Schwere Schäden bei Obstbauern und Winzern
Frostnächte sorgen für erhebliche Verluste – Insbesondere für manche Obstbauern ist es existenzbedrohend
KREIS LINDAU (andy) - Der Frost vergangene Woche hat einen Großteil der Obstblüten am bayerischen Bodensee zerstört. „Ich habe noch nie auch nur annähernd so etwas erlebt. Die Schäden sind sehr schwer“, sagt Martin Nüberlin, der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern. Er rechnet im besten Fall mit einer kleinen Ernte von zehn bis 20 Prozent. Für viele Obstbauern sei das existenzbedrohend.
Fröste habe es immer wieder einmal im April gegeben, sagt Nüberlin, aber in seenahen Lagen war es meist nicht so schlimm. Das Problem heuer war allerdings, dass die Blüte aufgrund der warmen Temperaturen im März sehr viel früher dran war als in den vergangenen Jahren. „Die Blüten hatten gerade ihre empfindlichste Phase, als es so kalt wurde“, sagt Nüberlin. Teilweise habe es minus sieben Grad gehabt. Bereits ab minus ein bis minus zwei Grad werde es für die Blüten gefährlich. Früher hätten die Bäume um den 1. Mai herum geblüht. Da waren die Frostnächte im April kein Problem für die Obstbauern.
Totalausfälle in vielen Obstbauanlagen
Doch heuer sagt Nüberlin: „Ich versuche, immer optimistisch zu bleiben, aber es gibt viele Anlagen mit einem Totalschaden. In manchen Ecken ist alles kaputt.“Seine letzte Hoffnung sind die Nachblüher. Immerhin bei den Erdbeeren hätten die Obstbauern durch Abdeckungen und Bewässerung einiges retten können. Durch Besprühen der Früchte mit Wasser hat sich ein Eispanzer gebildet, der sie isolierte.
Auch Obstbauberaterin Karin Wudler aus Lindau sagt: „Viel schlimmer kann es gar nicht mehr kommen.“Gerade bei Steinobst wie Aprikosen, Zwetschgen und Kirschen rechnet sie mit großen Schäden. Die Pflanzen seien bereits abgeblüht und trügen junge Früchte. Diese nähmen schneller Schaden als Blüten.
Nüberlin hofft nun auf die Hilfe der Politik. Er sagt: „Es finden Gespräche auf höherer Ebene statt.“Denn in den vergangenen Jahren seien die Erträge nicht so hoch gewesen, dass die Obstbauern viele Reserven anlegen konnten.
Auch die Winzer am bayerischen Bodensee haben große Schäden zu beklagen. Allerdings sind sie unterschiedlich stark betroffen, sagt Josef Gierer, der Vorsitzende des Weinbauvereins Bayerischer Bodensee. In einigen Parzellen könnte es ein Totalausfall werden, andere Kollegen wiederum hätten dagegen nur leichte Frostschäden zu beklagen, vermutet Gierer. Diese „leichten“Schäden betragen allerdings auch 20 bis 30 Prozent.
Wie stark der einzelne Winzer betroffen ist, hängt einerseits von der Weinsorte ab, die er anbaut. Die Reben wären beim Frosteinbruch je nach Sorte in einem anderen Entwicklungsstadium gewesen. Je weiter die Pflanze bereits entwickelt war, desto größer sei der Schaden gewesen, sagt Gierer.
Winzer hoffen auf sogenannte Frostruten
Außerdem spielte die Lage der Anlage eine Rolle. Weingüter, die näher am See liegen, seien besser weggekommen, weil der Bodensee als Wärmespeicher dient. Gierer sagt: „Ein halbes Grad war entscheidend für leichte oder starke Schäden.“
Wie groß der Schaden für die bayerischen Winzer insgesamt ist, kann Gierer noch nicht sagen. Er erklärt: „Es gibt Triebe, die sind leicht angeschlagen und wir wissen nicht, wie sie sich entwickeln.“Hoffnung machen Gierer die sogenannten Frostruten. Das sind Äste an den Weinreben, die die Winzer bis zu den Eisheiligen stehenlassen und erst dann wegschneiden. Denn so kann der Weinstock seine ganze Kraft in weniger Früchte konzentrieren. Im Falle eines Kälteeinbruchs können sie allerdings einen Teil der Schäden kompensieren.