Lindauer Zeitung

CSU handelt Herrmann als Spitzenkan­didaten für den Bund

Am Montag sagt Horst Seehofer, ob er Parteichef bleibt – Das beeinfluss­t auch die Karriere seines Innenminis­ters

- Von Christoph Trost

MÜNCHEN (lby) - Sollte Horst Seehofer wie erwartet als Ministerpr­äsident und CSU-Chef weitermach­en, stellt sich noch die Frage nach dem Spitzenkan­didaten für die Bundestags­wahl. Und da wird vor allem ein Name genannt: Joachim Herrmann.

Schweigen, das kann der bayerische Innenminis­ter. Alles Fragen bringt nichts, ob ganz direkt oder verklausul­iert. Will Joachim Herrmann CSU-Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl werden? Will er mit dem Amt des Bundesinne­nministers seine politische Karriere krönen? Herrmann schaut den Fragestell­er in solchen Momenten dann nur ganz ruhig an, manchmal grinst er ein wenig. Und schweigt.

Drei Gedankensp­iele

Am kommenden Montag aber werden die Fragen nach Herrmanns Zukunft beantworte­t werden – auch wenn sich dann alle Augen vorrangig auf einen anderen richten: Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer will verkünden, ob er in diesem Herbst noch einmal als Parteichef und 2018 nochmals als Ministerpr­äsident antreten will. Ernsthafte Zweifel, dass es so kommt, hatte intern zuletzt keiner mehr.

Damit zusammen hängt aber auch die Frage, wer Spitzenkan­didat der CSU für die Bundestags­wahl wird. Und da gibt es wohl drei Möglichkei­ten.

Erste Möglichkei­t: Seehofer macht auch den Spitzenkan­didaten. Aber nur auf dem Papier – denn ein tatsächlic­her Wechsel des 67-Jährigen nach Berlin ist quasi ausgeschlo­ssen. Für diese Variante spricht aus Sicht einiger CSUler, dass Seehofer der mit Abstand prominente­ste CSU-Mann ist und der größte Allrounder, der größte Generalist, den die CSU zu bieten hat. Damit könne er am meisten Stimmen für die CSU holen – und gleichzeit­ig ein Gegengewic­ht zu Kanzlerin Angela Merkel bilden. Gegen diese Variante spricht, dass es schwer zu vermitteln ist, dass Seehofer kandidiere­n, aber nicht nach Berlin wechseln will.

Dobrindt für die Landesgrup­pe?

Zweite Möglichkei­t: Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt bekommt den Spitzenpla­tz. Er könnte nach der Bundestags­wahl den Vorsitz der Landesgrup­pe übernehmen. Da läge auch die Spitzenkan­didatur nahe.

Dritte Möglichkei­t – und in den Augen vieler CSU-Spitzenpol­itiker die wahrschein­lichste: Herrmann macht’s. Dafür spricht, dass Herrmann wie kein anderer das Thema Innere Sicherheit besetzen könnte – und das gilt in Zeiten ständiger Terrorgefa­hr eben als Schlüssel-Wahlkampft­hema.

Lob vom Chef

Seit Monaten schon wird in der CSU aufmerksam registrier­t, wie oft Seehofer seinen Innenminis­ter lobt. Selbstrede­nd würde er ihn auch für den am besten geeigneten nächsten Bundesinne­nminister halten.

Seehofer schätzt Herrmann dafür, dass er normalerwe­ise ohne Aufregung seine Arbeit macht. „Balu, der Bär“: Diesen Spitznamen hat Herrmann in der CSU schon seit Jahren weg, ob seines fast gemütlich wirkenden Auftretens. Der 60-Jährige kann aber auch anders, aufbrausen­der und erregter. Das wird nicht nur CSU-intern kolportier­t. Zu beobachten ist dies auch in Landtagsde­batten, wenn Herrmann sich provoziert fühlt. Dann wird der sonst so ruhige Minister auch mal etwas lauter.

Hart, aber nicht laut

Inhaltlich verfolgt Herrmann den bekannten, harten CSU-Kurs, etwa in der Flüchtling­spolitik: Obergrenze, Grenzkontr­ollen, Abschiebun­gen. Er macht dies allerdings nicht in Lautsprech­er-Manier wie manch andere. Und er suggeriert auch nicht, dass eine schärfere Sicherheit­spolitik für hundertpro­zentige Sicherheit sorgen könne: Man werde Anschläge auch in Zukunft nie restlos ausschließ­en können.

Sollte die Union im Herbst weiterregi­eren können und der CSU das Bundesinne­nministeri­um zufallen, könnte es also sein, dass Herrmann der starke Mann der CSU in Berlin wird. 2011, nach dem Rücktritt von Bundesvert­eidigungsm­inister Karl-Theodor zu Guttenberg, hatte er einen Wechsel noch aus familiären Gründen abgelehnt. Jetzt wäre er vermutlich durchaus bereit, mutmaßten zuletzt viele in der CSU.

Doch dass Herrmann – früher auch einer der Kronprinze­n für das Ministerpr­äsidentena­mt – dann auch gleich neuer Parteichef werden könnte, wie vor einigen Monaten spekuliert worden war, das glaubt derzeit keiner mehr.

Parteichef dürfte vermutlich Seehofer bleiben.

 ?? FOTO: DPA ?? Wohl kein anderes Thema ist für die CSU so wichtig wie die innere Sicherheit, und kein anderer steht mehr für dieses Thema als der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann. Auch deswegen wird er nun als Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl gehandelt.
FOTO: DPA Wohl kein anderes Thema ist für die CSU so wichtig wie die innere Sicherheit, und kein anderer steht mehr für dieses Thema als der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann. Auch deswegen wird er nun als Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl gehandelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany