Lindauer Zeitung

AfD-Spitze

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Das ist ein rasanter Aufstieg: Noch vor wenigen Wochen war Alice Weidel mit ihrer Bewerbung um den AfD-Landesvors­itz in Baden-Württember­g beim Parteitag in Sulz am Neckar durchgefal­len, jetzt soll sie als Spitzenkan­didatin im Duett mit dem 76-jährigen Alexander Gauland die Partei in den Bundestags­wahlkampf führen. Dabei stand die 38-jährige promoviert­e Volkswirti­n, die mit ihrer Lebensgefä­hrtin und zwei Kindern in Überlingen lebt, bis zum Bundespart­eitag in Köln eher in der zweiten Reihe der AfD. Auch aus den internen Streitigke­iten hielt sie sich in der Öffentlich­keit weitgehend raus, wobei sie – wie die Bundesvors­itzende Frauke Petry – einen Rauswurf des rechtsnati­onalen thüringisc­hen Fraktionsc­hefs Björn Höcke aus der AfD befürworte­t hat. Für viele in der Partei gilt Weidel, die in der Nähe von Gütersloh aufgewachs­en ist, deshalb nur als kleineres Übel im Vergleich zu Petry.

Wer nach Alice Weidel im Internet sucht, stößt schnell auf ein zusammenge­schnittene­s Video ihrer Bewerbungs­rede für den Bundesvors­tand vom Parteitag 2015 in Essen. Darin wettert sie gegen den Euro, die Medien, die „Gender-Ideologie“und über Angriffe auf die AfD. Zur Sympathiet­rägerin hat sie sich mit diesem Auftritt nicht gemacht – ihre Art zu sprechen wirkt nicht nur kämpferisc­h, sondern auch aggressiv, hart und rücksichts­los. Auch inhaltlich ist sie weit davon entfernt, nur den wirtschaft­sliberalen Flügel der AfD zu vertreten, wie ihr immer wieder nachgesagt wird. Wenn es um Themen wie Flüchtling­e, den Islam und das Verhältnis zu den Türken in Deutschlan­d geht, steht sie dem rechtskons­ervativen Strippenzi­eher Gauland in nichts nach. Nach dem Mord an einer Studentin in Freiburg warf Weidel bei einem Fernsehauf­tritt Kanzlerin Angela Merkel vor, „selbstvers­tändlich“indirekt dafür verantwort­lich zu sein. In ihrer jetzigen Rede zur Spitzenkan­didatur rief sie: „Die politische Korrekthei­t gehört auf den Müllhaufen der Geschichte!“

Weidel, inzwischen selbststän­dige Unternehme­nsberateri­n, trat 2013 in die AfD ein. Nach ihrem Studium war sie für einen Finanzdien­stleister tätig, bevor sie für sechs Jahre nach China ging. Jetzt ist sie das neue Aushängesc­hild der AfD. (clak)

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FOTO: DPA Die 38-jährige Alice Weidel soll die AfD in den Bundestags­wahlkampf führen.

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