Leise klingen die Lieder auf Schloss Achberg
Leipziger Sjaella Vokalsextett bezaubert mit wunderbarem À-Cappella-Gesang
ACHBERG - Einen exquisiten Hörgenuss haben am Samstagabend die Besucher auf Schloss Achberg erlebt: Im Rahmen des Bodenseefestivals war dort das „Sjaella Vokalsextett“zu hören, sechs junge Damen aus Leipzig, die sich mit viel Charme à cappella zwischen Renaissance und Pop bewegen.
Sieht man die bezaubernd munteren jungen Frauen auf der Bühne, mag man kaum glauben, dass sie ihr Ensemble schon 2005 gegründet haben: Zwischen zehn und dreizehn Jahre alt waren die Mädchen bei ihrem ersten Auftritt in der Peterskirche Leipzig. Seither haben sie eine Reihe nationaler und internationaler a cappella-Wettbewerbe gewonnen, stehen im Studium oder sind gerade damit fertig. Die Palette reicht vom klassischen Gesang über Lehramt, Sonderpädagogik und Schauspiel bis Kunstgeschichte.
Von Anfang an dabei sind Viola Blache und Marie Fenske (Sopran), Franziska Eberhardt (Sopran und Mezzosopran), Marie Charlotte Seidel (Mezzosopran und Alt) sowie Helene Erben, die mit tiefem KontraAlt eine eigene Note beiträgt. Ihre Schwester Felicitas Erben pausiert gerade wegen ihres Studiums, sie wird von der Altistin Luisa Klose vertreten, die sich ganz harmonisch ins Sextett fügt.
Spannend sind die Arrangements, die ihnen auf den Leib geschrieben sind, sei es polyphon oder als Soli mit Hintergrundgesang. Schwebend leicht ist der Gesang, glasklar ohne Schärfe, seelenvoll – wie der Kunstname „Sjaella“verrät, der sich vom skandinavischen Wort für Seele ableitet – oder vergnüglich frech und ausgelassen. In immer neuen Aufstellungen singen sie ihre Lieder, mischen die Stimmen oder stellen sie einander gegenüber, und jede Sängerin überzeugt auf eigene Art als Solistin – eine Individualität, die sich auch in der Kleidung zeigt.
Seelenvoll oder mit Witz gesungen
Mit dem bittersüßen RenaissanceMadrigal „Come again, sweet love“von John Dowland führten sie sich ein, sehnsuchtsvoll zelebrierten sie die Liebesklage von Henry Purcells „Indian Queen“, um mit dem wunderbar atmosphärischen Song „Lily Valley“des 20-jährigen Musikstudenten Ethan Evans fortzufahren. Mit Witz folgte gesprochen, gesungen und geflüstert „Bist du schon auf der Sonne gewesen?“aus Ringelnatz’ Kinder-Verwirr-Buch, komponiert von Ekkehard Meister. Dann folgten wieder seelenvolle deutsche, schwedische und norwegische Volkslieder.
Als Tribut ans Thema „Amerika“des Bodenseefestivals galt der zweite Teil Jazz- und Popstücken von Clifford Brown und Stevie Wonder bis zu Irving Berlins „Cheek to Cheek“. Auch hier war es ein besonderes Erlebnis, die Songs einmal nicht mit Mikro verstärkt, sondern mit reinen a cappella-Stimmen zu hören, bis hin zu den vergnüglich imitierten Instrumenten. Da stimmte wohl jeder zu, wenn es zuletzt in „Bei mir bist du schön“hieß: „It’s time to meet Sjaella.“Sehr stimmig endete der Abend mit Simon Wawers Abendlied „O du stille Zeit“und dem alten Frühlingslied „Wie lieblich ist der Maien“.