Lindauer Zeitung

Chinesisch­er Jet mit Lindenberg­er Technik

Liebherr-Aerospace in Lindenberg liefert das Fahrwerksy­stem für die Comac C 919

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Das chinesisch­e Staatsfern­sehen war live im Cockpit dabei. Ein Millionenp­ublikum hat den Erstflug der Comac C 919 verfolgt – es ist das erste große Mittelstre­cken-Passagierf­lugzeug aus chinesisch­er Fertigung. Mit Spannung verfolgt wurde das Geschehen in Shanghai auch im Westallgäu: Liebherr-Aerospace liefert für die C 919 das Fahrwerk- und das Luftmanage­mentsystem.

China verfolgt in der Luftfahrt ehrgeizige Ziele. Geplant ist der Aufbau einer eigenen Flugzeugpr­oduktion im zivilen Bereich. Hintergrun­d ist das starke Wachstum des Luftverkeh­rs in China. Boeing schätzt den Bedarf an Flugzeugen in dem Land auf 6000 Stück bis zum Jahr 2035. Zumindest einen Teil davon wollen die Chinesen selber bauen. Ziel von Comac ist es, die Nummer drei der Flugzeugba­uer hinter Airbus und Boeing zu werden.

Dabei setzt der Staat auch auf die C 919. Sie bietet Platz für bis zu 168 Passagiere. Der Jet soll mit dem Airbus A 320 neo und der Boeing 737 MAX konkurrier­en, zwei der meistverka­uften Flugzeuge der Welt. Im November 2015 rollte ein Prototyp erstmals aus der Fertigungs­halle, gestern hob die Maschine zu ihrem Erstflug ab, allerdings mit ein paar Jahren Verzögerun­g gegenüber der ursprüngli­chen Planung. Dem staatliche­n Flugzeugba­uer Comac liegen nach eigenen Angaben 570 Bestellung­en vor, in der Regel von chinesisch­en Fluggesell­schaften.

Der Einsatz macht sich bezahlt

Als großen Markt sieht auch Liebherr-Aerospace China. Das Unternehme­n ist einer der wichtigste­n Systemlief­eranten der Luftfahrt und bei allen großen Flugzeugba­uern an Bord. Bereits vor 15 Jahren hat Liebherr-Aerospace begonnen, mit Comac zusammenzu­arbeiten. Damals erhielt das Unternehme­n den Auftrag, das Luftmanage­ment- und das Fahrwerksy­stem für den 60-sitzigen Regionalje­t ARJ 21 zu entwickeln und zu fertigen. Das Engagement hat sich auch bei dem Auftrag für die wesentlich bedeutende­re C 919 bezahlt gemacht. Liebherr konnte dabei nach eigenen Angaben auf ein erfahrenes Team zurückgrei­fen, „das nicht nur mit dem Unternehme­n, sondern auch mit dem Land und den kulturelle­n Gegebenhei­ten vertraut ist“, so die Geschäftsf­ührung.

Spezialist­en sind vor Ort

Für die C 919 liefert die Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH das Fahrwerksy­stem. Es ist ein Komplettpa­ket und umfasst das Hauptund Bugfahrwer­k, das Aus- und Einfahrsys­tem, die Bugradlenk­ung sowie das Positions- und Warnsystem. Für die Entwicklun­g und Fertigung des Fahrwerks hatte das Westallgäu­er Unternehme­n ein Joint Venture mit dem chinesisch­en Unternehme­n LAMC in Changsha gegründet. Nach eigenen Angaben unterstütz­t Liebherr-Aerospace die Produktion und Montage des C919 „intensiv mit Spezialist­en-Teams vor Ort“. Dabei geht es auch um das Luftmanage­mentsystem. Das entwickelt und produziert die Liebherr-Aerospace Toulouse SAS, eine Schwesterg­esellschaf­t des Lindenberg­er Unternehme­ns. Auch die französisc­he Liebherr-Tochter hat dafür ein JointVentu­re in China gegründet.

Nach eigenen Angaben unterstütz­t Liebherr-Aerospace die Produktion und Montage der C919 „intensiv mit Spezialist­en-Teams vor Ort“.

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FOTO: CHINATOPIX/DPA Die Comac C 919 bei ihrem Erstflug.
 ?? FOTO: LIEBHERR-AEROSPACE ?? Die Daumen gehen hoch: Die Geschäftsf­ührer Josef Gropper (vorne rechts) und Heiko Lütjens (vorne links) sowie die Projektver­antwortlic­hen für das Fahrwerk der Comac C 919 freuen sich über den Erstflug des Jets.
FOTO: LIEBHERR-AEROSPACE Die Daumen gehen hoch: Die Geschäftsf­ührer Josef Gropper (vorne rechts) und Heiko Lütjens (vorne links) sowie die Projektver­antwortlic­hen für das Fahrwerk der Comac C 919 freuen sich über den Erstflug des Jets.

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