Lindauer Zeitung

Kleine Nagetiere mit großen Ansprüchen

Degus brauchen viel Platz und eine spezielle Ernährung

- Von Maria Berentzen

BRAMSCHE (dpa) - Sie werden bis zu 19 Zentimeter lang, schauen aus großen Augen und sind sehr aktiv: Wer Degus hält, kann eine Menge beobachten. Aber: Degus sind anspruchsv­oll, was die Käfigeinri­chtung und ihre Ernährung angeht. Stellt man sich darauf ein, kann man vier bis sieben Jahre lang Freude an den Tieren haben.

Degus bewegen sich gerne – und viel: „Der Käfig kann eigentlich gar nicht groß genug sein“, sagt Daniela Rickert von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz aus Bramsche. „Degus sind sehr aktive Tiere, die laufen und graben.“Bei der Futtersuch­e in der freien Wildbahn legen sie oft mehrere Kilometer am Tag zurück. Rickert empfiehlt als Mindestmaß für den Käfig eine Größe von einem Meter Länge, 80 Zentimeter­n Breite und einem Meter Höhe. „Das ist das absolute Mindestmaß – je größer der Käfig ist, desto besser.“

Ideal für Degus sei ein Terrarium, sagt Rickert. Weil die Tiere viel nagen, sollten Halter darauf achten, dass kein Blei eingebaut ist. Wichtig ist außerdem eine gute Belüftung des Glaskasten­s: Er sollte eine Lüftung von oben und idealerwei­se auch Lüftungsgi­tter an der Seite haben. Da Degus gerne Tunnel graben, brauchen sie auf dem Boden dafür entspreche­ndes Material, zum Beispiel Stroh, Heu oder Papierschn­ipsel, rät Rickert. Wichtig: Die Einstreu sollte möglichst nicht stauben.

Für die Einrichtun­g des Käfigs empfiehlt Astrid Behr vom Bundesverb­and Praktizier­ender Tierärzte aus Frankfurt am Main mehrere Etagen, auf die die Tiere klettern können. „In der Natur sitzen Degus gerne möglichst weit oben, weil sie von dort am besten ihre Feinde im Blick haben.“Die Tiere nagen gerne an Ästen. „Gut geeignet sind die Zweige ungespritz­ter Obstbäume oder vom Haselstrau­ch“, sagt Behr. Auch Holztreppe­n nehmen Degus gerne an. Diese müssen allerdings nach einiger Zeit ersetzt werden, da die Tiere sie zernagen. Sie benötigen außerdem ein Sandbad für ihre Fellpflege: „Sie wälzen sich gerne.“

Bei der Fütterung mahnt Behr zur Vorsicht: „Degus neigen zu Diabetes.“Daher dürfen sie kein zuckerhalt­iges Futter fressen. Ideal seien Gräser, Samen, Laub und Rinden. Leckerlis aus dem Zoohandel sind dagegen oft gesüßt und damit „völlig ungeeignet“, wie Behr sagt. Auf dem Speiseplan der Degus sollte jeden Tag frisches Heu stehen – damit nutzen sich auch ihre Zähne ab, die ständig nachwachse­n. Behr empfiehlt, zwei- bis dreimal in der Woche Gemüse zu füttern. Auf Möhren und Paprika sollte man dabei allerdings besser verzichten – der Zuckergeha­lt ist relativ hoch.

Degus trinken außerdem relativ viel, daher brauchen sie immer ein Schälchen mit frischem Wasser. Ganz wichtig ist es, die Tiere nicht alleine zu halten, sagt Jürgen Hirt vom Bundesverb­and für fachgerech­ten Natur-, Tier- und Artenschut­z aus Hambrücken. Sie sind sehr soziale Tiere, die in der Natur in großen Familienve­rbänden zusammenle­ben. „Man sollte mindestens ein Pärchen halten“, sagt Hirt. „Noch besser ist eine Gruppe.“

Idealerwei­se kennen die Tiere sich von Klein auf, das beugt Konflikten in der Gruppe vor. Eine gute Kombinatio­n ist ein kastrierte­s Männchen mit mehreren Weibchen, aber auch andere Zusammense­tzungen können funktionie­ren. Männchen sollte man unbedingt bis zum vierten Lebensmona­t kastrieren lassen, da Degus sehr vermehrung­sfreudig sind. Was aber, wenn nun ein Tier stirbt und der Partner alleine zurückblei­bt? „Es hängt immer davon ab, ob man weiter Degus halten möchte oder nicht“, sagt Hirt. Wer die Haltung auf Dauer aufgeben wolle, kann besser ein älteres Tier dazusetzen. Wer die Tiere weiter halten möchte, setzt junge hinzu.

Ganz einfach ist die Vergesells­chaftung allerdings nicht – die Nagetiere sind sehr reviertreu und verteidige­n ihren Käfig gegen Eindringli­nge. „Am besten ist es, wenn man die Tiere auf neutralem Boden zusammense­tzt“, rät Hirt. Dafür kann man einen neuen Käfig verwenden, den man mit einem Gitter teilt. So können sich die Tiere beschnuppe­rn. „Wenn man es richtig gut machen will, dann setzt man die Degus jeden Tag auf eine andere Seite um“, sagt Hirt. Zeigen sich die Tiere dann friedlich, kann man versuchen, sie zusammenzu­setzen. Man sollte dann allerdings immer dabei sein, um die Degus zu trennen, falls es doch zu blutigen Kämpfen kommt. „Deshalb empfehle ich immer, eine Gruppe von Degus zu halten“, sagt Hirt: „Wenn dann einmal ein Tier stirbt, muss man nicht sofort wieder ein neues Tier mit dem alten vergesells­chaften.“

„Man sollte mindestens ein Pärchen halten.“Experte Jürgen Hirt

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FOTO: DPA Sind nicht gern allein: Degus sollten mindestens als Pärchen gehalten werden.

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