Schlaganfallpatient Johannes Reile radelt für guten Zweck auf dem Jakobsweg
Erlös der Spendentour kommt der Selbsthilfegruppe für Leukämie in Lindau zugute – Bisher hat Reile 2000 Euro eingenommen
LINDAU (lz) - Nach vier Schlaganfällen ist Johannes Reile zum Radfahrer geworden. Jetzt hat er eine Spendentour nach Santiago de Compostela unternommen. Bisher hat er rund 2000 Euro eingenommen, die er der Selbsthilfegruppe für Leukämie, Lymphome und andere Blutsystemerkrankungen nach Lindau spendet.
Reile, gebürtiger Bad Waldseer, der jetzt in Bad Wurzach wohnt, ist 58 Jahre alt und hat vier Schlaganfälle hinter sich, den letzten erst im vergangenen Juli. Außerdem leidet er unter einem noch nicht heilbaren malignen follikulärem Non Hodgkin Lymphom und trägt seit zwei Jahren eine künstliche Knie-Schlittenprothese. Über die Onkologie Ravensburg kam er zur Lindauer Selbsthilfegruppe. Seit Jahren ist er passionierter Radfahrer und hat der Selbsthilfegruppe angeboten, irgendwann auf eine Spendenradtour zu gehen. Für die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe hat Reile bereits zwei solche Spendentouren hinter sich: Einmal ging es mit dem Mountainbike von Garmisch zum Gardasee, und vor drei Jahren ist er mit zwei Radmannschaften beim 24-Stunden-Radrennen in Kelheim am Start gewesen. Damals gingen fünf Schlaganfallpatienten und fünf Freunde auf die Strecke.
Nun unterstützt Reile die Selbsthilfegruppe in Lindau, die Geld braucht, um die Kosten für die Typisierung freiwilliger Spender zahlen zu können. Denn die Kosten für eine Typisierung jedes möglichen Knochenmarkspenders belaufen sich nach wie vor auf 50 Euro.
Seine Begleiterin stürzt nach drei Tagen sehr schwer
In diesem Frühjahr hat sich Reile auf den Weg nach Spanien gemacht, um mit dem Mountainbike auf dem recht unbekannten Weg, den Camino de Levante, später dann auf den Via de la Plata nach Santiago de Compostela, dem Zielort des bekannten Jakobsweg gemacht. Zuerst wurde Reile von einer Bekannten begleitet, die aber nach einem Unfall nach drei Tagen zurück nach Deutschland fliegen musste.
Von Valencia bis nach Albacete fuhr ein spanischer Freund Damian Escobar Sanchez mit Reile, dessen jetzt 14-jährige Tochter selbst an Leukämie erkrankt war, inzwischen aber als vollständig geheilt gilt. Dass es hart werden würde, hatte Reile sich gedacht, dass es so hart werden würde, hat ihn überrascht. Doch er ließ sich nicht unterkriegen. Die einzige Panne war ein gebrochener Gepäckträger, den er zum Glück mit Hilfe eines sehr freundlichen spanischen Physiotherapeuten in einem Radgeschäft austauschen konnte. 18 Tagesetappen zwischen 60 und 100 Kilometern hat Reile zurückgelegt, dabei an einem Tag bis zu 1400 Höhenmeter überwunden. Am Ende in Santiago hat er 1426 Kilometer und insgesamt 13 056 Höhenmeter überwunden – und ist dabei oft gegen den Wind gefahren.
Es fehlen noch 1200 Euro bis zum Spendenziel
Als er in Santiago de Compostela ankam, genoss Reile das „herrliche Gefühl“. Unter den ankommenden Menschen auf dem Platz vor der Kathedrale nahm er die „Compostela“entgegen, die Urkunde über die Pilgerschaft. Fußpilger müssen mindestens dafür 100 Kilometer, Radpilger mindestens 200 Kilometer zurücklegen. Die Etappen muss jeder Pilger durch Stempel in den Pilgerherbergen nachweisen. Zurück ging es mit dem Fernbus über 36 Stunden. „Anstrengender als das Radfahren“, sagt Reile.
Reile hatte in seinem Interneteintrag www.sportandhelp.wordpress. com als Spendenziel 3200 Euro geplant, allerdings mit Begleitung, was einem Euro je gefahrenem Kilometer entspräche. Bisher sind etwas über 2000 Euro auf dem Spendenkonto eingegangen. Nun hofft Reile, dass noch jemand die fehlenden 1200 Euro sammelt. In dem Blog erklärt Reile, wie man spenden kann.