Lindauer Zeitung

Schwere Schäden bei Obstbauern und Winzern

Frostnächt­e sorgen für erhebliche Verluste – Insbesonde­re für manche Obstbauern ist es existenzbe­drohend

- Von Andreas Schwarzbau­er

KREIS LINDAU (andy) - Der Frost vergangene Woche hat einen Großteil der Obstblüten am bayerische­n Bodensee zerstört. „Ich habe noch nie auch nur annähernd so etwas erlebt. Die Schäden sind sehr schwer“, sagt Martin Nüberlin, der Vorsitzend­e der Erzeugerge­meinschaft Lindauer Obstbauern. Er rechnet im besten Fall mit einer kleinen Ernte von zehn bis 20 Prozent. Für viele Obstbauern sei das existenzbe­drohend.

Fröste habe es immer wieder einmal im April gegeben, sagt Nüberlin, aber in seenahen Lagen war es meist nicht so schlimm. Das Problem heuer war allerdings, dass die Blüte aufgrund der warmen Temperatur­en im März sehr viel früher dran war als in den vergangene­n Jahren. „Die Blüten hatten gerade ihre empfindlic­hste Phase, als es so kalt wurde“, sagt Nüberlin. Teilweise habe es minus sieben Grad gehabt. Bereits ab minus ein bis minus zwei Grad werde es für die Blüten gefährlich. Früher hätten die Bäume um den 1. Mai herum geblüht. Da waren die Frostnächt­e im April kein Problem für die Obstbauern.

Totalausfä­lle in vielen Obstbauanl­agen

Doch heuer sagt Nüberlin: „Ich versuche, immer optimistis­ch zu bleiben, aber es gibt viele Anlagen mit einem Totalschad­en. In manchen Ecken ist alles kaputt.“Seine letzte Hoffnung sind die Nachblüher. Immerhin bei den Erdbeeren hätten die Obstbauern durch Abdeckunge­n und Bewässerun­g einiges retten können. Durch Besprühen der Früchte mit Wasser hat sich ein Eispanzer gebildet, der sie isolierte.

Auch Obstbauber­aterin Karin Wudler aus Lindau sagt: „Viel schlimmer kann es gar nicht mehr kommen.“Gerade bei Steinobst wie Aprikosen, Zwetschgen und Kirschen rechnet sie mit großen Schäden. Die Pflanzen seien bereits abgeblüht und trügen junge Früchte. Diese nähmen schneller Schaden als Blüten.

Nüberlin hofft nun auf die Hilfe der Politik. Er sagt: „Es finden Gespräche auf höherer Ebene statt.“Denn in den vergangene­n Jahren seien die Erträge nicht so hoch gewesen, dass die Obstbauern viele Reserven anlegen konnten.

Auch die Winzer am bayerische­n Bodensee haben große Schäden zu beklagen. Allerdings sind sie unterschie­dlich stark betroffen, sagt Josef Gierer, der Vorsitzend­e des Weinbauver­eins Bayerische­r Bodensee. In einigen Parzellen könnte es ein Totalausfa­ll werden, andere Kollegen wiederum hätten dagegen nur leichte Frostschäd­en zu beklagen, vermutet Gierer. Diese „leichten“Schäden betragen allerdings auch 20 bis 30 Prozent.

Wie stark der einzelne Winzer betroffen ist, hängt einerseits von der Weinsorte ab, die er anbaut. Die Reben wären beim Frosteinbr­uch je nach Sorte in einem anderen Entwicklun­gsstadium gewesen. Je weiter die Pflanze bereits entwickelt war, desto größer sei der Schaden gewesen, sagt Gierer.

Winzer hoffen auf sogenannte Frostruten

Außerdem spielte die Lage der Anlage eine Rolle. Weingüter, die näher am See liegen, seien besser weggekomme­n, weil der Bodensee als Wärmespeic­her dient. Gierer sagt: „Ein halbes Grad war entscheide­nd für leichte oder starke Schäden.“

Wie groß der Schaden für die bayerische­n Winzer insgesamt ist, kann Gierer noch nicht sagen. Er erklärt: „Es gibt Triebe, die sind leicht angeschlag­en und wir wissen nicht, wie sie sich entwickeln.“Hoffnung machen Gierer die sogenannte­n Frostruten. Das sind Äste an den Weinreben, die die Winzer bis zu den Eisheilige­n stehenlass­en und erst dann wegschneid­en. Denn so kann der Weinstock seine ganze Kraft in weniger Früchte konzentrie­ren. Im Falle eines Kälteeinbr­uchs können sie allerdings einen Teil der Schäden kompensier­en.

 ?? FOTO: MONIKA KRITZLER ?? Zum Schutz vor dem Frost haben die Obstbauern die Blüten mit Wasser besprüht. Allerdings hat dies nur wenig geholfen.
FOTO: MONIKA KRITZLER Zum Schutz vor dem Frost haben die Obstbauern die Blüten mit Wasser besprüht. Allerdings hat dies nur wenig geholfen.
 ?? FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D, DPA ?? Durch Nachtfrost vergangene Woche sind die Obstblüten eines Apfelbaume­s teilweise bräunlich verfärbt.
FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D, DPA Durch Nachtfrost vergangene Woche sind die Obstblüten eines Apfelbaume­s teilweise bräunlich verfärbt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany