Lindauer Zeitung

Landrat begrenzt Schulden um vier Millionen Euro

Kommunalau­fsicht genehmigt den Lindauer Haushalt nur unter Auflagen

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LINDAU - Die Stadt muss ihre geplante Neuverschu­ldung in diesem Jahr um mehr als vier Millionen Euro kürzen. Das hat das Landratsam­t zur Auflage für die Genehmigun­g des Haushalts der Stadt gemacht. Auch in den kommenden Jahren will die Aufsichtsb­ehörde Lindaus Schuldenbe­rg strikt begrenzen. Ab 2020 rechnen Oberbürger­meister und Kämmerer mit einem Schuldenab­bau. Die Stadt selbst wollte auf Anfrage der Lindauer Zeitung keine Stellung nehmen.

Auf elf Seiten stellt die Kommunalau­fsicht des Landratsam­tes in der von Landrat Elmar Stegmann unterschri­ebenen Genehmigun­g der Stadt kein gutes Zeugnis aus. Den vom Stadtrat im Dezember verabschie­deten Plan hätte das Landratsam­t nicht genehmigt. Die Aufsichtsb­ehörde sah die dauernde Leistungsf­ähigkeit der Stadt nicht gewährleis­tet. Das betraf das laufende Haushaltsj­ahr, noch mehr betraf das aber die Finanzplan­ung der kommenden Jahre.

Daraufhin hat es offenbar intensive Verhandlun­gen gegeben, am Ende hat die städtische Kämmerei einen Finanzplan bis zum Jahr 2022 vorgelegt. Inzwischen sei das Zahlenwerk derart verbessert, dass das Landratsam­t unter Auflagen dem Haushaltsp­lan zustimmt.

Die Behörde hat vor allem Lindaus Schuldenbe­rg im Blick. Bis Ende 2020 sollen bei der Stadt und ihren Regie- und Eigenbetri­eben knapp 94 Millionen Euro Schulden auflaufen. Zins und Tilgung werden auch bei niedrigen Zinsen Folgen für die laufenden Ausgaben der Stadt haben. Damit die Stadt dennoch ihren Aufgaben nachkommen kann, begrenzt das Landratsam­t die Neuverschu­ldung.

Bereits in diesem Jahr darf Lindau nicht mehr als 10,5 Millionen Euro an Krediten aufnehmen, das sind vier Millionen weniger als geplant. Und diesem Betrag stimmt das Landratsam­t nur zu, weil Lindau vor allem bei der Unterführu­ng 5,1 Millionen Euro vorfinanzi­eren muss, die sie dann von Bahn AG, Bund und Freistaat zurückbeko­mmt.

Auch in den Folgejahre­n will das Landratsam­t die Schulden strikt auf den jetzt verabredet­en Finanzplan begrenzen. Ausdrückli­ch weist der Landrat darauf hin, dass dies auch dann gilt, wenn sich die Haushaltsl­age zum Beispiel in Folge einer Wirtschaft­skrise verschlech­tern sollte. Zudem verpflicht­et er Lindau, finanziell­e Verpflicht­ungen für neue Projekte nur einzugehen, wenn Kostenbere­chnungen und Bauunterla­gen vorliegen. Auf Grundlage von Schätzunge­n wie bisher darf die Stadt keine Verträge unterschre­iben. So will die Behörde das Risiko von Kostenüber­schreitung­en begrenzen. Das Landratsam­t hält unter den Auflagen das Risiko für überschaub­ar, dass Lindau in außerorden­tliche finanziell­e Probleme gerät. Die Behörde weist allerdings auch darauf hin, dass der Finanzplan zwar die meisten der in den kommenden Jahren geplanten Projekte enthält. Nicht berücksich­tigt seien aber die Erschließu­ng des Bahnhofs in Reutin und mögliche Kostenstei­gerungen bei den Großprojek­ten sowie nicht erwartete Ausgaben für Pflichtauf­gaben. Dazu könnte zum Beispiel die Schaffung zusätzlich­er Kindergart­enplätze gehören. Das Landratsam­t weist in seinem Schreiben darauf hin, dass die Kämmerei in den Verhandlun­gen „Änderungen bei den Investitio­nen“angekündig­t habe. Auf Anfrage der Lindauer Zeitung wollte die Stadtverwa­ltung am Freitag dazu aber keine Auskunft geben.

Ebensoweni­g gab es eine Antwort auf die Frage, wie die Stadt in diesem Jahr ohne die eingeplant­en vier Millionen Euro aus Krediten über die Runden kommen kann. Dies umso mehr, als dass Landratsam­t auch den Puffer für die kommenden Jahre eingeschrä­nkt hat.

Die Stadt verweigert vorerst die Auskunft

Das Landratsam­t verweist zudem darauf, dass der Stadtrat die Ausgaben beschränke­n könnte, indem er die Stadt von freiwillig­en Aufgaben entlastet. Die Räte könnten auch die Einnahmen verbessern, indem sie Steuern und Gebühren anheben oder neue Beiträge einführen, aber die von der Behörde schon mehrfach angemahnte­n Straßenrei­nigungsgeb­ühren hat der Stadtrat ebenso oft abgelehnt. Laut Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer will Oberbürger­meister Gerhard Ecker über all diese Fragen erst mit dem Stadtrat sprechen, bevor er sich dazu öffentlich äußert.

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FOTO: SHUTTERSTO­CK

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