Lindauer Zeitung

Ökonomen geraten ins Schwärmen

Die gute Konjunktur trotzt allen politische­n Unsicherhe­itsfaktore­n

- Von Catherine Simon

NÜRNBERG (dpa) - Weder Frankreich-Wahl noch Brexit oder andere weltweite Risiken können der deutschen Wirtschaft nach Ansicht von Ökonomen derzeit etwas anhaben. Bei der Konjunktur laufe es rund und damit auch am Arbeitsmar­kt, sagten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage.

Sorgen machen sich einige Experten jedoch wegen des Fachkräfte­mangels. In einigen Branchen falle es den Unternehme­n zunehmend schwer, geeignetes Personal zu finden. Die Zahl der arbeitslos­en Flüchtling­e werde sich erst im Lauf des Jahres deutlicher in der Statistik bemerkbar machen.

Wann genau das der Fall sein wird, könne man jedoch nur schwer sagen, meinte Michael Holstein von der DZ-Bank. Er betonte jedoch: „Das ist ein Sondereffe­kt. Die Konjunktur läuft sehr gut. Die Stimmung ist fast schon bombig.“Er sei bei seinen Einschätzu­ngen zuletzt oft fast zu pessimisti­sch gewesen. Auch Commerzban­k-Volkswirt Eckart Tuchtfeld rechnet in diesem Jahr trotz der Flüchtling­e nicht mit einem starken Anstieg der Arbeitslos­enzahlen: „Da die konjunktur­elle Grundtende­nz zurzeit für Deutschlan­d recht stark aussieht, werden die Effekte sicherlich begrenzt sein.“

Die hohe Zahl der offenen Stellen sowie Unternehme­nsbefragun­gen deuteten darauf hin, dass sich der Stellenauf­bau fortsetzen werde, sagte auch Stefan Kipar von der Bayern LB: „Wir erwarten keine großen Eintrübung­en in Zukunft.“KfW-Chefvolksw­irt Jörg Zeuner ergänzte: „Wenn sich die Beschäftig­ten bei den derzeitige­n Konjunktur­aussichten um eins nicht sorgen müssen, dann darum, dass dem deutschen Arbeitsmar­kt bald die Luft ausgeht.“

An Schrecken verloren

Die großen politische­n Unsicherhe­itsfaktore­n weltweit hätten derweil etwas an Schrecken verloren, meint Kipar. So habe etwa die EU nun etwas mehr Zeit, um mit Großbritan­nien über den Austritt zu verhandeln. Und bei der ersten Runde der Präsidents­chaftswahl­en in Frankreich, wo der proeuropäi­sche Kandidat Emmanuel Macron vor der Rechtspopu­listin Marine Le Pen liege, sei „der große Unfall ausgeblieb­en“. Auch er glaube nicht, dass von der Frankreich­wahl ein negativer Impuls für Deutschlan­d zu erwarten sei, sagte Allianz-Ökonom Gregor Eder. „Die Konjunktur hat bisher allem erfolgreic­h getrotzt.“

Für den April gehen die Fachleute saisonbedi­ngt von einem weiteren Rückgang der Arbeitslos­enzahl aus. Die Zahl der Jobsucher sei im Vergleich zum Vormonat voraussich­tlich um etwa 90 000 gesunken. Damit würde die Zahl der Erwerbslos­en bei 2,57 Millionen liegen – 170 000 weniger Arbeitslos­e als vor einem Jahr. Die offizielle­n Arbeitslos­enzahlen will die Bundesagen­tur für Arbeit am Mittwoch bekannt geben.

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FOTO: DPA Am Arbeitsmar­kt läuft es nach Auskunft der Volkswirte gut.

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