Siedlerfreund
Er hatte es sich anders vorgestellt, der neue US-Botschafter in Israel. Am Montag landete David Friedman, 57, in Tel Aviv. Dort wird vorerst auch die amerikanische Vertretung bleiben, die Friedman, ein stramm rechter Republikaner und ehemaliger Insolvenzanwalt im Dienste von Donald Trump, lieber heute als morgen nach Jerusalem verlegen würde. Lediglich sein Domizil darf er in der Stadt der drei Weltreligionen aufschlagen, auf deren Ostteil auch die Palästinenser Ansprüche erheben. Noch am Tag der Ankunft begab er sich zur Klagemauer in Jerusalem, der heiligsten Gebetsstätte für Juden. Am Dienstag übergab er dann Präsident Reuven Rivlin sein Beglaubigungsschreiben.
Als Trumps Wahlkämpfer und Berater für israelische Angelegenheiten hatte Friedman versprochen, sein Boss werde als Präsident den Botschaftsumzug in die „ewige jüdische Hauptstadt“anordnen. Der US-Präsident machte aber einen Rückzieher, nachdem der jordanische König und andere gewichtige Stimmen einhellig warnten, ein solcher Schritt könne den Nahen Osten in helle Aufruhr versetzen. Allem Anschein nach will Trump, so wie seine Vorgänger im Weißen Haus, per Dekret den Kongressbeschluss zum Botschaftswechsel nach Jerusalem vertagen.
Inzwischen dürfte Friedman, Sohn eines orthodoxen Rabbiners aus New York, schon froh sein, dass seine Diplomatenkarriere nicht im US-Senat scheiterte. Dort hatte sich der Mäzen jüdischer Westbank-Siedler kritischen Fragen stellen müssen. Nicht nur wegen seiner Zuwendungen an ultrarechte Siedlergruppen, sondern auch, weil er linke US-Juden der Friedensorganisation „J-Street“übel diffamiert hatte. Für seinen Vergleich, sie seien „schlimmer als Kapos“– KZ-Häftlinge, die den Nazis als Handlanger dienten – hat sich Friedman im Senatsausschuss entschuldigt. Mit opportunistischem Gespür nahm er ebenso die Aussage zurück, eine Zwei-StaatenLösung habe „keine Priorität“.
In Israel wartete ein herzlicher Empfang auf ihn. Ganz Diplomat will er Trumps Nahostpolitik rundum vertreten. Auch wenn er selbst, so Friedman, dessen Enthusiasmus für einen „ultimativen Friedensdeal“nicht teile. Inge Günther