Natascha Kohnen wird SPD-Chefin
Generalsekretärin der Bayern-SPD erreicht bei Mitgliederbefragung absolute Mehrheit
MÜNCHEN - Klares Votum der bayerischen Genossen: In einer Mitgliederbefragung haben sie die bisherige Generalsekretärin der Bayern-SPD Natascha Kohnen zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Das gab die Bayern-SPD am Freitag bekannt. 53,8 Prozent der Abstimmenden sprachen sich in den vergangenen Wochen für die 49-jährige Biologin und Landtagsabgeordnete als Nachfolgerin des bisherigen Landesvorsitzenden Florian Pronold aus. Eine Stichwahl ist daher nicht mehr notwendig. Für das Amt hatte es insgesamt sechs Bewerber gegeben.
Den Delegierten des SPD-Landesparteitags am kommenden Wochenende in Schweinfurt wird daher empfohlen, Kohnen zur Vorsitzenden zu küren. Der Parteitag ist an das Votum zwar nicht gebunden, dennoch wird an einer Wahl Kohnens nicht gezweifelt, zumal sie wegen Erreichen der absoluten Mehrheit voraussichtlich ohne Gegenkandidaten antritt.
Gute Verlierer
49,5 Prozent der etwa 60 000 bayerischen SPD-Mitglieder hatten sich an der Mitgliederbefragung beteiligt. Dabei fiel der Zuspruch für Natascha Kohnen deutlicher aus als erwartet. Ihr aussichtsreichster Gegenkandidat, der Münchener Landtagsabgeordnete und Umweltpolitiker Florian von Brunn, kam auf nur 19,8 Prozent. Die anderen männlichen Kandidaten mussten sich mit 1 bis 9,4 Prozent der Stimmen begnügen.
Von Brunn, der im Verlauf des parteiinternen Wahlkampfs wiederholt eine unfaire Unterstützung der Generalsekretärin durch die Parteizentrale kritisiert hatte, gab sich nach Bekanntgabe des Ergebnisses in München als guter Verlierer. In den kommenden Wahlkämpfen sei er bereit, sich zu engagieren, „wo die Partei mich hinstellt“, so von Brunn. Die Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen tat er als „Schnee von gestern“ab.
Von den fünf Konkurrenten war Generalsekretärin Kohnen auch als Teil des bayerischen Partei-Establishments stilisiert worden, zumal sie die Wunschkandidatin des scheidenden Landesvorsitzenden Pronold war. Pronold gratulierte Kohnen umgehend zu dem „sensationellen Ergebnis“, das sie gegen fünf Mitbewerber erreicht habe.
Kohnen und von Brunn vertreten unterschiedliche Strategien. Kohnen wiederholte ihren Standpunkt, die Bayern-SPD solle sich nicht an der CSU abarbeiten. Die Partei solle sich selbst „in den Mittelpunkt stellen und nicht den politischen Mitbewerber“. Für die kommenden Wahlkämpfe empfiehlt die designierte Landesvorsitzende eine Konzentration auf wenige Themen sowie einen Verzicht auf „Politsprech“. In den letzten Wochen waren die Kandidaten gelegentlich auch etwas ruppig miteinander umgegangen, wie der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Markus Rinderspacher einräumt. Da habe es auch die eine oder andere Äußerung gegeben, „die man sich auch hätte verkneifen können“.
Dennoch sei die erste Mitgliederbefragung der Bayern-SPD zur Person ihres Vorsitzenden ein voller Erfolg gewesen, meinte Rinderspacher. Die neue Vorsitzende müsse nach ihrer Wahl jetzt integrieren und alles dafür tun, „dass sich die Reihen schließen“.