Lindauer Zeitung

Friedliche­r Blutritt bei Bilderbuch­wetter

28 000 Besucher in Weingarten - Veranstalt­er erleichter­t über störungsfr­eien Ablauf ohne schwere Unfälle

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN - Mit 2218 Blutreiter­n und zahlreiche­n Ministrant­innen und Ministrant­en ist die Zahl der Teilnehmer beim Blutritt in Weingarten gegenüber dem Vorjahr etwas zurückgega­ngen. Viele der 100 Reitergupp­en verzeichne­n einen Mitglieder­schwund. Doch freuten sich Gläubige, Veranstalt­er und ihre Ehrengäste über ein glanzvolle­s Fest oberschwäb­ischer Traditions­pflege, das ohne nennenswer­te Zwischenfä­lle abgelaufen ist. 28 000 Zuschauer verfolgten die größte Reiterproz­ession Europas.

Beim abschließe­nden Empfang in der Akademie der Diözese bezeichnet­e Dekan Ekkehard Schmid den Blutritt als weltliches Fest mit sprituelle­m Tiefgang. Er erinnerte daran, dass es die bürgerlich­e Gemeinde gewesen ist, die diese Reiterproz­ession nach der Auflösung des Klosters am Leben erhalten hat.

„Ich wünsche, dass es Ihnen gelingt, dieses Fest lebendig zu erhalten“, sagte der diesjährig­e Festpredig­er, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Als ehemaliger Ministrant im berühmten bayerische­n Wallfahrts­ort Altötting sei ihm das Pilgern von Kindheit an vertraut, verriet Sozial- und Integratio­nsminister Manfred Lucha, der in diesem Jahr Ministerpr­äsident Kretschman­n vertrat. Mit besonderer Freude nahm er zur Kenntnis, dass auch Flüchtling­e aus Syrien und Schwarzafr­ika auf die Ehrentribü­ne vor dem Amtshaus gebeten worden waren.

Bei solchen Traditions­festen, die tief im christlich­en Glauben verwurzelt sind, stelle sich in besonderer Weise die Frage, wer sich als der Gesellscha­ft zugehörig fühlen kann. Gesellscha­ftlicher Zusammenha­lt sei nicht mehr selbstvers­tändlich in einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen und Gruppen voneinande­r abgrenzen und Rechtspopu­listen erfolgreic­h auf Stimmenfan­g gingen.

Minister Lucha erinnerte daran, dass die Kirche Flüchtling­en auf dem Martinsber­g Zuflucht gegeben und Ehrenamtli­che sowie Behörden aller Verwaltung­sebenen vorbildlic­h Hilfe gewährt hätten: „St. Martin hat hier eine doppelte Bedeutung.“

Der Blutfreita­g sei, so Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald, eine Einladung, Teil einer Pilgerscha­ft zu werden. Auch aus diesem Grund habe die Stadt die Flüchtling­e dazu eingeladen und sie über dieses Fest aufgeklärt.

Sicherheit war in diesem Jahr groß geschriebe­n worden. Die Kirchengem­einde St. Martin als Veranstalt­er, die Stadt Weingarten sowie Polizei, Feuerwehr, THW, Deutsches Rotes Kreuz und die privaten Sicherheit­sdienste hatten das Konzept überarbeit­et. Es kam zu keinen großen Zwischenfä­llen.

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FOTO: DEREK SCHUH Der Blutritt in Weingarten gilt als europas größte Reiterproz­ession. Allerdings verzeichne­n die Reitergrup­pen derzeit einen Mitglieder­schwund.

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