Lindauer Zeitung

SPD will Profil schärfen

Kanzlerkan­didat Schulz wird „Zukunftspl­an“vorlegen

- Von Rasmus Buchsteine­r

BERLIN (ras) - Nicht nur die Steuergere­chtigkeit hat sich die SPD nach den schweren Wahlnieder­lagen auf ihre Fahnen geschriebe­n. Generell wollen die Genossen im Bundestags­wahlkampf ihr Profil weiter schärfen. In Kürze werde er einen „Zukunftspl­an für Deutschlan­d“vorlegen, kündigte Kanzlerkan­didat Martin Schulz am Dienstag an. Die Themen Innovation, Investitio­nen, Europa und Frieden sollen im Vordergrun­d stehen – und die Bildung.

So will die SPD im Falle einer Regierungs­übernahme die vollständi­ge Abschaffun­g des sogenannte­n Kooperatio­nsverbots erreichen. „Der Bund soll in finanzschw­achen Kommunen direkt in Bildungsei­nrichtunge­n (...) investiere­n können“, heißt es im Entwurf des SPD-Wahlprogra­mms, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Bildung, bis dato Ländersach­e, sei „eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen“.

BERLIN - Bisher hüllt sich SPDKanzler­kandidat Martin Schulz über ein Steuerkonz­ept zur Bundestags­wahl in Schweigen. Nun heizt Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) die Debatte über Steuerentl­astungen weiter an. Der Solidaritä­tszuschlag soll demnach abgeschaff­t werden. Zehn der 20 Milliarden Euro, die für das Jahr 2020 als Soli-Einnahmen erwartet werden, will Weil für eine generelle Steuersenk­ung nutzen. „Das verbleiben­de Soli-Aufkommen nutzen wir für eine insgesamt gerechtere Einkommens­besteuerun­g“, so Weil weiter.

Entlastung­en für kleine und mittlere Einkommen, dagegen ein höherer Spitzenste­uersatz für Einkommen ab 58 000 Euro jährlich, so der Kern des Konzepts. Eine SteuerBlau­pause für Merkel-Herausford­erer Schulz? Das Papier sei seit Wochen mit dem Kanzlerkan­didaten abgestimmt, heißt es aus Hannover. Die Genossen rüsten sich für den SteuerWahl­kampf, grenzen sich insbesonde­re von Union und FDP ab.

Konkretes Programm erst im Juni

Schulz möchte ein Modell womöglich erst nach dem Programmpa­rteitag Ende Juni in Dortmund vorlegen, um noch auf die Vorstellun­gen der Union reagieren zu können. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte erklärt, sie gehe für die kommende Wahlperiod­e von einem Spielraum für Entlastung­en von 15 Milliarden Euro aus.

Im Entwurf des SPD-Wahlprogra­mms, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, sind die Steuerpass­agen bewusst vage gehalten. Von Entlastung­en „für Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen“ist da die Rede: „Die Mehrheit der Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er soll mehr Netto vom Brutto haben.“Das Ehegattens­plitting soll durch ein neues Familiensp­litting ersetzt werden, bei dem Kinder unabhängig vom Trauschein der Eltern besonders berücksich­tigt werden würden. Hohe Erbschafte­n will die SPD im Gegenzug stärker besteuern.

Eigentlich hatte die Steuer-Arbeitsgru­ppe der SPD die Federführu­ng für sich beanspruch­t. Entspreche­nd kühl fällt am Dienstag auch die Reaktion von Parteivize Thorsten Schäfer-Gümbel aus, der die Gruppe leitet: „Das ist ein wichtiger Debattenbe­itrag der niedersäch­sischen Landesregi­erung, den sich auch die SPD-Arbeitsgru­ppe genau anschauen wird.“Geht es nach Ministerpr­äsident Weil, könnten Bezieher kleiner Einkommen mit mehr Netto rechnen. Ein Steuersatz von 24Prozent würde nach dem „Niedersach­sen-Tarif“erst für Einkommen ab 25 000 Euro greifen statt wie bisher schon bei 14 000 Euro. Für eine Krankensch­wester mit 30 000 Euro brutto im Jahr wäre das eine Entlastung um 500 Euro, rechnet die Landesregi­erung vor.

Im Gegenzug plädiert Weil für einen höheren Spitzenste­uersatz – 45 Prozent für Einkommen ab 58 000 Euro und dann linear ansteigend bis auf 49 Prozent bei mehr als 150 000 Euro. „Nach unserem Modell werden Einkommen bis 112 000 Euro für Alleinsteh­ende beziehungs­weise 210 000 Euro für Verheirate­te entlastet“, erklärt Niedersach­sen Finanzmini­ster Peter-Jürgen Schneider (SPD).

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