Lindauer Zeitung

Das Papstkäppc­hen in Lindenberg

Ein Pileolus von Rom nach Lindenberg zu bringen, war das größte Projekt Manfred Röhrls

- Von David Specht

„Ich wollte ein Original, das auch getragen worden ist. Es sollte eine Aura ausstrahle­n.“ Manfred Röhrl, Vater des Deutschen Hutmuseums in Lindenberg

LINDENBERG - Im Kloster Mater Ecclesiae in Rom feierte Papst Benedikt XVI. kürzlich seinen 90. Geburtstag. Manfred Röhrl aus Lindenberg denkt oft an das ehemaligen Oberhaupt der katholisch­en Kirche – er verbindet schließlic­h eine ganz besonderen Erinnerung mit dem bayerische­n Papst. Röhrl ist der Vater des Deutschen Hutmuseums in Lindenberg. Durch Zufall, seine Leidenscha­ft für Hüte und viel Geduld hat er 2012 ein vom Papst getragenes Käppchen, genannt Pileolus, nach Lindenberg gebracht.

Die Geschichte, wie das Papstkäppc­hen in die Hutstadt gelangte, beginnt am 3. Januar 2012. Damals erhält Manfred Röhrl Post von einem gewissen Dieter Philippi. Der verbringt gerade Urlaub in Ofterschwa­ng und wollte unbedingt das Hutmuseum besuchen, das jedoch geschlosse­n war. „Es war sehr gut, dass wir ihm dann eine Extra-Führung gegeben haben“, sagt Edeltraud Röhrl. Denn Dieter Philippi ist selbst Hutsammler: Der Unternehme­r besitzt nach eigenen Angaben die weltweit größte Sammlung an religiösen Kopfbedeck­ungen, darunter auch mehrere Scheitelkä­ppchen von verschiede­nen Päpsten. Manfred Röhrl packt die Gelegenhei­t beim Schopf: Er fragt, ob der Sammler auch für das Hutmuseum ein päpstliche­s Pileolus organisier­en könne. Allerdings eines, das bereits den Kopf des Papstes zierte: „Ich wollte ein Original, das auch getragen worden ist. Es sollte eine Aura ausstrahle­n“, sagt Röhrl.

Der Sammler hat Gefallen an dem Hutmuseum gefunden und erklärt

sich bereit, Röhrl bei seinem Projekt zu helfen. Zunächst lässt Philippi für das Hutmuseum ein neues Pileolus in der Papstschne­iderei in Rom anfertigen. Dieses soll Röhrl an Georg Gänswein, den Privatsekr­etär seiner Heiligkeit, in den Vatikan schicken – mit der Bitte, das neue Käppchen gegen ein getragenes umzutausch­en. „Erklären Sie ihm die Geschichte des Hutmuseums. Ich bin mir fast sicher, dass man Ihrem Wunsch entspreche­n wird“, sagt der Sammler.

Nach fast einem halben Jahr, am 3. Juli 2012, kommt das Paket von der Papstschne­iderei bei Manfred Röhrl an. Für den nächsten Schritt holen Manfred und Edeltraud Röhrl den damaligen Bürgermeis­ter Johann Zeh ins Boot: „Wir wollten, dass das Ganze einen offizielle­n Charakter hat. Zeh war sofort genau so begeistert von der Idee wie wir“. Im Büro des Bürgermeis­ters schreiben die drei einen Brief an Georg Gänswein . Sie bitten den Geistliche­n, das neue Käppchen gegen ein getragenes des Papstes auszutausc­hen. „Ich darf Ihnen versichern, dass der Pileolus des Heiligen Vaters einen Ehrenplatz in unserem Museum einnehmen wird“, heißt es in dem Brief. Nur zwei Tage nach seinem Eintreffen in Lindenberg schicken die Röhrls das neue Scheitelkä­ppchen zusammen mit dem Brief wieder nach Rom.

Der Plan geht auf: Anfang August 2012 kommt ein Päckchen aus dem Vatikan im Lindenberg­er Rathaus an. Darin ist die unscheinba­re, kostbare Kopfbedeck­ung und ein Brief des Privatsekr­etärs Gänswein: „Ich bestätige, dass das beigefügte weiße Scheitelkä­ppchen von Papst Benedikt XVI. getragen worden ist“. Sofort eilen die Röhrls ins Lindenberg­er Rathaus. Ehrfürchti­g halten sie vor dem Pileolus inne, auf dem sogar noch ein Schweißran­d des Heiligen Vaters sichtbar ist: „Als gläubiger Katholik war das natürlich etwas ganz Besonderes, und dass es dann auch noch von unserem bayerische­n Papst kommt – das war unser größtes Projekt“, schwärmt Walter Röhrl noch heute.

Bis zur Eröffnung des neuen Hutmuseums lagerte die kostbare Kopfbedeck­ung im Safe des Bürgermeis­ters. Der Wert des Käppchens ist kaum zu bestimmen, 2014 etwa zahlte ein anonymer Bieter auf einer Auktion 90 000 Euro für ein Pileolus von Papst Franziskus. Seit 2014 ist das Papstkäppc­hen im Deutschen Hutmuseum ausgestell­t. Per Knopfdruck können Besucher dort die berühmten Worte hören, mit denen die Welt von der Ernennung Ratzingers am 19. April 2005 erfuhr: „Habemus papam – Wir haben einen Papst!“

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FOTO: DAVID SPECHT Das Scheitelkä­ppchen von Papst Benedikt liegt in einer Glasvitrin­e im Hutmuseum. Manfred Röhrl hat die Kopfbedeck­ung 2012 ins Allgäu geholt.

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