Elektronik für Rettungshubschrauber und Flugzeuge
Weißensberger Unternehmen Tecnotron stellt hochwertige Baugruppen und Systeme her
WEISSENSBERG (andy) - Seine Bauteile befinden sich in Rettungshubschraubern, Flugzeugen und Containerschiffen. Das Weißensberger Unternehmen Tecnotron entwickelt, designt und stellt elektronische Baugruppen, Geräte und Systeme her. Einer der beiden Geschäftsführer Florian Schemm sagt: „Wir haben kein eigenes Produkt, das wir auf den Tisch legen können.“
Die Kunden kämen mit einer Idee zu Tecnotron und die Firma mache daraus etwas Reales, erklärt Schemm. So hatte das österreichische Bundesheer das Problem, dass bei Fallflügen und Überschallgeschwindigkeit die Kommunikation mit den Piloten in den Eurofighter-Flugzeugen oftmals schwierig war. Deshalb wollte das Heer einen Vorverstärker für die Mikrofone haben, mit dem jederzeit ein verständlicher Austausch zwischen Bodenpersonal und Flieger möglich ist.
Tecnotron entwickelte diesen Vorverstärker. Die Mitarbeiter erarbeiteten einen Schaltplan, in dem festgelegt war, welche Bauteile dafür nötig waren und wie sie miteinander verbunden werden mussten. Anschließend ging das Projekt in die Layout-Abteilung. Dort arbeitet ein Team von 15 Leuten und legte das Aussehen und die konkrete Zusammensetzung fest.
Nach der Planung und Entwicklung kann das Unternehmen die Baugruppe auch selbst produzieren. Schemm sagt: „Es kommt alles aus einer Hand von einem Standort.“Allerdings ist in Weißensberg keine Massenproduktion möglich. Oftmals stellt Tecnotron nur den Prototypen her und die serienmäßige Fertigung übernimmt der Auftraggeber. Viele der Kunden benötigen zudem nicht viele, sondern hochwertige Produkte. Aufträge bekommt die Firma vor allem aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und hochzuverlässiger Industrie. Tecnotron ist ein vom Luftfahrt-Bundesamt zertifizierter Betrieb.
Überwachungssystem für Rettungshubschrauber
So hat das Unternehmen auch schon Leiterplatten für die ADAC-Rettungshubschrauber gefertigt. Deren Triebwerke sind durch Sand und Staub extremen Belastungen ausgesetzt. Das reduziert die Lebensdauer der Turbinen. Deshalb wollte Hersteller Eurocopter eine Art Luftfilter einbauen. Tecnotron entwickelte für diesen Filter ein Überwachungssystem, das über Drucksensoren seinen Verschmutzungsgrad erkennt und an eine Kontrollbox übermittelt. Dadurch muss der Filter nicht prophylaktisch, sondern nur wenn es notwendig ist, ausgetauscht werden. Das senkt die Kosten für den Betrieb des Hubschraubers.
Die Entwicklung und Fertigung einer solchen Baugruppe könne zwischen einigen Wochen und mehreren Jahren dauern. Alex Weyerich, der zweite Geschäftsführer, sagt: „Im Luftfahrtbereich ist ein Jahr keine Seltenheit.“Ein Grund sei, dass die Produkte dort nach jedem Arbeitsschritt überprüft werden müssten. Schemm ergänzt: „Wir machen keine 0815-Technik.“Das wirkt sich auch auf die Preise aus: Für Auftraggeber aus der Raumfahrt gebe es Baugruppen, die weit mehr als 50 000 Euro pro Stück kosten können.
Die Kunden kommen größtenteils aus Deutschland. Darunter sind auch so namhafte Firmen, wie Airbus oder Kamerahersteller Leica.
Demnächst möchte Tecnotron ein neues Aufgabenfeld erschließen: Medizinische Geräte. Schemm sagt: „Das war eine strategische Entscheidung, weil es gut zu unseren hochwertigen Produkten passt.“Außerdem sei es wegen der alternden Gesellschaft ein Wachstumsmarkt.
Qualifizierte Mitarbeiter als wichtiger Faktor für Tecnotron
So wird die Bandbreite der Produkte, die Tecnotron herstellt, noch größer – und dafür braucht das Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter. Die Firma bildet selbst Elektroniker und Industriekaufleute aus. Derzeit arbeiten dort vier Auszubildende. Außerdem sucht das Unternehmen Entwicklungsingenieure und Layouter für Leiterplatten. Weyerich verweist auf die Vorteile in dem Familienunternehmen: Die Wege seien kurz und die Türen stünden immer offen.