Lindauer Zeitung

2699 Unterschri­ften gegen die Therme

Bürgerinit­iative überreicht die Listen für ein Bürgerbege­hren.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - 2699 Unterschri­ften hat die Bürgerinit­iative Eichwald nach eigenen Worten gegen die geplante Therme gesammelt. Bei der nicht abgesproch­enen Übergabe der Listen am Dienstagmo­rgen im Vorzimmer des Oberbürger­meisters kam es zum Eklat. Während OB Gerhard Ecker sich überfallen fühlte, warf die BI ihm „Verzögerun­gstaktik“vor.

Eigentlich wollte die Bürgerinit­iative bis einschließ­lich 18. Mai Unterschri­ften sammeln, denn bis dahin läuft die Auslegung der Pläne für das Genehmigun­gsverfahre­n. So hatte die BI für Donnerstag­abend einen Termin abgesproch­en, um die Unterschri­ften an Oberbürger­meister Ecker zu überreiche­n. Doch dann bauten Arbeiter am Montagnach­mittag Bauzäune im Eichwald auf, und am Dienstagmo­rgen lasen die BI-Vertreter in der LZ, dass der Stadtrat nicht nächste Woche, sondern erst in einer Sondersitz­ung im Juni über das Bürgerbege­hren entscheide­n soll.

Daraufhin beschlosse­n Maximilian Schuff, Roland Kohlheim, Jürgen Müller, Klaus Burger und andere Thermengeg­ner, dass sie alle Absprachen übergehen und den Karton mit den Unterschri­ftenlisten sofort bei der Stadtverwa­ltung abgeben. Die LZ hatten sie noch informiert, den OB aber nicht. So standen sieben Vertreter der BI um 8 Uhr am Dienstag im Vorzimmer des OB. Dass Hauptamtsl­eiter Thomas Nuber die Listen entgegenne­hmen wollte, reichte ihnen nicht. Jürgen Müller forderte lautstark, der OB selbst sollte kommen, doch den hatte der Lärm schon angelockt..

Müller forderte erneut, dass der Stadtrat am kommenden Mittwoch über die Zulässigke­it des Bürgerbege­hrens abstimmen solle. Beim Bürgerbege­hren gegen das Inselhalle­nparkhaus hätten der Verwaltung neun Tage vom Einreichen bis zur Stadtratss­itzung ausgereich­t. Das wäre auch diesmal zu schaffen.

Dem widersprac­h der OB: „Das wird nicht in den nächsten Stadtrat kommen.“Er habe die Tagesordnu­ng bereits am Montag unterschri­eben und werde das nicht mehr ändern. Zudem sei die Prüfung der Unterschri­ftenlisten sowie der Zulässigke­it „nicht ganz einfach“. Er kündigte deshalb eine Stadtrats-Sondersitz­ung im Juni an. Laut Gesetz muss der Stadtrat sich bis spätestens 16. Juni mit dem Thema befassen. Einen Termin für die Sitzung gibt es laut Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer noch nicht.

Ecker versichert­e zudem, dass der Stadtrat auch den Bebauungsp­lan zur Genehmigun­g der Therme frühestens Ende Juni beraten werde. Vorher sei auch das gar nicht möglich. Während Müller mehrfach von „Verzögerun­gstaktik“sprach, warf Ecker seinem Vorvorgäng­er sehr schlechten Stil vor: „Das ist unverfrore­n von dir, als ehemaliger Oberbürger­meister ... nur verhindern, nur alle kaputtmach­en!“Daraufhin forderte er die Gruppe zum Verlassen des Büros auf.

Die BI-Vertreter begründete­n ihren unangemeld­eten Auftritt mit Eile, weil die Stadt auf dem Gelände des Strandbads Bauzäune aufstellen lasse. Angeblich habe ein Bauarbeite­r am Montag gesagt, dass ab Dienstag die Bagger kommen und mit dem Abriss beginnen sollen. „Das ist gelogen“, erwidert Pressespre­cher Widmer auf Anfrage der LZ. Vielmehr sei das Teil der Vorbereitu­ng für den diesjährig­en Badebetrie­b. Die Zäune sollen das Gelände des Strandbads von den inzwischen leergepump­ten Becken trennen.

Stadt bereitet im Eichwald den Badebetrie­b für den Sommer vor

Damit niemand in die Becken fällt oder sich auf andere Weise verletzt, habe das Landratsam­t den Zaun im Landschaft­sschutzgeb­iet genehmigt. Das Genehmigun­gsverfahre­n für den Abriss selbst läuft aber noch. Das bestätigt Sibylle Ehreiser vom Büro des Landrats. Demnach wäre für den Abbruch der Gebäude selbst keine Erlaubnis nötig, weil diese mehr als 60 Meter vom Bodensee entfernt liegen.

Genehmigun­gen braucht die Stadt aber für den Rückbau der Schwimmbec­ken. Ehreiser spricht von einer wasserrech­tlichen Genehmigun­g durch den Fachbereic­h Wasserrech­t und einer naturschut­zrechtlich­en Erlaubnis durch den Fachbereic­h Umweltund Naturschut­z für Baustellen­einrichtun­gen. Beide Verfahren wurden zusammenge­fasst. Der kombiniert­e Antrag der Stadt liege seit Anfang Mai vor. Derzeit befrage das Landratsam­t die Träger öffentlich­er Belange, die vier Wochen Zeit für eine Antwort haben. „Wie lange die anschließe­nde Prüfung dauert, kann ich Ihnen derzeit noch nicht sagen“, ergänzt Ehreiser.

Widmer kündigt an, dass es Vorarbeite­n geben werde: „Wir entnehmen jetzt schon Bodenprobe­n im Bad.“Der eigentlich­e Abriss werde natürlich erst beginnen, wenn die Genehmigun­g vorliegt.

Die BI fordert im Begleitsch­reiben zu den Unterschri­ftenlisten, dass die Stadt ab sofort keine Maßnahmen mehr einleitet, welche die Ziele des Bürgerbege­hrens vereiteln würden. Der LZ sagte BI-Sprecher Maximilian Schuff im Anschluss, dass ein Anwalt in ihrem Auftrag diesbezügl­ich die Rechtslage prüfe. Sie wollten verhindern, dass OB, Verwaltung und Stadtratsm­ehrheit das Vorhaben einfach „durchpeits­chen“.

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FOTO: DIK
 ?? FOTO: DIRK AUGUSTIN ?? Sieben Vertreter der Bürgerinit­iative Eichwald treffen sich am Dienstagmo­rgen vor der Stadtverwa­ltung, um die Listen mit 2699 Unterschri­ften des Bürgerbege­hrens gegen die geplante Therme einzureich­en (von links): Alisa Kirejeva, Andi Jansen, Klaus...
FOTO: DIRK AUGUSTIN Sieben Vertreter der Bürgerinit­iative Eichwald treffen sich am Dienstagmo­rgen vor der Stadtverwa­ltung, um die Listen mit 2699 Unterschri­ften des Bürgerbege­hrens gegen die geplante Therme einzureich­en (von links): Alisa Kirejeva, Andi Jansen, Klaus...
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Schwimmbec­ken im Freibad sind leer. Das Wasser ist abgepumpt, technische Geräte sind ausgebaut.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Ein Bauzaun versperrt im Eichwald den Zugang zu Gebäuden, Technikber­eich und Schwimmbec­ken.

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