Ravensburger Luftreinhalteplan kommt voraussichtlich 2018
Ravensburg muss gegen Schadstoffbelastung der Luft vorgehen – Autoverkehr steht im Fokus
RAVENSBURG - Die Bemühungen zur Reduzierung von Schadstoffen in der Ravensburger Luft gehen voran. Die Verwaltung erarbeitet bereits erste Vorschläge, der Gemeinderat wird noch vor der Sommerpause darüber beraten. Voraussichtlich 2018 kommt dann der verbindliche Luftreinhalteplan – mit Konsequenzen vor allem für Autofahrer.
Wie mehrfach berichtet, haben die amtlichen Luftmessungen, die das ganze Jahr 2016 über in Ravensburg liefen, eine erhebliche Schadstoffbelastung ergeben. Beim Stickstoffdioxid sind die Grenzwerte im Jahresmittel um rund 20 Prozent überschritten. Das Regierungspräsidium Tübingen wird der Stadt daher einen Luftreinhalteplan verordnen. Mit verschiedenen Maßnahmen soll so die Luftbelastung nachprüfbar reduziert werden.
„Der größte Verursacher ist zweifellos der Verkehr“, sagte Ravensburgs Bürgermeister Dirk Bastin am Mittwochabend bei einem Treffen mit der Agendagruppe Oberstadt. Die Agendagruppe beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Luftverschmutzung und sieht es als ihren Verdienst, dass es 2016 zu den amtlich anerkannten Messungen kam.
„Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir brauchen attraktive Alternativen zum Autoverkehr“, sagte Bastin im Hinblick auf die Maßnahmen des Luftreinhalteplans. Der Bürgermeister schloss aber auch Restriktionen nicht aus: „Da muss die Politik sehr mutig sein.“Denkbar wären in Ravensburg zum Beispiel die Einführung von Umweltzonen (Bastin: „Allein darüber zu diskutieren wäre aber nutzlos“) oder Fahrverboten („Natürlich kann das in Ravensburg auch eine Debatte werden“). Auf der anderen Seite müsse man aber andere Verkehrsmittel attraktiver machen, zum Beispiel den Bus oder das Fahrrad („Da haben wir noch wahnsinnig viel Luft und Potenzial“).
Noch vor dem Sommer Thema
Dirk Bastin skizzierte das Zeitfenster für den Ravensburger Luftreinhalteplan. Der Umweltausschuss des Gemeinderats soll über mögliche Maßnahmen noch vor dem Sommer beraten, ein neutraler Gutachter wird diese anschließend bewerten sowie feststellen, ob sie ausreichen, um die Schadstoffbelastung zu reduzieren. Anschließend können Bürger Anregungen einbringen. „Ich gehe davon aus, dass der Luftreinhalteplan im Sommer 2018 fertig ist“, sagte der Bürgermeister. 2020 werde er dann auf seine Wirksamkeit überprüft.
Fahrgastzahlen verdoppeln
Manfred Lenz, Vorsitzender der Oberstadt-Agenda, dauert das viel zu lange: „Wir sollten nicht so lange warten“, meinte er. Der Stadt Ravensburg sei es nicht verboten, schon früher einzelne Maßnahmen umzusetzen, wenn dies der Gemeinderat beschließe, entgegnete Bastin. Und verwies auf das Anfang April eingeführte Ein-Euro-Ticket für Busfahrten am Samstag. Vor der Einführung seien rund 1600 Personen samstags mit dem Bus in die Altstadt gekommen. Inzwischen seien es schon rund 3000. „Das sind intelligente Maßnahmen, denn wenn wir hier die Fahrgastzahlen verdoppeln, dann ist das am Ende finanziell ein Nullsummenspiel“, so Dirk Bastin. Man müsse daher dringend dafür werben, dass das zunächst befristet eingeführte Ein-Euro-Ticket zur Dauereinrichtung wird.