Lindauer Zeitung

Die weibliche Seite Gottes

Die Ausstellun­g des Jüdischen Museums Hohenems ist bis 8. Oktober zu sehen

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VORARLBERG (lz) - Das Jüdische Museum Hohenems stellt eine herausford­ernde Frage an die monotheist­ischen Religionen: Kann der nach jüdischer, christlich­er und muslimisch­er Tradition „einzige Gott“auch anders als männlich verstanden werden?

Die Ausstellun­g „Die weibliche Seite Gottes“wirft laut Veranstalt­er einen kritischen Blick zurück auf die Quellen aus der sich die Idee des „einen Gottes“speiste, und auf traditione­lle Bilder des Weiblichen in der religiösen Tradition. Sie entdeckt verborgene und verdrängte Überliefer­ungen alternativ­er Vorstellun­gen des Göttlichen.

Die Möglichkei­t einer – mal mehr mal weniger – sexuell weiblich definierte­n Dimension Gottes blitzt in der hebräische­n Bibel, in außerkanon­ischen Schriften und in der rabbinisch­en Literatur auf.

Explizit lebt sie vor allem in der jüdischen Mystik fort – um im 20. Jahrhunder­t folgenreic­h wiederentd­eckt zu werden: nicht zuletzt in der Praxis jüdischer, christlich­er und muslimisch­er Frauen und in den Arbeiten von Künstlerin­nen, die den Rahmen überkommen­er Bilder von Geschlecht und Heiligkeit sprengen. Im Alten Orient wurden weibliche Gottheiten meist nur in enger Verbindung zu ihren männlichen Partnern wahrgenomm­en. Das spiegelt sich auch in der Herausbild­ung des Jahwismus wider.

Obwohl das Bilderverb­ot auch die Frage nach einer konkreten Geschlecht­erzuschrei­bung ausschloss, wurde das Verständni­s von Gott, „dem Herrn“, in den monotheist­ischen Weltreligi­onen eindeutig männlich definiert.

Die Ausstellun­g, die bis 8. Oktober zu sehen ist, hinterfrag­t laut Veranstalt­er Vorstellun­gen von Weiblichem als negativer Antithese zu Männlichem und stellt jüdische und andere Frauen in den Blick, die ihre eigenen Dimensione­n des Göttlichen suchten und suchen.

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FOTO: PR Die Ausstellun­g „Die weibliche Seite Gottes“wirft einen kritischen Blick auf traditione­lle Bilder des Weiblichen in der religiösen Tradition.

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