Oberallgäuer Landrat will Ferienhütten an Höfen genehmigen
Anton Klotz prüft eine Art Privilegierung für Betriebe im Oberallgäu – Landwirte sollen so ihre Existenz sichern
OBERALLGÄU - Das Baurecht schützt besonders Flächen außerhalb von Ortschaften. Kein Stück Landschaft soll verloren gehen, deshalb ist bauen dort zunächst einmal strikt verboten. Doch Genehmigungsbehörden sind in der Zwickmühle. Was tun, wenn junge Bauern, die die Kulturlandschaft pflegen, zum Verlassen der Dörfer geradezu gezwungen werden – weil sie kein Haus bauen dürfen oder der Verdienst aus der Landwirtschaft nicht reicht. Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz will jetzt eine gesetzliche Mauer einreißen und Bauvorhaben in Ausnahmefällen den Weg ebnen, wenn sie eine berufliche Existenz ermöglichen.
Klotz will versuchen, über einen Arbeitskreis mit dem Landwirtschaftsministerium in München zu erreichen, dass Betriebe, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, eine Privilegierung bekommen. Wenn die Höfe vom Ministerium eine Bestätigung erhalten, dass sie ein guter Urlaubsbetrieb sind, wäre das eine Entscheidungsgrundlage, ein Bauvorhaben im Außenbereich zu genehmigen, erklärt der Landrat. „Wir haben eine erfreuliche Entwicklung im touristischen Bereich und auch eine tolle Entwicklung, was zweite und dritte Standbeine von landwirtschaftlichen Betrieben anbelangt“, sagt Klotz. Das sei essenziell für die Region. „Unsere Kulturlandschaft hängt von der Arbeit der Landwirte ab. Deswegen müssen wir sie halten und stützen.“
„Es ist sehr wichtig, dass sich die Betriebe entwickeln können“, fordert auch Angelika Soyer, Vorsitzende des Vereins „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof “. Die Qualitätsansprüche der Gäste steigen. Aber bisher hätten die Höfe kaum Erweiterungsmöglichkeiten, erklärt Soyer. Dabei spiele auch der Brandschutz eine Rolle. Bislang sei es kaum möglich, zusätzliche Gebäude zu errichten – Eine Form der Privilegierung für gute Betriebe könne ein Weg sein. „Man muss die Höfe genau prüfen“, sagt Soyer.
Der Bau von Chalets sei für die Betriebe eine gewaltige Investition. „Es sind wenige, die den Schritt gehen wollen. Es muss auch zum Hof passen“, sagt Soyer. Aber man brauche sowohl Betriebe im gehobenen Segment als auch Bettenkapazitäten, weil die Übernachtungen steigen. „Um ein professionelles Angebot zu machen, braucht man eine gewisse Größe.“ Für die Landwirte in der Region spiele der Tourismus eine immer größere Rolle, sagt Soyer. „Man sieht die Milchpreise gelassener, wenn man ein weiteres Standbein hat.“
„Es ist nur möglich, den Gästen Qualität zu bieten, wenn nicht nur Wohnungen ausgebaut, sondern vielleicht Chalets danebengestellt werden können“, sagt Landrat Klotz. Bisher habe er noch keine Genehmigungen erteilt. Aber es liegen fünf Anträge von Betrieben vor, die kleine Ferienhäuser neben dem Haupthof errichten wollen. „Es muss schon passen und zum Hof gehören“, sagt Klotz. Zweitwohnungen im Außenbereich müssten verhindert, die Gebäude nicht fremdvermietet und ausschließlich für den Urlaub genutzt werden. Regeln könne man das über eine Dienstbarkeit an den Hof, sagt der Landrat. „Aber die Möglichkeit müssen wir schaffen, um die Entwicklung nicht zu verschlafen.“
„Wir müssen mit dem Flächenverbrauch aufpassen, damit es nicht zu einer Zersiedelung kommt“, sagt der Landtagsabgeordnete Leopold Herz (FW). Im kleinen Rahmen seien solche Projekte denkbar. Als langjähriger Wertacher Bauern-Ortsobmann kennt Herz das Problem junger Landwirte, die im Dorf bleiben wollen, aber keine Perspektive sehen. Er würde aber bevorzugen, alte, leer stehende Bauernhäuser zu beleben. „Die gibt es inzwischen leider fast in jedem Ort.“Damit Gebäude zu Ferienhöfen umgebaut werden können, müssten finanzielle Anreize geschaffen und Hürden bei den Baugenehmigungen abgebaut werden. Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz.