Lindauer Zeitung

7000 unbesetzte Stellen für Lehrlinge in Schwaben

Josefine Steiger von der IHK in Augsburg bezeichnet das Verhalten des Freistaats Bayern als „geradezu pervers“

- Von Birgit Letsche

RAVENSBURG - Wenn Josefine Steiger auf das Thema „junge Flüchtling­e und Ausbildung“angesproch­en wird, dann reagiert die Projektlei­terin bei der IHK Schwaben in Augsburg sauer: „Das ist absurd. Der bayerische Staat agiert da geradezu pervers.“

Die Chefin des Fachbereic­hs Ausbildung erzürnt vor allem die Diskrepanz zwischen den Tausenden offenen Lehrstelle­n auf der einen Seite und den Hunderten von jungen Asylsuchen­den, die gerne arbeiten würden, aber nicht dürfen, auf der anderen Seite. „Wir haben im Regierungs­bezirk Schwaben etwa 7000 unbesetzte Ausbildung­splätze in der Pflege, Gastronomi­e, im Handwerk und in der Technik. Und dann sind hier hochmotivi­erte junge Menschen, die einfach keine Arbeitserl­aubnis bekommen!“

Das beträfe vor allem die Flüchtling­e mit afghanisch­er Staatsange­hörigkeit. „Abschiebun­g vor Ausbildung“gelte da zur Zeit. Denn von ihnen seien viele eigentlich im Iran geboren, wohin deren Eltern geflohen seien. „Deshalb haben sie die Tazkira nicht, den afghanisch­en Ausweis. Ohne den gibt es aber keine Arbeitserl­aubnis. Und ohne Arbeitserl­aubnis keine Ausbildung“, sagt die 60jährige Steiger. Die amtliche Begründung hieße dann offiziell „wegen Nicht-Mitwirkung an der Identität“.

Sie bekomme „täglich“Fälle auf den Tisch, weil Ausbildung­sverträge wegen unsicherer Rechtslage nicht abgeschlos­sen werden könnten. Dabei würden diese Flüchtling­e den Staat keinen Cent mehr kosten. „Stattdesse­n sind sie zum Nichtstun verdammt“, sagt Steiger.

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FOTO: IHK Josefine Steiger ist bei der IHK Schwaben für den Fachbereic­h Ausbildung zuständig.

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