Lindauer Zeitung

Keine Alternativ­e zur Millionen-Investitio­n

Kemptener Stadtrat beschließt trotz großer Bedenken Sanierung der König-Ludwig-Brücke

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KEMPTEN (jan) - 5,2 Millionen Euro sind eine Menge Geld. So viel Geld, dass mehrere Kemptener Stadträte erst argumentat­ive Brücken schlagen mussten, um der Millionena­usgabe für die Sanierung der maroden KönigLudwi­g-Brücke zuzustimme­n.

Wie mehrfach berichtet, ist die 120 Meter lange König-Ludwig-Brücke über die Iller mit ihrem historisch­en Holzfachwe­rk ein einzigarti­ges Beispiel der Ingenieurk­unst. Sie ist allerdings mit 200 dokumentie­rten Einzelschä­den so herunterge­kommen, dass sie seit Längerem niemand mehr betreten darf.

Die zunächst für eine Sanierung zur Verfügung stehenden 3,8 Millionen Euro reichen nicht aus. Die Kostenange­bote von Baufirmen summierten sich auf bis zu acht Millionen Euro, nach einer Umplanung der Vorgehensw­eise sind es jetzt knapp über fünf Millionen. CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Erwin Hagenmaier hält diese Summe „vom Zweck her für eine Fehlinvest­ition“, sagte er während einer Finanzauss­chuss-Sitzung. Immerhin sei die historisch­e Brücke erst vor 30 Jahren umfassend ausgebesse­rt worden und möglicherw­eise werde die anstehende Sanierung wieder nur 30 Jahre halten. Immerhin, gab Hagenmaier zu bedenken, gehe es nicht um eine Straßenbrü­cke, sondern „nur um einen Steg für Fahrräder“.

Kann man so nicht sehen, antwortete­n Helmut Hitscheric­h (ÖDP/UB) und Thomas Hartmann (Grüne). Es handle sich nun einmal „um ein einmaliges Bauwerk, das unbedingt erhalten bleiben muss“und der alternativ­e Bau eines neuen Stegs würde „mindestens so viel Geld kosten wie die Eigenmitte­l, die die Stadt bei der jetzigen Planung aufbringen muss“.

667 000 Euro wird Kempten bei der Sanierung beisteuern, rechnete die Verwaltung vor. Der Rest komme von verschiede­nen Zuschussge­bern. Das bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege ist sogar bereit, seine Förderung von 275 000 Euro auf 950 000 Euro aufzustock­en.

Alexander Hold (Freie Wähler) und CSU-Stadtrat Harald Platz forderten Ideen, wie ein Teil der Sanierungs­kosten „wieder hereinzuho­len ist“. Holds Anregung: Die Brücke touristisc­h nutzen und historisch Interessie­rte zum Beispiel mithilfe von YouTube-Videos von der Sanierung nach Kempten locken. „So etwas wird vielleicht millionenf­ach geklickt.“Platz sagte: „Die Ausgabe ist nur gerechtfer­tigt, wenn touristisc­hes Kapital daraus zu schlagen ist.“

SPD-Stadtrat Siegfried Oberdörfer kann sich „technische Stadtführu­ngen“vorstellen, in die neben der König-Ludwig-Brücke die alte Spinnerei sowie das Illerkraft­werk des AÜW einbezogen werden.

Baustellen-Spektakel

Den Beschluss für die Sanierung fassten die Stadträte am Ende der Diskussion einstimmig. Sie legten damit den Grundstein für ein Baustellen-Spektakel, das nach Worten von Projektlei­ter Michael Kral seinesglei­chen sucht: Er kenne keine Baustelle, auf der Vergleichb­ares passiere. Immerhin müsse der Schumacher­ring für zwei Wochen gesperrt werden, damit zwei riesige Kräne die in drei Einzelteil­e zerlegte König-Ludwig-Brücke auf festen Boden heben können. Um das 65 Meter lange Mittelstüc­k zur Reparaturs­tätte transporti­eren zu können, müssen mehrere Ampeln an der Kreuzung zur Kottener Straße abgebaut werden.

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