Wenn ein Kobold einfach verschwindet
Junge Schauspieler begeistern ihr Publikum mit einer spannenden Aufführung
LINDAU (rue) - Seltsame Ereignisse geschehen im Haus der gestrengen Gräfin Elisabeth. Ihre widerspenstige Tochter Katharina will den Grafen Grünlich nicht heiraten. Robert, der Kobold, verschwindet aus seinem Gemälde. Die Detektivinnen Peggy und Patty stehen vor einem Rätsel. Batman und Ironman geraten in Streit. Und warum das alles? Weil der Jugendclub der Theaterpädagogin Anja Lorenzen im Stadttheater ein wunderbares Schauspiel aufgeführt hat.
Ein halbes Jahr lang haben zwei Jungs und sechs Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren bei Anja Lorenzen das Schauspielern gelernt und ein Stück einstudiert, das ihnen die Theaterpädagogin auf den Leib geschrieben hat: „Zauberei ist Kinderkram!“Dieser Ansicht ist zumindest die Gräfin Elisabeth (Emily Schneider). Sie will ihre Tochter Katharina (Katja Seidler) mit dem Grafen Grünlich verheiraten. Denn „er gefällt mir sehr und er wird dir auch gefallen“, bekundet die vornehme Dame beim Fünf-Uhr-Tee. Katharina aber will Zauberin werden, obwohl ihre Verwandlungskünste noch lange nicht ausgereift sind. Jedenfalls gelingt es ihr nicht, eine Kuscheltiermaus in einen Löwen zu verwandeln.
Und so scheint das Leben recht fad zu sein: Die Detektivinnen Peggy Schleicher (Clara Seidler) und Patty Schmidt (Stella Antonietti) warten dringend auf einen Fall. Auch Batman (Nico Jovanovic) und Ironman (Gabriel van Kessel) sind gelangweilt, weil es nicht mal eine Schlägerei für sie gibt. Und das Dienstmädchen Hannah (Ronja Waldenmaier) erfüllt gehorsam seine Pflichten, serviert Tee und staubt das Gemälde eines Kobolds (Bibiana Reutin) ab. Da passiert das Unglaubliche: Der Kobold bewegt sich, spricht sogar und verschwindet auf unerklärliche Weise aus dem Bild. Die Gräfin fällt ihn Ohnmacht, die Tochter ruft um Hilfe. Batman und Ironman sind sofort zur Stelle, um zu helfen. Doch was tun sie? Sie streiten über die Frage, wer von ihnen zuerst da war, und zetteln eine Schlägerei an.
Tollpatschige Detektive verwischen alle Fingerabdrücke
Sollten sich also doch lieber die Detektivinnen dieses Falles annehmen? Sie tun dies gerne, sind aber tollpatschig und verwischen jedwede Fingerabdrücke am Bilderrahmen. Unter solchen Umständen hat der kecke Kobold leichtes Spiel: Er verbündet sich mit Katharina und heckt mit ihr einen Plan aus: „Wir werden diese dämliche Heirat verhindern!“
Mit Zauberei? Nein, mit Grips! Der Kobold tut so, als ob ihn Katharina ins Gemälde zurückzaubern kann. Die Gräfin ist nun von den Zauberkünsten ihrer Tochter überzeugt, so dass sie den Grafen nicht mehr empfangen möchte. Und das Publikum? Es ist überzeugt von den Schauspielkünsten der Acht- bis Zwölfjährigen, die ihre Rollen einfach klasse gespielt hatten. Deshalb klatschten die Zuschauer – Eltern, Verwandte und Freunde der jungen Schauspieler – nicht nur am Schluss begeistert, sondern spendeten auch zwischendurch immer wieder Beifall für einzelne Szenen. Wie Perlen an einer Kette waren diese Szenen aneinandergereiht, so dass jedes Kind – alleine, im Duo oder Trio – Auftritte auf der Bühne hatte und die Geschichte zugleich einen Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht hielt.
Im Mai gibt es noch zwei Aufführungen von Lindauer Erwachsenen-Theatergruppen der Theaterpädagogin Anja Lorenzen: Am Samstag, 13. Mai, 20 Uhr ist im Zeughaus Lindau eine Werkschau unter dem Titel „Ausbrüche“zu sehen. Der Eintritt dazu ist frei. Am Samstag, 27. Mai, 20 Uhr zeigt das „Theater Partout“im Zeughaus sein Stück „Danke, Sie dürfen gehen“. Der Eintritt dazu kostet 7, ermäßigt 5 Euro.