Lindauer Zeitung

Geburtsort: Königreich Bayern

Bei Antrag auf „Gelben Schein“machte Bolsterlan­ger Bürgermeis­terin krude Angaben

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BOLSTERLAN­G/BETZIGAU (jan/ mig) - Zu den Vorwürfen gegen Bolsterlan­gs Bürgermeis­terin Monika Zeller, der staatsfein­dlichen Reichsbürg­erbewegung nahezusteh­en, kommen neue belastende Details ans Tageslicht. Als die ehrenamtli­che Bürgermeis­terin einen „Gelben Schein“beantragte, den viele Reichsbürg­er als Passersatz nutzen, gab sie als Geburtsort an: „Königreich Bayern, Deutschlan­d als Ganzes“. Dies bestätigt der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz auf Anfrage. Wie jetzt bekannt wurde, haben sich Hunderte Reichsbürg­er, Verschwöru­ngstheoret­iker und angebliche Heiler jahrelang zu „Kongressen“im Oberallgäu­er Betzigau getroffen.

Wie berichtet, ermittelt die Landesanwa­ltschaft gegen die Bolsterlan­ger Bürgermeis­terin. Diese wies in einer am Dienstag vom Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft Hörnergrup­pe verschickt­en schriftlic­hen Stellungna­hme erneut „entschiede­n“eine Zugehörigk­eit zu der Reichsbürg­erszene zurück, ebenso jegliches „verfassung­swidriges Gedankengu­t.“Weitere Auskünfte erteile sie aufgrund des beamtenrec­htlichen Verfahrens derzeit nicht. Unbeantwor­tet blieb daher die Frage, warum Zeller einen kleinen Waffensche­in beantragt und diesen laut Klotz nach Beginn der öffentlich­en Diskussion Mitte März zurückgege­ben hat.

Bis Anfang Mai muss die Kommunalpo­litikerin gegenüber der Landesanwa­ltschaft Stellung beziehen. Den dort erhobenen Verdacht, „die Gründung und das Fortbesteh­en der Bundesrepu­blik Deutschlan­d sowie die Geltung des Grundgeset­zes und der Verfassung des Freistaate­s Bayern sowie der darauf basierende­n Rechtsordn­ung in Abrede zu stellen“, begründete­n die Juristen des Freistaats unter anderem mit Angaben Zellers, die für Reichsbürg­er typisch seien.

Klotz bestätigte auf Anfrage: Er habe „erst vor Kurzem erfahren“, dass Zeller in dem Antrag als Geburtsort „Königreich Bayern“angegeben habe. Ab diesem Zeitpunkt hatte er zu den Ermittlung­en die Einschätzu­ng: „Höchste Zeit.“

Zeller benutzte beim Antrag auf den „Gelben Schein“einen Vordruck, bei dem einige Angaben bereits maschinell eingetrage­n waren. Zum Beispiel der Verweis auf das „RuStAG 1913 §1,3 Nr. 1, 4 (1)“. Dabei handelt es sich um das Reichs- und Staatsange­hörigkeits­gesetz für das Deutsche Reich vom 22. Juli 1913. Dieses beginnt mit den Worten „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser“. Reichsbürg­er halten dieses Gesetz für das einzig aktuell gültige.

Herunterge­laden hat Zeller den Antrag offenbar von einer Internetse­ite mit Verschwöru­ngstheorie­n über angebliche weltweite Wettermani­pulationen, auf der die Passage auftaucht „Warum die meisten Deutschen nach dem Gesetz keine Deutschen sind ...“Eine politische Diskussion über die Vorwürfe gegen Zeller hält Klotz derzeit „für unnötig. Das ist eine formaljuri­stische Sache.“Eine politische Debatte „könnte allerdings entstehen, wenn es um das Kreistagsm­andat (von Zeller) geht, allerdings nicht durch mich angestoßen. Erklären muss sie sich dort aber sicherlich.“

Ruchbar geworden war der Reichsbürg­erverdacht nach einer Veranstalt­ung im März 2016 in Bolsterlan­g, in der über das Gedankengu­t der Staatsverw­eigerer referiert wurde. Den „Gelben Schein“beantragt hatte Zeller bereits im September 2015.

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FOTO: CHARLY HÖPFL Bolsterlan­gs Rathausche­fin Monika Zeller

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