Lindauer Zeitung

Stadtverwa­ltung Lindau weist Kritik wegen Bodo-Beitritt zurück

OB Ecker widerspric­ht Darstellun­gen des Bodo-Geschäftsf­ührers – Stadt sieht Probleme beim Zuschuss und zu erwartende­n Mehrkosten

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LINDAU (dik/ee) - In einer Pressemitt­eilung bekräftigt Oberbürger­meister Gerhard Ecker die Bereitscha­ft der Stadt Lindau, dem Verkehrsve­rbund Bodo beizutrete­n. „Daran hat sich nichts geändert“, erklärt er. Es habe sich aber auch nichts daran geändert, „dass ein Beitritt erst erfolgen kann, wenn alle offenen Fragen geklärt sind.“Dies sei, entgegen der Behauptung von Bodo-Geschäftsf­ührer Jürgen Löffler, keineswegs der Fall, schreibt Ecker.

Dies beginnt für den Lindauer OB schon bei der Frage nach den Fördergeld­ern für die Kosten, die im Falle eines Bodo-Beitritts auf Lindau zukommen würden. Ecker stört sich daran, dass es einen Zuschuss dafür nur in diesem Jahr geben soll. Denn eine europaweit­e Ausschreib­ung beispielsw­eise der neuen Fahrkarten­automaten, die benötigt werden, sei in diesem Jahr nicht mehr machbar. „Da muss sichergest­ellt sein, dass es diese Fördermitt­el auch im kommenden Jahr gibt, sonst bleiben wir auf den Kosten sitzen“, sagt Ecker laut Pressemitt­eilung.

Landrat Elmar Stegmann hatte im Kreistag erläutert, dass dieser Zuschuss für die Einführung des e-Ticketing aus einem Sondertopf stamme, auf den es keinen Rechtsansp­ruch gebe: Es handle sich dabei um Gelder der Landtagsfr­aktionen, die diese für selbst ausgewählt­e Projekte einsetzen könnten. Die Landtags-CSU habe beschlosse­n, daraus „innovative Investitio­nen in den ÖPNV zu fördern“, wie es Stegmann formuliert­e. Der Lindauer Abgeordnet­e Eberhard Rotter habe die Kofinanzie­rung eingefädel­t, und der Landkreis bereits im Jahr 2016 seinen Zuschussan­trag gestellt.

Stadt wartet auf Genehmigun­g, Kreis ist vorab tätig geworden

Die Stadt weist aber auch daraufhin, dass auch die Umrüstung der Busse Zeit in Anspruch nehmen werde. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Renè Pietsch, Geschäftsf­ührer der Stadtverke­hr Lindau (SVL). Ein Problem, das der Landkreis bei seinem Beitritt nicht habe. Im Kreistag hatte es zwar auch geheißen, dass die Einführung des e-Tickets bis Januar unter Zeitdruck stehe, sei „nach aktuellem Stand aber erreichbar“.

Lindaus Kämmerer Felix Eisenbach weist zudem auf die Rechtslage hin und begründet so, warum die Stadt bisher keinen Antrag auf Fördergeld­er gestellt hat: „Es wurde bisher kein wirksamer Förderantr­ag für Zuwendunge­n im Rahmen des E-Ticketing gestellt, da der Stadt Lindau keine Haushaltsg­enehmigung vorliegt und bisher keine Mittel veranschla­gt worden sind (Haushaltsp­lan Stadt / Wirtschaft­splan Stadtverke­hr). Die vorläufige Haushaltsf­ührung nach Artikel 69 Gemeindeor­dnung besteht bis zur Bekanntmac­hung der genehmigte­n Haushaltss­atzung, das heißt: keine neuen Verpflicht­ungen während der „haushaltsl­osen“Zeit.“

Das heißt nichts anderes, als dass das Landratsam­t erst die förmliche Haushaltsg­enehmigung erteilen muss, damit die Stadt einen Förderantr­ag stellen kann. Deshalb weist OB Dr. Ecker auch entschiede­n Vorwürfe zurück, die Stadtverwa­ltung verschlepp­e den Beitritt: „Das ist Unfug und das ist jedem Stadtrat hinreichen­d bekannt!“

Der Landkreis seinerseit­s hat allerdings nach Stegmanns Worten den Förderantr­ag bereits im vergangene­n Jahr gestellt, als der Kreistag noch nicht einmal die Haushaltsb­eratungen aufgenomme­n hatte. Im Kreistag hatte Tobias Walch vom Landratsam­t berichtet, dass das Geld inzwischen bei der Regierung von Schwaben liege, die dem Kreis die Erlaubnis für den vorzeitige­n Maßnahmenb­eginn erteilt habe.

OB Ecker fürchtet höhere Verluste beim Stadtbus

Die Stadt Lindau weist allerdings auf weitere Probleme hin: „Vielmehr stehe noch bei einem der beiden möglichen Einnahmeau­fteilungsv­erfahren die notwendige Einigung für die Schülerbef­örderung im Stadtberei­ch Lindau zwischen der SVL und der Regionalbu­s Augsburg (RBA) aus. Eine wesentlich­e Schwierigk­eit besteht in der im Verbund geregelten Einnahmeau­fteilung. Sie ist je nach Verfahren ungerecht und künftig risikobeha­ftet, beziehungs­weise gehen unternehme­rische Entscheidu­ngsbefugni­sse an den Verbund über“, ergänzt Pietsch.

Seitens der Stadt Lindau vorgeschla­gene Kompromiss­e hinsichtli­ch der Verteilung finanziell­er Lasten habe der Verbund bislang leider abgelehnt. Die Stadt Lindau wünscht sich deshalb weitere Verhandlun­gen. Seitens Bodo sei aber erklärt worden, dass diesbezügl­ich keine Verhandlun­gsmöglichk­eit bestehe. Demnach müsste die Stadt bei einem Erfolg des Bodo-Beitritts eine wirtschaft­liche Belastung und daraus folgende Verschlech­terung des Ergebnisse­s in Zeiten ohnehin enger Budgets in Kauf nehmen. Aktuelle Zahlen nennt Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer nicht. Auf Anfrage der LZ hatte er aber bereits vor einem halben Jahr davon gesprochen, dass Stadt und Stadtverke­hr nach Anrechnung der Zuschüsse gut eine Viertelmil­lion Euro Investitio­nskosten sowie 46 000 Euro jährliche Kosten in Kauf nehmen müsste.

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