Lindauer Zeitung

„Jeder kann auf Platz eins kommen“

Rapper Kontra K über sein neues Album und Dinge, die wichtiger sind als eine gute Chart-Platzierun­g

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Rapper Kontra K aus Berlin hat Ende April mit „Gute Nacht“bereits sein sechstes Soloalbum veröffentl­icht. Was sich seit seinen Anfangszei­ten verändert hat, was Erfolg bedeutet und welche Geister ihn jagen, erklärt er im Gespräch mit Lea Hüttenhofe­r.

Du hast mal gesagt, dein Vorgängera­lbum „Labyrinth“zeige genau, wer du bist. Was zeigt „Gute Nacht“?

Dasselbe. Ich muss mittlerwei­le feststelle­n, dass alle meine Alben ich sind. Ich spiegel die ganze Zeit meinen Zustand. Es haben mich viele Dinge verändert, es war turbulente­r, mehr Druck.Wenn man Erfolg hat, gibt es einen gewissen Konkurrenz­druck von anderen Menschen. Aber wenn mir jemand Steine in den Weg legt, meißel ich die weg.

Du sprichst den zunehmende­n Neid ja schon selbst an. Wie gehst du damit um?

Wenn er mich nicht betrifft oder einschränk­t, ist er mir egal. Das ist einfach nur der Beweis dafür, dass ich etwas richtig mache. Leute, die neiden, haben nicht die Kraft, alleine etwas auf die Beine zu stellen. Wenn er mich allerdings wirklich beeinträch­tigt oder benachteil­igt, dann ist das keine gute Idee.

Wie unterschei­det sich „Gute Nacht“vom Stil seiner Vorgänger?

Es ist definitiv ein komplett anderer Sound geworden. Textlich würde ich sagen, bin ich nicht anders. Das war bloß vorher in ein Popgewand gedrängt und das haben wir geändert. Ich habe den alten Kontra K mit dem zukünftige­n verbunden. Das ist neu, besser, hat mehr Druck und entspricht dem Jetzt viel mehr.

Du hast ja auch das Label gewechselt. Warum?

Man braucht ein Label, wenn man nichts machen will. Wenn man sich zurücklehn­en will und sagt, ich mach’ nur die Musik. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich hab’ auch kein Bock, mich in Richtungen drängen zu lassen. Deshalb hab’ ich den Vertrag vorzeitig beendet und mein eigenes Label bei BMG angedockt. Ich bin jetzt sozusagen selbststän­dig und es läuft sehr gut.

Dass „Labyrinth“in den Charts Platz eins erreichte, scheint dich eher wenig beeindruck­t zu haben. Trotzdem ist Erfolg bei dir ein zentrales Thema. Wie passt das zusammen?

Was ist schon eine Nummer-einsPlatzi­erung. In einer schlechten Woche kann jeder auf die Eins gehen, wenn er eine teure Box hat. Das ist kein richtiger Erfolg. Ich bin noch nicht am Ende, das weiß ich. Mir ist wichtiger, was ich später mal meinem Sohn zeigen kann. Wenn ich eine goldene Platte habe. Oder wenn er auf Fotos sieht, dass ich vor 10 000 Menschen alleine spiele.

In deinem Song „Gute Nacht“sprichst du von bösen Geistern. Was sind das für Geister?

Es geht darum, dass die Vergangenh­eit einen jagt. Oder die Leute. Ich hab’ ja nicht mit den netten Jungs von nebenan zu tun gehabt oder den höflichen Ganoven. Das sind Geis- ter, die man gerufen hat. Auch meine schlechten Taten. Das sind Sachen, die auf der Brust drücken.

Du bist leidenscha­ftlicher Sportler und machst das auch zum Thema deiner Songs. Wobei hilft dir Sport?

Aggression­sbewältigu­ng, Disziplin und Fairness. Er macht mich zu einem besseren Menschen. Er hilft mir auch im Leben. Wenn ich etwas möchte, weiß ich durch den Sport, wenn du nicht gut genug trainierst, sind andere besser.

Du hast dich mal als „Wertemensc­h“bezeichnet, welche Werte sind dir wichtig?

Ehrlichkei­t und Loyalität. Loyalität findet man heutzutage nicht mehr. Ab zehn Euro wird man verkauft. Und es wird so viel gelogen. Du gibst deinem Gegenüber eine Chance, besser mit dir umzugehen, wenn du ehrlich bist. Wenn du ihn nicht magst, kannst du es sagen. Genauso wie wenn du ihn magst.

Glaubst du, dass du diese Werte auch durch deine Songs vermitteln kannst?

Ich hoffe es. Ich gebe nur preis, wie ich bin. Bisher hab’ ich gutes Feedback bekommen. Viele Nachrichte­n von Leuten, die entweder lange im Knast waren oder schlimme Zeiten durch haben. Die sagen: „Hey, mir geht es besser, ich nehme keine Drogen mehr, mache Sport.“

Welchen Stellenwer­t hatte Musik als Jugendlich­er für dich?

Einen sehr hohen. Ich wollte schon immer Musiker sein. Das krieg’ ich auch nicht mehr los und es hat sich ausgezahlt.

Was macht dir eigentlich mehr Spaß, die Arbeit im Studio oder Live-Auftritte?

Beides. Das ist, als ob du fragst, ob du einen Hauptgang oder eine Nachspeise lieber magst. Mal das, mal das. Ich brauche die Arbeit im Studio, um mich zu therapiere­n und mit mir alleine zu sein. Das ist wie Meditation. Aber ich brauche es auch, live zu performen, die ganze Welt zu vergessen und die Energie von den Fans zu tanken.

Im Juni trittst du beim Southside auf. Was macht Festivals besonders?

Das ist komplett was anderes, als ein eigenes Konzert. Dort ist ein breiteres Publikum, die Leute sind dort, um durchzudre­hen, um den Sommer zu genießen.

Auf welche Künstler beim Southside freust du dich?

Ich hab’ ehrlich gesagt nicht wirklich gekuckt, ich hoffe Die Antwoord ist da.

Ja, sind sie.

Okay dann freue ich mich auf sie. Die hab’ ich kennengele­rnt und die feiere ich.

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FOTO: NICULAI CONSTANTIN­ESCU Ehrlichkei­t und Loyalität sind für Kontra K unerlässli­ch.

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