Hohes Niveau mit Spaßfaktor
Bei den Wertungsspielen in Stiefenhofen hören Jury und Publikum ganz genau hin
KREIS LINDAU (chli) - „Ich bin sehr zufrieden mit dem hohen Niveau der Beiträge“, freut sich Wertungsrichter Marcus Graf. Mit drei Kollegen bewertete der Juryvorsitzende zwei Tage lang das Spiel von 17 Kapellen in der Unter- Mittel-, Ober- und Höchststufe. Wertungsspiele in Stiefenhofen: Das bedeutet konstruktive Kritik – und manchmal auch ein kleiner Wettstreit unter den Musikern.
Samstagnachmittag. Aus den Räumen der Grundschule klingen Tonleitern und Dreiklänge. Eine Kapelle spielt sich ein. Vor der Festhalle sonnen sich Musiker. Sie haben den Auftritt bereits hinter sich. Die Stimmung ist gelöst und die Stücke werden im Gespräch erneut „durchgespielt“. Die Musikkapelle Opfenbach muss darauf noch warten. Sie nimmt in der Halle auf der Bühne Platz. Die Zuhörerränge sind voll. Das Publikum hört konzentriert und aufmerksam zu. Es herrscht gespannte Erwartung.
Technische Ausführung und Klangqualität werden bewertet
Zehn Kriterien legen die Richter Albert Steidele, Peter Pfeiffer, Marcus Graf und Robert Hartmann zugrunde: Neben Intonation und Rhythmik werden beispielsweise die technische Ausführung und die Klangqualität bewertet. Phrasierung, Artikulation und Tempo spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die Auswahl des Stückes, das dem Können der Kapelle angemessen sein sollte. Die Höchstpunktzahl ist im Gesamtwert 100. Die Kapellen interpretieren aus vorgegebenen Werken einen Pflichtteil und die Kür.
Mit „Persis“von James Hosey haben sich die Opfenbacher für orientalische Klangvielfalt und Farbenpracht entschieden. Über 89 Punkte und ein „Sehr gut“darf sich die Musikkapelle freuen. Flinke Klarinettenfinger und ein einfühlsames Oboensolo haben zu diesem Ergebnis beigetragen. Zufrieden? „Ja, passt schon“, lautet die Antwort. „Man hofft zwar immer auf mehr, aber so ist es auch in Ordnung.“
Im Saal geht es gleich weiter. Es warten die Mitglieder der Stadtkapelle Lindenberg. Dirigent Artur
Tronsberg ist noch entspannt und freut sich, „dass es jetzt losgeht und wir unsere Stücke endlich aufführen können.“Zwei Monate haben die Musiker an den beiden Stücken gearbeitet. Klarinettistin Birgit Kuhns Wunsch: „Ich fände es toll, wenn wir mehr Punkte erhalten als die Opfenbacher“, erzählt sie augenzwinkernd und erklärt: „Mein Mann spielt dort die Bassposaune.“Ein kleiner privater Wettstreit, der das Wertungsspiel noch ein bisschen aufregender macht. „Nuclear Power“heißt das Pflichtstück der Stadtkapelle, und entsprechend radioaktiv ist die musikalische Stimmung.
Blätterrascheln, Uhrticken – ein explosives Gemisch auf der Bühne. Wird es ausreichen?
Stille. 90 Punkte, geschafft. Mit einem Lächeln kommt Musikerin Kuhn von der Bühne: „So war’s geplant.“Sie schmunzelt: „Aber natürlich ist uns beiden am liebsten, wir haben gleiche Punktzahl.“Friede erhalten.