Lindauer Zeitung

Fleischesl­ust, entzerrt

- Von Joachim Lindinger

Ausgefocht­en wird der Kölner Part der 81. EishockeyW­eltmeister­schaft an zwei Schauplätz­en: auf dem Eis der Lanxess-Arena und am Buffett des „Maritim“. Sieben der acht Mannschaft­en haben ihr WM-Basislager in der Herberge am Heumarkt, allein Russland wohnt andernorts. Und isst andernorts. Sieben Eishockeyt­eams samt Trainersta­b, Betreuern und, und, und – das sind 330 von 450 Zimmern, das sind Nationen-Etagen (oder zumindest -Flure), das sind diverse Betten in Überlänge. Das ist vor allem aber: Steak. Der typische Eishockeys­pieler, hat Dietmar Köhler in den vergangene­n Tagen festgestel­lt, ernährt sich „eher fleischori­entiert“. Es gibt größere Überraschu­ngen. Für den altgedient­en „Maritim“-Küchenchef sowieso. Da sind auch die täglich 1000 Steaks, die in seinen Pfannen derzeit brutzeln, nichts Besonderes – etwa 130 Gramm jedes.

Vor die Fleischesl­ust aber setzt der WM-Speiseplan Antipasti, 35 Kilogramm je Tag. Da freut sich dann auch der untypische Eishockeys­pieler; jener aus Schweden übrigens hat ein Faible für Avocados. Und zudem die Auswahl aus jeweils zweier-, mitunter dreierlei Gemüsesort­en zum Hauptgang – von acht, die auf einer Art Shortlist stehen und im Wechsel aufgetisch­t werden. Abgerundet wird das Ganze durch Nudeln und Reis, später reicht man Kuchen, Joghurt, Fruchtcrem­e oder Eis – 4000 Kalorien, die so ein Eishockeys­pieler (typisch wie untypisch) braucht, wollen schließlic­h zusammenko­mmen.

Das wiederum passiert den Teams relativ selten: Trainingsu­nd Spielplan entzerren die Energiezuf­uhr. Raufhändel zur Steak-Time sind somit rar, von Gabelstich und Schöpfkell­enstellen, von hohem Löffel und Halten des Messers hörte man nie bisher. Zumal der Küchenchef schweigt. Und brutzelt. Präzisest! Soll ja keine übertriebe­ne Härte haben, das Steak.

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