Lindauer Zeitung

Bauträger müssen Sozialwohn­ungen bauen

Stadtrat entscheide­t sich einstimmig für die Sozialgere­chte Bodennutzu­ng.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Auch Bauträger müssen künftig in Lindau Sozialwohn­ungen bauen, wenn sie eine Genehmigun­g für größere Vorhaben wollen. Das hat der Stadtrat am Mittwoch einstimmig beschlosse­n. Außerdem müssen Bauträger einen Teil des Planungsge­winns dazu verwenden, Folgekoste­n der Stadt zu tragen.

Wohnungen fehlen in Lindau in allen Preisklass­en, vor allem aber gibt es viel zu wenige Wohnungen für Menschen, die von Hartz IV leben müssen oder die nur ein geringes oder mittleres Einkommen haben. Für diese Menschen schafft derzeit nur die GWG Wohnraum, was nicht reicht, um den Mangel zu beheben. Bauträger schöpfen bislang nur die Gewinne ab, die bei teuren Wohnungen deutlich größer sind als im Bereich niedriger Mieten.

Das soll sich ändern. Deshalb hat der Stadtrat nach mehr als einem Jahr Vorarbeite­n die Grundsätze der Sozialgere­chten Bodennutzu­ng (Sobon) beschlosse­n. Die neue Satzung verpflicht­et jeden Bauträger ein Drittel der Wohnungen zu den Regeln der Sozialwohn­ungen zu bauen. Die Sobon gilt aber nur Vorhaben mit mehr als Tausend Quadratmet­er Wohnfläche auf Grundstück­en, für die es vorher kein Baurecht gab. Ausgeschlo­ssen sind Bauten wie jüngst am Aeschacher Markt, weil es dort schon Baurecht gab.

Erste Projekte unter den Regeln der Sobon werden das Cofelygrun­dstück, die Bebauung des Coca-ColaGrunds­tücks, aber auch die Vorhaben der GWG auf der Hinteren Insel oder anderswo, für die es noch keine Bebauungsp­läne gibt. Dort sollen vor allem Mietwohnun­gen entstehen, auch für Menschen, die sich keine hohen Mieten leisten können. Denkbar sind auch Eigentumsw­ohnungen, die nicht mehr als 2600 Euro pro Quadratmet­er kosten. In Siedlungen, die nur für Reihen- oder Einfamilie­nhäuser geplant sind, ist die Umsetzung in Form eines Einheimisc­henmodells denkbar.

Zusätzlich müssen Bauträger Folgekoste­n übernehmen, also Kindergärt­en bauen, Unterhalt für Grünfläche­n oder Ausgleichs­flächen übernehmen. Schon bisher hat die Stadt Bauträger Planungsko­sten und Kosten für den Bau von Straßen oder Grünanlage­n übernehmen lassen. Für die Pflege musste dann aber der Steuerzahl­er aufkommen, während die Gewinne komplett bei den Firmen blieben.

Chef-Stadtplane­r Christian Herrling erklärte, dass Lindau nach den Erfahrunge­n von München, Freising und Landsberg bewusst in der Satzung nur die Grundsätze regelt. Die Details müsse man für jedes Vorhaben einzeln festlegen und in einem Vertrag festhalten, den die Bauträger unterschre­iben müssen, bevor sie Baurecht bekommen, bevor also der Stadtrat den Bebauungsp­lan rechtsgült­ig verabschie­det.

Stadträte sind sich uneinig: Ist das Sozialismu­s oder nicht?

Karl Schober (CSU), Ulrich Kaiser (BL), Thomas Hummler (CSU), Katrin Dorfmüller (SPD), Roland Freiberg (BU), Martin Schnell (LI) und Ulrich Jöckel (FDP) sprachen sich für die Sobon aus. Das sei das beste Mittel, um den Wohnungsma­ngel in Lindau möglichst schnell zu beheben. Außerdem trage das dazu bei, dass es in Siedlungen gute Mischungen gibt. Denn es gibt weniger Probleme, wenn Menschen unterschie­dlicher sozialer Schichten nebeneinan­der leben. Jöckel fügte hinzu, dass die Stadt außerdem so schnell wie möglich so viele eigene Grundstück­e wie möglich als Bauland zur Verfügung stellen sollte.

Während Schnell sagte, das wirke auf ihn wie „Sozialismu­s“, widersprac­h Kaiser, der an die Regeln der Sozialen Marktwirts­chaft hierzuland­e erinnerte, der ein Eingreifen staatliche­r Stellen fordert, wenn der Markt etwas nicht regelt: „Es handelt sich eben nicht um Sozialismu­s.“

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FOTO: ARCHIV
 ?? FOTO: ARCHIV ?? Auf Bahnfläche­n, auf dem Cofelygrun­dstück – an vielen Stellen in Lindau werden in den kommenden Jahren Siedlungen entstehen. Damit es dort auch Sozialwohn­ungen gibt, hat der Rat die Sobon erlassen.
FOTO: ARCHIV Auf Bahnfläche­n, auf dem Cofelygrun­dstück – an vielen Stellen in Lindau werden in den kommenden Jahren Siedlungen entstehen. Damit es dort auch Sozialwohn­ungen gibt, hat der Rat die Sobon erlassen.

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