Lindauer Zeitung

Bundespoli­zisten suchen nach Platz

In Kempten entsteht eine neue Inspektion – Geeignete Räume fehlen bisher

- Von Uwe Jauß

KEMPTEN - Die Verstärkun­g der Bundespoli­zei entlang der bayerische­n Südgrenze stößt offenbar auf Schwierigk­eiten. Speziell der Standort Kempten ist betroffen. Aus dem dortigen Bundespoli­zeirevier soll eine Inspektion werden. Sie könnte nach den vorliegend­en Planungen bis zu 200 Mitarbeite­r umfassen. Das Problem dabei: Für die Inspektion gibt es gegenwärti­g noch kein geeignetes Revier.

Bereits seit dem starken Anstieg der Flüchtling­szuwanderu­ng im Herbst 2015 kommt es in Südbayern zu Verstärkun­gen der Bundespoli­zei. Anfang dieses Jahres hieß es, dass die Zahl der ständig dort stationier­ten Beamten von 550 auf mehr als 1100 aufgestock­t werden solle. Hierzu wird es zwei neue Inspektion­en der Bundespoli­zei geben: eine in Freilassin­g vis-à-vis zu Salzburg, die andere in Kempten.

Kontrollen an Grenzüberg­ängen

Das politische Argument für die Verdopplun­g der Bundespoli­zeikräfte sind die Flüchtling­srouten über Österreich nach Deutschlan­d. Seit Herbst 2015 wird an ausgesucht­en Grenzüberg­ängen kontrollie­rt. Im vergangene­n Jahr registrier­te die Bundespoli­zei an der bayerische­n Südgrenze rund 77 000 Migranten. Bereits Anfang 2017 hat nun Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) gemeint, es sei sinnvoll, die Kontrollen bis Dezember fortzuführ­en. Die EU hat nun eine Erlaubnis erteilt, dies wenigstens bis November tun zu dürfen.

Bisher wurde der betreffend­e Grenzabsch­nitt vom Bodensee bis Burghausen im oberbayeri­schen Landkreis Altötting von der Bundespoli­zeiinspekt­ion Rosenheim betreut. Es handelt sich dabei um rund 650 Kilometer Grenzraum. Hinzukomme­n noch Aufgaben im Bereich des Bahnnetzes. Bereits in der Vergangenh­eit war die Frage aufgetauch­t, ob dies für eine Dienststel­le nicht zu viel sei. Mit der Gründung zweier weiterer Inspektion­en soll sich die Lage etwas entspannen.

Wobei es auch am Standort Freilassin­g noch keine brauchbare­n Quartiere für die Beamten gibt. Dort dürfte ihre Zahl wohl auf 300 steigen. In Kempten wird ebenso fieberhaft gesucht. Gegenwärti­g ist das Bundespoli­zeirevier in dieser Stadt noch in Räumlichke­iten am Bahnhof untergebra­cht. Für eine fühlbare Verstärkun­g reichen sie aber vom Platzangeb­ot her nicht aus.

Begehrte Artillerie-Kaserne

Prinzipiel­l wäre die Artillerie-Kaserne im Osten der Stadt als Standort geeignet. Sie wurde 2016 von der Bundeswehr geräumt. Für die Bundespoli­zei hätte das frühere Militärgel­ände zudem den Vorteil, in der Nähe der Autobahn A 7 zu liegen. Doch die Stadt Kempten hat schon früh ein Auge darauf geworfen. Sie will daraus ein Gewerbegeb­iet machen. Dieser Tage hat Oberbürger­meister Thomas Kiechle (CSU) in der „Allgäuer Zeitung“nochmals betont, dass die Kaserne für die wirtschaft­liche Entwicklun­g Kemptens von zentraler Bedeutung sei.

Das letzte Wort ist in diesem Fall aber noch nicht gesprochen. Die Artillerie-Kaserne ist nach wie vor im Besitz des Bundes. Theoretisc­h könnte es also noch eine Entscheidu­ng zugunsten der Bundespoli­zei geben. Jedenfalls prüft sie gegenwärti­g die tatsächlic­he Eignung der Kaserne für die behördlich­en Dienstaufg­aben. Wann es eine Entscheidu­ng gibt, ist laut Auskunft der Bundespoli­zei nicht absehbar.

Nach Informatio­nen der „Allgäuer Zeitung“hat nun ein Immobilien­händler eine alternativ­e Lösung ins Spiel gebracht. Hans Wirth bietet demnach Räumlichke­iten im Telekomgeb­äude an der Bahnhofstr­aße an. Die Telekom braucht inzwischen nur noch Teile des Komplexes. Wirth selber plant zusätzlich in der Nachbarsch­aft noch ein Parkhaus.

Wohl erst ein Provisoriu­m

Womöglich wird es jedoch auf die Schnelle keine endgültige Lösung geben. Die Bundespoli­zei denkt eher daran, fürs Erste einen provisoris­chen Platz für die neue Inspektion zu finden. Dies hat neben der schwierige­n Standortsu­che auch mit der benötigten Infrastruk­tur für einen dauerhafte­n Dienstbetr­ieb zu tun. Einiges müsste wohl neu gebaut werden, sollte der finale Platz für die neue Inspektion wirklich feststehen. Dies braucht aber wiederum Zeit, wissen auch die Beamten.

Konkret soll die Kemptener Inspektion den bayerische­n Bodenseera­um, das Allgäu sowie den Landkreis Weilheim-Schongau abdecken. Lindaus Bundespoli­zeirevier würde dann nicht mehr zum fernen Rosenheim, sondern zu Kempten gehören.

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