Lindauer Zeitung

„Erfolg für den Artenschut­z“

Ein Netzwerk kümmert sich in Bayern um die Wiederansi­edlung der „großen Beutegreif­er“– Es gibt sogar Wolf-Patenschaf­ten

- Von Michael Munkler

KEMPTEN - Luchs, Bär und Wolf: Biologen sprechen von den großen Beutegreif­ern. Beteiligt an einem Wiedereinb­ürgerungsp­rojekt sind unter anderem das Landesamt für Umwelt, die Wildland-Stiftung Bayern und die Bayerische Akademie für Naturschut­z und Landschaft­spflege (ANL). Ziel ist es, eine geordnete Wiederansi­edlung der großen Beutegreif­er zu ermögliche­n, bei der die Interessen aller Beteiligte­n berücksich­tigt werden. Klingt einfach, ist aber offensicht­lich schwer.

Denn der Wolf hat in Deutschlan­d ein schlechtes Image. Dabei sei das Zusammenle­ben von Mensch und Wolf in Europa 2000 Jahre alt, sagt Henning Werth, Gebietsbet­reuer im Naturschut­zgebiet Allgäuer Hochalpen. Der Biologe ist überzeugt: Irgendwann werde sich der Wolf dauerhaft im Allgäu niederlass­en. Denn die Population nehme in ganz Europa zu. Das sei „ein großer Erfolg für den Artenschut­z“. Doch wie willkommen ist der Wolf bei uns?

Werth ist überzeugt, dass die ablehnende Haltung und die Ängste ungerechtf­ertigt sind. Erfahrunge­n hätten gezeigt, dass der Wolf in erster Linie Wild- und nicht Nutztiere jage und erlege. Dabei suche sich der „Hetzjäger“vor allem schwache und kranke Wildtiere wie Gämse oder Rehe aus. Somit trage er zur natürliche­n Selektion bei.

Im Allgäu kein Nutztier getötet

Im Allgäu, sagt Werth, habe ein Wolf noch kein einziges Nutztier getötet. Deshalb sei es auch noch viel zu früh, einen niedrigere­n Schutzstat­us für Meister Isegrim zu fordern.

Der Wolf in Europa ist gleich dreifach geschützt: Über das EU-Projekt Natura 2000 und durch das Washington­er Artenschut­zabkommen sowie die Berner Konvention. Dennoch hat auch Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt Anfang des Jahres eine Lockerung des Schutzes ins Gespräch gebracht. Er schlug eine beschränkt­e Abschussfr­eigabe vor. Wölfe hätten in Deutschlan­d keine natürliche­n Feinde. Schmidt: „In einem dicht besiedelte­n Land wie bei uns müssen der Ausbreitun­g Grenzen gesetzt werden.“

Ganz anders sieht das der Naturschut­zbund Deutschlan­d (NABU). Der hat ein Wolfsproje­kt aus der Taufe gehoben und verkündet auf der Homepage: „Der Wolf kommt nach Hause“. Wer will, kann ab 15 Euro im Monat sogar Wolf-Pate werden.

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