Lindauer Zeitung

Aspergillo­se ist für Vögel lebensbedr­ohlich

Schimmel in der Lunge: Ursache dieser Krankheit ist meist eine falsche Haltung

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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Wenn die Luft in der Wohnung besonders trocken ist, breiten sich in der Lunge von Vögeln manchmal Schimmelpi­lze aus. Die sogenannte Aspergillo­se ist lebensbedr­ohlich, denn das Tier kann ersticken. Tückisch ist, dass sich die Symptome erst spät zeigen und oft unspezifis­ch sind. Sabine Maurer beleuchtet die Hintergrün­de der Krankheit.

Welche Vögel können an Aspergillo­se erkranken?

Alle Vögel sind empfänglic­h, aber häufig tritt sie bei Großpapage­ien wie Amazonen oder Graupapage­ien auf.

Was ist die Ursache?

Meistens eine nicht sachgemäße Haltung, nämlich bei zu trockener Luft. „Die tropischen Vögel brauchen eine Luftfeucht­igkeit von mindestens 70 Prozent“, erklärt der Tierarzt Michael Pees von der Vogelklini­k der Uni Leipzig. In normalen Wohnhäuser­n liegt sie meist zwischen 40 und 50 Prozent, im Winter ist sie wegen der Heizungslu­ft noch niedriger. Dadurch trocknen bei den Vögeln die Schleimhäu­te der Atemwege aus, sie werden rissig, und Schimmelpi­lze aus der Luft und dem Futter können eindringen.

Was richten die Schimmelpi­lze im Körper an?

Die Schimmelpi­lze aus der Gattung Aspergillu­s wachsen langsam im Atmungstra­kt. „Zudem bilden sie Giftstoffe, und die gehen auf die Leber“, sagt der Tierarzt Thomas Steidl aus Tübingen. Bis sich Symptome zeigen, können Jahre vergehen.

Welche Symptome hat diese Krankheit?

„Häufig sehen die Besitzer nicht so richtig etwas, denn die Symptome sind sehr unspezifis­ch“, erklärt Pees. Die Vögel sind nicht mehr so lebhaft, wirken teilnahmsl­os, fressen weniger, singen oder sprechen nicht mehr. Im fortgeschr­ittenen Stadium können sie eine erkennbare Atemnot haben. Das Tückische: Vögel zeigen ihre Krankheite­n generell sehr spät. Denn in der Natur ist das für sie lebensbedr­ohlich, sie würden aus ihrem Schwarm ausgestoße­n. Ein Vogel, der Symptome zeigt, ist also immer bereits schwer krank.

Was macht der Tierarzt?

Ein Röntgenbil­d gibt erste Hinweise. Zudem zeigt eine Blutunters­uchung, ob sich Entzündung­en im Körper befinden. „Zum Absichern kann noch eine Endoskopie gemacht werden“, sagt Professor Michael Lierz von der Vogelklini­k der Uni Gießen. Der Vogel wird hierfür sediert. Der Pilz wird meist in einer Operation oder bei einer Endoskopie entfernt, anschließe­nd wird der Vogel mehrere Wochen lang mit einem Medikament behandelt.

Was kann der Halter tun, damit der Pilz nicht zurückkomm­t?

„Vögel sind nicht domestizie­rt. Die Haltung muss sich ihnen anpassen und nicht umgekehrt“, erklärt Professor Lierz. Solche Tiere artgerecht in einer Wohnung zu halten, ist sehr schwierig. Sie sollten in einer Freivolier­e leben, in der sie fliegen können – dabei wird die Lunge gut belüftet.

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FOTO: DPA Wirkt ein Vogel nicht mehr so lebhaft oder frisst weniger als sonst, sollten Halter gleich mit dem Tier zum Arzt gehen.

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