am Neptunbrunnen
Es sind auch viele Urlauber auf dem Wochenmarkt unterwegs. „Wir haben eine Ferienwohnung und versorgen uns selbst. Und hier auf dem Markt finden wir alles frisch und noch dazu aus dieser Region, was wir zum Überleben brauchen: Obst, Gemüse, Brot, Müsli, Käse- und Milchprodukte, Fisch, Honig, Blumen. Und sogar ein Verdauungsschnäpsle haben wir uns gekauft“, verrät Richard Trewies aus Balingen, der mit seiner Frau Ramona am Neptunbrunnen sitzt.
Genüsslich verputzen sie eine Bratwurstsemmel und blinzeln in die Sonne. Die jetzt, gegen Mittag, sommerliche und südliche Gefühle aufkommen lässt. So wie die beiden beenden viele Wochenmarktbesucher in dieser heiteren Atmosphäre mit Pommes oder einer Marktwurst ihren Einkauf.
Auch Christian Wollin sitzt am Neptunbrunnen. Seine Tasche mit Einkäufen neben sich, einen Kaffeebecher in der Hand. Er hat Freunde getroffen und winkt herüber: „Schönes Wochenende noch!“während an den Marktständen die Kunden weniger werden und die Markthändler langsam mit dem Einpacken beginnen.