Wie Tuchel, nur anders
Lucien Favre soll Favorit sein, falls der BVB bald einen neuen Trainer bräuchte
DORTMUND (fil/SID/dpa) - Thomas Tuchel wird auch am Samstag beim Spiel in Augsburg (15.30/Sky) auf der Bank von Borussia Dortmund sitzen. Auch am 34. Spieltag der Bundesliga eine Woche drauf und beim DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt in zwei Wochen wird er seine Mannschaft, sollte nicht doch noch die nächste Eskalationsstufe erreicht werden in Dortmund, noch betreuen dürfen. Doch danach könnte die schwarzgelbe Ära Tuchel nach nur zwei Jahren enden. Je nach Zerrütungsgrad einer Ehe zwischen Trainer und Clubbossen, die ohnehin nie mehr als ein Zweckbündnis war und nun ausgerechnet auch am Umgang mit den Sprengstoffanschlägen auf die Mannschaft scheitern könnte. Tuchel jedenfalls wirkte in den letzten Tagen ziemlich isoliert beim BVB. Die Trennung von seinem Athletiktrainer Rainer Schrey, ein Schleifer, wie er im Buche steht, soll schon feststehen.
Kommt es in den für das Saisonende geplanten Gesprächen mit Tuchel zu keiner Einigung, wären Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc zu schnellem Handeln gezwungen. Und weil alles andere fahrlässig wäre, muss man davon ausgehen, dass das Duo längst Pläne für die Nachfolge in der Schublade haben. Der Neue müsste ähnlich erfolgreich arbeiten wie Tuchel nur eben anders sein als der. Laut der „Bild“gilt der frühere Gladbacher Erfolgstrainer Lucien Favre als Favorit für Tuchels Nachfolge. Das würde passen. Der Schweizer hat nicht weniger Ahnung vom Fußball als Pep Guardiola oder Thomas Tuchel, auch wenn er dies einem nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase reibt. Zudem gibt ihm der Erfolg recht: Mit OGC Nizza, eigentlich ein gehobener Mittelklasseclub, hat er in Frankreich gerade die Qualifikationsrunde für die Champions League erreicht – und er kann mittlerweile sogar mit schwierigeren Profis. Oder wer hätte sich vorstellen können, dass irgendein Trainer jemals noch Mario Balotelli hinkriegen könnte? Unter Favre ist der Stürmer, der ein Abo auf die Beschreibung „Skandalprofi“hatte, lammfromm geworden.
Berichte über angeblich bereits erfolgte erste Kontakte wurden gestern von beiden Seiten dementiert. Das muss zwar nichts heißen. Allerdings: Favre soll sich an der Côte d'Azur sehr wohl fühlen – und wer mit Nizza die Champions League erreicht, sollte dann eigentlich auch mit Nizza in der Champions League spielen. Zum Genießen.
Das gleiche gilt für Julian Nagelsmann, der mit Hoffenheim die Champions-League-Quali erreicht hat, und als natürlicher Trainerkandidat bei eigentlich jedem europäischen Spitzenclub gilt. Nur: Nagelsmann wird die TSG nach dieser Saison sicher nicht verlassen, zudem soll er eher auf die irgendwann zum Thema werdende Nachfolge Carlo Ancelottis beim FC Bayern schielen.
Weitere Kandidaten in Dortmund: Stuttgarts Trainer Hannes Wolf, genauso wie David Wagner von Huddersfield Town ein Intimus von Jürgen Klopp und mit BVB-Stallgeruch. Aber beide wären eher Optionen für 2018 oder 2019, ein Champions-League-Club wird keinen amtierenden Zweitligatrainer holen. Bleiben die internationalen Spekulationen: Im Gespräch da: Diego Simeone, der öfter schon betont hat, dass er seine Karriere nicht bei Atlético Madrid beenden wird und der chilenische Taktikguru Jorge Sampaoli, derzeit beim FC Sevilla.