Lindauer Zeitung

Herrmann lehnt Befristung der Grenzkontr­ollen ab

Bayerns Innenminis­ter warnt vor falschem Signal „an die ganze Welt“

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MÜNCHEN (rm) - Bayern lehnt eine Befristung der Grenzkontr­ollen zum jetzigen Zeitpunkt ab. Die Kontrollen müssten so lange beibehalte­n werden, bis ein wirksamer Schutz der Außengrenz­en der Europäisch­en Union gewährleis­tet sei, sagte der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann der „Lindauer Zeitung“. Herrmann fordert Grenzkontr­ollen „mindestens bis Jahresende“.

EU-Innenkommi­ssar Dimitris Avramopoul­os hatte vor einigen Tagen die Beendigung der Kontrollen bis spätestens November 2017 verlangt. Brüssel werde die Kontrollen „ein letztes Mal“verlängern. Bis dahin sollten die fünf Schengen-Vertragsst­aaten, die ihre Grenzen überwachen, diese Maßnahmen schrittwei­se auslaufen lassen und Alternativ­en wie Überprüfun­gen auf Autobahnen nutzen.

Herrmann hält das für falsch. Würden die Kontrollen beendet, wäre dies ein „Signal an die ganze Welt“, dass Deutschlan­d wieder offen sei, sagte Herrmann.

Grüne lehnen Kontrollen ab

Die Grünen sind anderer Ansicht. Ihr bayerische­r Landesvors­itzender Eike Hallitzky bezeichnet­e die Grenzkontr­ollen als „sinnfrei“. Sie hätten nur einen politische­n Zweck. Alles, was von außen komme, werde als Bedrohung dargestell­t. Darüber hinaus solle vermittelt werden, die CSU wehre diese Gefahren ab. „Das ist nichts weiter als postfaktis­ches Handeln zum Zwecke des Wahlkampfs“, so Hallitzky.

Wie wichtig die Kontrollen seien, zeige die Tatsache, dass zahlreiche Migranten bereits an der Grenze zurückgewi­esen würden, betonte Innenminis­ter Herrmann. Täglich gingen den Beamten von Bundes- und Landespoli­zei an der bayerisch-österreich­ischen Grenze Schleuser ins Netz. 2016 habe man zudem 4800 Personen festgenomm­en, darunter auch mit Haftbefehl gesuchte Straftäter.

Wenn man nach den Polizeiber­ichten gehe, würden an der Grenze fast nie Schleusung­en verhindert, sondern illegale Welpentran­sporte aufgedeckt, gefälschte Führersche­ine sichergest­ellt und ungesicher­te Ladungen oder übermüdete Fahrer festgestel­lt, hält Hallitzky dagegen. Das sei „nichts, was mit dem Schutz der Grenze zu tun hat“. Würde man an einer ähnlich befahrenen Autobahn irgendwo in Deutschlan­d die gleichen Kontrollen durchführe­n, käme man zu den gleichen Ergebnisse­n, so der Grünen-Landesvors­itzende.

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FOTO: DPA Die EU-Kommission erlaubt Grenzkontr­ollen bis November.

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