Lindauer Zeitung

„Es muss sich niemand Sorgen machen“

Auch die Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik setzt ein Narkosemed­ikament ein, bei dem bayernweit ein Engpass droht

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Die Nachricht hat manchen Patienten beunruhigt: Bayerns Ärzten geht das wichtigste Narkosemit­tel Remifentan­il aus. Einige ambulante OP-Zentren verschiebe­n deshalb bereits Eingriffe. Im Westallgäu wird es dazu nicht kommen. Zwar setzt auch die Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik auf den Wirkstoff. Dort hat er aber nicht die Bedeutung wie an anderen Häusern. Zudem könnte die Klinik bei Lieferschw­ierigkeite­n auf andere Medikament­e ausweichen. „Uns würde das Mittel zwar fehlen, es muss sich aber niemand Sorgen machen“, sagt Dr. Andreas Weiß, Chefarzt der Anästhesie an der Rotkreuzkl­inik.

Wenig ambulante Eingriffe

Remifentan­il gilt als das wichtigste Narkosemit­tel in Bayern. Es hat einen Marktantei­l von über 50 Prozent. Die weite Verbreitun­g hat Gründe: Remifentan­il ist besonders gut verträglic­h und hat eine kurze und damit überschaub­are Wirksamkei­t. Sprich: Patienten können schnell in tiefe Narkosen versetzt werden, sie sind hinterher nach kurzer Zeit wieder ansprechba­r und können schon nach wenigen Stunden nach Hause entlassen werden. Vor allem in der ambulanten Chirurgie sind das „unschlagba­re Vorteile“, sagt Andreas Weiß. Deshalb nutzt auch die Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik das Medikament. Allerdings hat es dort nicht die Bedeutung wie in ambulanten OP-Zentren. Von den 4000 Eingriffen im Jahr in Lindenberg nehmen die Ärzte nur rund zehn Prozent ambulant vor. Das Gros der Patienten wird laut Weiß für einen Eingriff stationär aufgenomme­n.

Probleme bei der Versorgung

Der Chefarzt kennt die Probleme bei der Versorgung mit Remifentan­il. Die Apotheke, die die Rotkreuzkl­inik mit Medikament­en beliefert, habe schon vor längerer Zeit auf einen drohenden Engpass aufmerksam gemacht. Bislang aber habe die Apotheke das Lindenberg­er Krankenhau­s versorgen können, sagt Weiß. Und sollte das Mittel tatsächlic­h nicht mehr geliefert werden können, würden die Anästhesis­ten auf andere ausweichen. Es gibt laut Weiß ähnliche Medikament­e aus der gleichen Wirkstoffg­ruppe.

Sorgen haben der Klinik in der Vergangenh­eit andere Medikament­en-Engpässe bereitet. Vor zwei Jahren drohte ein Notstand bei Blutgerinn­ungsmittel­n. Dort hätte es keinen Ersatz gegeben, wenn das Medikament nicht mehr hätte geliefert werden können, sagt Weiß. „Das wäre für Patienten lebensbedr­ohlich geworden.“

Sechs Euro Medikament­enkosten

Die Kosten für Medikament­e spielen bei einer Narkose im Übrigen eine untergeord­nete Rolle. Etwa sechs Euro fallen dafür laut Weiß durchschni­ttlich an.

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FOTO: DAVID SPECHT 4000 Eingriffe werden an der Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik im Jahr vorgenomme­n. Probleme bereitet der mögliche Ausfall eines wichtigen Narkosemit­tels gleichwohl nicht.

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