Kreistag einstimmig für Bodo-Beitritt
„Ganz große Chance“für Nahverkehr – Absage an jede Verzögerungstaktik.
LINDAU (ee) - Am Ende strahlt der Lindauer Landrat Elmar Stegmann: Der Lindauer Kreistag hat in seiner Sitzung am Donnerstagnachmittag einstimmig für den Beitritt des Landkreises Lindau zum Verkehrsverbund Bodo gestimmt. Und damit dem Landrat grünes Licht gegeben für die Unterschriften unter alle erforderlichen Verträge. In Stegmanns Augen ist das eine Sternstunde für den öffentlichen Personennahverkehr im Kreis Lindau. Und da spielte es letztlich auch keine Rolle, dass in der Stadt Lindau noch immer der Beschluss aussteht, ob der Lindauer Stadtbus künftig ebenfalls unter der Flagge des Bodo rollen wird.
Auch jene Kreisräte, die zugleich Stadträte sind, stimmten für den Bodo-Beitritt. Und das, obwohl der SPD-Fraktionsvorsitzende Helmut Böller es besser gefunden hätte, wenn der Kreistag sich erst in seiner Juli-Sitzung endgültig entscheidet: „Einen Bodo-Beitritt ohne den Lindauer Stadtverkehr können wir uns nicht vorstellen“, hatte der Lindenberger argumentiert.
Zuvor hatten Landkreisjurist Tobias Walch und Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler den Kreisräten noch einmal detailliert geschildert, was dieser Beitritt bedeutet, was zwei Jahre lang an Vorarbeit geleistet wurde, was er den Fahrgästen an Vorteilen bringe und auch, was er den Landkreis kostet. Wichtig in Walchs Augen: „Der Bodo ist ein Tarifverbund – die Kernentscheidungen bleiben bei uns.“Denn der Landkreis sei und bleibe schließlich Aufgabenträger des ÖPNV. Als großes Ziel sieht die Kreisverwaltung, den öffentlichen Nahverkehr im Kreisgebiet und darüber hinaus besser zu vernetzen.
„Wir müssen möglichst vielen Menschen einen guten ÖPNV bieten.“Davon ist Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler überzeugt. Und das bedeute auch, dass die Fahrgäste im Geltungsbereich ihrer Fahrkarte eine freie Verkehrsmittelwahl haben, ob sie nun Bus oder Bahn nutzen wollen. Und das Fahren im ÖPNV soll so einfach wie möglich werden – bis hin zur elektronischen Fahrkarte, dem sogenannten e-Ticket, mit dem die Kunden ohne Kleingeld und kompliziertes Tarifstudium in jeden Bus und jeden Zug ein- und aussteigen können, sich dort einfach nur per Karte an- und abmelden müssen. „Wir rechnen zum besten Tarif ab“, kündigte Löffler im Kreistag an.
Dieses System ist für Bayern ein Pilotprojekt. Deshalb gibt München auch 545 000 Euro Zuschuss für den Start des e-Ticketing im Kreis Lindau. Das sind zwei Drittel der Kosten. Wobei Stegmann darauf verwies, dass es auf dieses Fördergeld keinerlei Rechtsanspruch gebe. Besonders dankte er dabei dem Lindauer Landtagsabgeordneten und Kreisrat Eberhard Rotter aus, durch dessen Vermittlung dieser Zuschuss erst möglich geworden sei.
„Sehe jetzt, dass der Beitritt vor allem viele Vorteile bringt“
Unverständnis löste bei Landrat, Kreis- und Stadträten die Tatsache aus, dass die Stadt Lindau einen solchen Förderantrag bisher nicht gestellt hat. Denn Geld aus diesem Topf gebe es nur in diesem Jahr. Und da die Stadt für ihr Gebiet die ÖPNVTrägerschaft vom Landkreis übertragen bekommen hat, müsse sie sich selbst um diesen Zuschuss kümmern.
Sehr deutliche Worte kamen vom Stadt- und Kreisrat Mathias Hotz. Er sparte nicht mit Kritik an der Lindauer Stadtverwaltung. So bemängelte er, dass in städtischen Sitzungen beim Thema Bodo-Beitritt bisher immer nur Probleme im Vordergrund ständen. „Ich sehe erst jetzt, dass der Beitritt vor allem viele Vorteile bringt“, stellte Hotz im Kreistag fest. So hatte Löffler im Verlauf der Sitzung auf spezielle Bodo-Abokarten für Senioren verwiesen und auf Schülerkarten, die auch abends und an Wochenenden freie Fahrt im ÖPNV geben. „Wir müssen das hier heute beschließen“, appellierte Hotz an seine Kreistagskollegen.
„Die Aussagen des Kollegen Hotz können wir nur unterstützen“, stellte Stadt- und Kreisrat Max Strauß für die Grünen-Fraktion fest: „Diesem guten Beschluss können wir nur zustimmen.“Das auch mit dem Blick darauf, dass in der Stadt seit den 80er Jahren über die Verkehrsbelastung gestöhnt werde. Der Gestratzer Bürgermeister und Kreisrat Johannes Buhmann bezeichnete den BodoBeitritt als „ganz große Chance“, und „die müssen wir nutzen und Ja sagen“. Denn das sei auch „eine einmalige Chance, den oberen und unteren Landkreis besser zu verbinden“, so Stadt- und Kreisrat Ulrich Jöckel. Und wer über Kosten debattiere, dem gab er zu bedenken: „Je mehr Leute damit fahren, desto geringer wird das Defizit.“