Weitblick auf dem Witthoh
Aussichtsreicher Osterspaziergang vom Tuttlinger Hausberg nach Hattingen
Ausblick, Weitblick, Einblick: Einer der schönsten Osterspaziergänge in der Umgebung der Kreisstadt Tuttlingen führt über etwa zehn Kilometer vom Tuttlinger Hausberg, dem Witthoh, in den Immendinger Ortsteil Hattingen. Bei guter Fernsicht eröffnet sich der Ausblick über den Hegau, den Bodensee und Oberschwaben bis zur Alpenkette. Weitblick bewies der vormalige Chef des Tuttlinger Medizintechnik-Herstellers Aesculap, Michael Ungethüm, als er 2003 eine Kapelle baute, die den weiten Blick freigibt. Und Einblicke in die bodenständige Küche zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb geben die Lokale am Wegesrand.
Imposantes Alpenpanorama
Der Spaziergang beginnt am Aussichtstand auf dem Witthoh, erreichbar mit dem Auto über Emmingen und Hattingen. Vor 80 Jahren hatte sich der Wunsch der Bevölkerung nach einem festen Aussichtspunkt auf dem Witthoh erfüllt. Schon immer galt er als beliebter Ort, wenn man sich die Landschaft der Region bis hin zu den Alpen anschauen wollte, erklärt Walter Lang, ehemaliger Vorstand des Albvereins. Nur der Aussichtsstand, das Känzele, habe lange gefehlt. Von der Aussicht waren aber nicht nur Einheimische begeistert. Schon Goethe prägte sich der Ausblick ein. Auf seiner Schweizreise 1796 beschrieb er die Landschaft „nach dem Bodensee und nach den Bergen von Graubünden, nach dem Hohentwiel und dem Fürstenbergischen“. Einzig die Markierungstafel zum besseren Verständnis der umliegenden Berge gab es nicht von Beginn an. Diese wurde, so Lang, erst 1993 hinzugefügt, „damit die Leute auch wissen, was sie da sehen“. Das frisch renovierte Gasthaus Berg- Gasthof Witthoh lädt schon jetzt zu einer ersten Pause ein. Doch sollte man sich vor der Rast in Richtung Hattingen wenden, die Wege sind gut ausgeschildert. Bergab geht es, vorbei an der sehenswerten, aber verschlossenen Brunnenkapelle. Bergauf geht es weiter, vorbei an einem Asylbewerberheim.
Und schon kommt die Kapelle St. Johannes und Jakobus in den Blick. Hier auf dem Witthoh, einem Berg in der Gemeinde Hattingen, liegt das Grundstück der Kapelle inmitten von Wiesen und Feldern. Der Bauherr Michael Ungethüm hat diesen Ort an einem Wanderweg wegen seiner Lage mit Ausblick auf die Hegaulandschaft, die Alpen und den Bodensee gewählt.
Selbst Ministerpräsident Winfried Kretschmann kennt das mit einem renommierten Architekturpreis gekrönte Bauwerk aus gemeinsamen Wanderungen mit seiner Frau: Von dort könne man den Blick und die Sinne schweifen lassen: „Von wo bekommt man einen besseren Weitblick als auf dem Witthoh?“
Wohl niemand hat die Kapelle besser beschrieben als der Schriftsteller Arnold Stadler: „Da stand sie ,jung und morgenschön’, die Johannes-und-Jakobus-Kapelle, droben auf dem Witthoh. Fast in Akropolislage. Denn es ist auch hier wie bei einer Kirche des metaphysischen Zeitalters, in der die großen Meister eine kleine Verrückung einbauten, denn nur Gott ist vollkommen, der Ewige, der unsere Vergänglichkeit im Licht seiner Unvergänglichkeit sieht. Schon lange ist mir, also einem von jenen, die da waren, der Witthoh – oder auch die Witthoh – diese weite und oft auch weiße Höhe, eine der liebsten Stellen weit und breit, hoch über der Donau und dem Rhein.“
Von der Kapelle sind es nur wenige hundert Meter bis zum Immendinger Ortsteil Hattingen. Im Ortskern locken die beiden Gaststätten „Kreuz“und „Ochsen“. Und noch etwas weiter, am ehemaligen Hattinger Bahnhof, ist die „Hauserei“, der Landgasthof Hauser zu finden: Hubert Hauser gibt gerne Einblicke, was in der Gegend zwischen Bodensee, Schwarzwald und Schwäbischer Alb besonders gut schmeckt.