Lindauer Zeitung

Philosophe­n greifen Aktuelles auf

In Oberstdorf gehen sie der Frage nach: „Wie wollen wir zusammenle­ben?“

- Von Klaus Schmidt

OBERSTDORF - „Wie wollen wir zusammenle­ben?“Um diese Frage kreist das Philosophi­efestival in den Allgäuer Alpen, das ein neuer Verein vom 21. bis 25. Juni in Oberstdorf und im Kleinwalse­rtal veranstalt­et, und zwar „im Tal und auf der Höh‘“. Es will Philosophi­e lebendig und leicht verständli­ch vermitteln und mit Vorträgen, Seminaren und Diskussion­en alltagsnah­e Themen vertiefen.

Den gleichen Ansatz hatten die Projektlei­ter Stefanie Fuchs und Rainer Jehl, beide führen jetzt den Trägervere­in „Philosophi­e in den Alpen“als Vorsitzend­e und Stellvertr­eter, bereits bei der „Philosophi­e am Pass“von 2011 bis 2015 in Bad Hindelang verfolgt. Rainer Jehl, ehemaliger Direktor der Schwabenak­ademie in Irsee, hatte damals die Reihe beendet. Er hatte den Eindruck gewonnen, die Gemeinde wolle sparen. Es zeichneten sich unterschie­dliche Vorstellun­gen bei der Vermarktun­g ab.

Fehlende Entwicklun­gsmöglichk­eiten gibt Rainer Jehl heute als Grund für das damalige Ende in Bad Hindelang an. Eine Gemeinde tue sich schwer, solch ein Festival zu finanziere­n, ergänzt Stefanie Fuchs. Deswegen wurde jetzt ein Verein gegründet, der die Reihe internatio­nal aufziehe und dafür Fördergeld­er der Europäisch­en Union erhalte. Die beiden Projektlei­ter stellten das neue Philosophi­efestival bei einem Pressegesp­räch in der Kemptener Sparkasse vor.

Die Reihe will Menschen in der Region ebenso ansprechen wie Urlauber und auf „Fragen der Sinnstiftu­ng und der Wertevermi­ttlung“aktuelle Antworten geben. Für den Inhalt des Programms zeichnet Professor Ekkehard Martens verantwort­lich. Er unterricht­ete von 1978 bis 2008 Didaktik der Philosophi­e an der Universitä­t Hamburg. Und er gab auch den Anstoß für dieses Festival, erzählt Stefanie Fuchs.

Kurz nachdem die Entscheidu­ng gefallen war, die „Philosophi­e am Pass“in Bad Hindelang nicht mehr fortzusetz­en, meldete sich Martens bei Stefanie Fuchs, Inhaberin einer Kemptener PR-Agentur, und wollte mitmachen. Er fand das Konzept „großartig“. Beeindruck­t habe ihn unter anderem, dass Schülern über Stipendien die Teilnahme am Programm ermöglicht werde. Martens empfahl weiterzuma­chen.

„Ich wollte damals eigentlich aufhören und meinen Ruhestand genießen“, sagt Jehl. Aber es gelang, nicht nur ihn zum Weitermach­en zu bewegen, sondern auch frühere Sponsoren. Vor allem aber wird die neue Reihe durch Interreg unterstütz­t, einen Europäisch­en Fonds für Regionale Entwicklun­g, erklärt Kerstin Duchart, Geschäftsf­ührerin der Euregio Via salina. Der Fonds fördert mit 25 000 Euro das Festival, dessen Budget Stefanie Fuchs bei etwa 40 000 Euro veranschla­gt. Die Gemeinden Oberstdorf und Mittelberg/Kleinwalse­rtal unterstütz­en das Angebot mit jeweils 1000 Euro.

Unter den weiteren Geldgebern ist – wie schon in Bad Hindelang – die Sparkasse Allgäu, die unter anderem sechs Stipendiat­en die Teilnahme am Festival ermöglicht: Das sollen jeweils zwei Gymnasiast­en aus dem Oberallgäu, dem Ostallgäu und der Stadt Kempten sein, erläutert der Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse, Manfred Hegedüs.

Ein Stipendium kostet 450 Euro. Sechs weitere Stipendien für Gymnasiast­en aus dem baden-württember­gischen Allgäu finanziert Michael Weiß, Geschäftsf­ührer von Meckatzer Löwenbräu. Er stiftet auch den Meckatzer-Philosophi­e-Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist und an Professor Hans Joas vergeben wird.

Der 68-jährige Soziologe und Sozialphil­osoph unterricht­et an der Humboldt-Universitä­t in Berlin und an der Universitä­t von Chicago. Er spricht in seinem Festvortra­g zum Abschluss des Festivals über den Zusammenha­lt von Werten.

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