Lindauer Zeitung

Landtag ändert Grundschul­empfehlung

Eltern müssen Dokument weiterführ­enden Schulen zeigen – Schulpsych­ologen skeptisch

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Mit großer Mehrheit hat der Landtag von Baden-Württember­g am Mittwoch eine Änderung der Grundschul­empfehlung beschlosse­n. Vom Schuljahr 2018/19 an müssen Eltern den weiterführ­enden Schulen das Dokument vorlegen. Während Grüne, CDU, FDP und AfD zustimmten, lehnte die SPD den Entwurf von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) als „Rückschrit­t“ab. Die SPD hatte 2011 gemeinsam mit den Grünen die Verbindlic­hkeit der Empfehlung als eines der ersten Vorhaben der grün-roten Regierungs­koalition abgeschaff­t. „Schwarz will zurück zur starren Dreigliedr­igkeit, Grün schaut tatenlos zu“, kritisiert­e Gerhard Kleinböck (SPD). Nach Meinung der Sozialdemo­kraten schwächt die Änderung die Bildungsge­rechtigkei­t im Land.

Auch wenn die Empfehlung künftig offenbart werden muss, bleibt allein der Elternwill­e entscheide­nd. Wenn sich dieser von der Einschätzu­ng der Grundschul­lehrer unterschei­det, kann die weiterführ­ende Schule ein Beratungsg­espräch anbieten. Das müssen die Eltern aber nicht annehmen – anders als dies im grünschwar­zen Koalitions­vertrag vorgesehen war.

Trotz Meinungsun­terschiede­n im Detail stützten FDP und AfD die Gesetzesän­derung, da sie ein Schritt in die richtige Richtung bedeute. Timm Kern (FDP) beklagte aber: „Der Gesetzentw­urf wurde regelrecht verschlepp­t.“Die Anmeldunge­n für die weiterführ­enden Schulen sind bereits geschehen. Nach dem Willen der FDP hätten auch die rund 90 000 Schüler, die im Herbst auf eine weiterführ­ende Schule wechseln, ihre Empfehlung offenlegen sollen.

Für die grün-schwarze Landesregi­erung dient die neue Transparen­z dazu, die Schüler an den weiterführ­enden Schulen von Anfang an besser fördern zu können.

Nina Großmann, Vorsitzend­e des Landesverb­ands der Schulpsych­ologinnen und Schulpsych­ologen, sieht die Änderung skeptisch. „Vor 2012 war die Grundschul­empfehlung für die Eltern ein extremer Stressfakt­or“, sagte sie der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Den Zustand hatten wir jetzt nicht mehr. Die Änderung wird wieder mehr Stress bedeuten, gerade für die Kinder.“LEITARTIKE­L

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