„Es muss sich niemand Sorgen machen“
Auch die Lindenberger Rotkreuzklinik setzt ein Narkosemedikament ein, bei dem bayernweit ein Engpass droht
LINDENBERG - Die Nachricht hat manchen Patienten beunruhigt: Bayerns Ärzten geht das wichtigste Narkosemittel Remifentanil aus. Einige ambulante OP-Zentren verschieben deshalb bereits Eingriffe. Im Westallgäu wird es dazu nicht kommen. Zwar setzt auch die Lindenberger Rotkreuzklinik auf den Wirkstoff. Dort hat er aber nicht die Bedeutung wie an anderen Häusern. Zudem könnte die Klinik bei Lieferschwierigkeiten auf andere Medikamente ausweichen. „Uns würde das Mittel zwar fehlen, es muss sich aber niemand Sorgen machen“, sagt Dr. Andreas Weiß, Chefarzt der Anästhesie an der Rotkreuzklinik.
Wenig ambulante Eingriffe
Remifentanil gilt als das wichtigste Narkosemittel in Bayern. Es hat einen Marktanteil von über 50 Prozent. Die weite Verbreitung hat Gründe: Remifentanil ist besonders gut verträglich und hat eine kurze und damit überschaubare Wirksamkeit. Sprich: Patienten können schnell in tiefe Narkosen versetzt werden, sie sind hinterher nach kurzer Zeit wieder ansprechbar und können schon nach wenigen Stunden nach Hause entlassen werden. Vor allem in der ambulanten Chirurgie sind das „unschlagbare Vorteile“, sagt Andreas Weiß. Deshalb nutzt auch die Lindenberger Rotkreuzklinik das Medikament. Allerdings hat es dort nicht die Bedeutung wie in ambulanten OP-Zentren. Von den 4000 Eingriffen im Jahr in Lindenberg nehmen die Ärzte nur rund zehn Prozent ambulant vor. Das Gros der Patienten wird laut Weiß für einen Eingriff stationär aufgenommen.
Probleme bei der Versorgung
Der Chefarzt kennt die Probleme bei der Versorgung mit Remifentanil. Die Apotheke, die die Rotkreuzklinik mit Medikamenten beliefert, habe schon vor längerer Zeit auf einen drohenden Engpass aufmerksam gemacht. Bislang aber habe die Apotheke das Lindenberger Krankenhaus versorgen können, sagt Weiß. Und sollte das Mittel tatsächlich nicht mehr geliefert werden können, würden die Anästhesisten auf andere ausweichen. Es gibt laut Weiß ähnliche Medikamente aus der gleichen Wirkstoffgruppe.
Sorgen haben der Klinik in der Vergangenheit andere Medikamenten-Engpässe bereitet. Vor zwei Jahren drohte ein Notstand bei Blutgerinnungsmitteln. Dort hätte es keinen Ersatz gegeben, wenn das Medikament nicht mehr hätte geliefert werden können, sagt Weiß. „Das wäre für Patienten lebensbedrohlich geworden.“
Sechs Euro Medikamentenkosten
Die Kosten für Medikamente spielen bei einer Narkose im Übrigen eine untergeordnete Rolle. Etwa sechs Euro fallen dafür laut Weiß durchschnittlich an.