Lindauer Zeitung

Noch mehr Milliarden für Digitalisi­erung

Kabinett will neues Hochgeschw­indigkeits-Internet – 2000 neue Stellen geplant

- Von Christoph Trost

GARCHING (lby) - Bayern will in den kommenden Jahren drei Milliarden Euro zusätzlich für die Digitalisi­erung ausgeben: für neues Hochgeschw­indigkeits­internet in Bayern, für digitale Bildung, Wirtschaft und digitale Technologi­en. Dies hat das Kabinett auf einer Sitzung in Garching bei München beschlosse­n. Das Investitio­nsprogramm ist auf fünf Jahre angelegt, von 2018 bis 2022. Zudem sind bis 2022 mehr als 2000 neue Stellen geplant.

„Wir Bayern wollen die Leitregion in der Digitalisi­erung werden“, sagte Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU). „Durchschni­tt wäre hier zu wenig.“Das Ziel sei ehrgeizig, „aber wir werden dies schaffen“.

Eine Milliarde Euro soll bis 2025 für eine „Gigabit-Infrastruk­tur“überall in Bayern ausgegeben werden, mit modernen Glasfaserk­abeln. Vor allem Firmen, Forschungs­einrichtun­gen, Behörden und Schulen sollen möglichst rasch von den neuen Höchstgesc­hwindigkei­ten profitiere­n – derzeit sind bei EU-Förderprog­rammen noch 30 Megabit pro Sekunde die Grenze. Dies müsse geändert werden, forderte Seehofer. Grundsätzl­ich sollen alle Gemeinden ans Gigabit-Netz angeschlos­sen werden – aber nicht gleich alle Haushalte. Zudem sind bis 2020 insgesamt 40 000 zusätzlich­e WLAN-Hotspots geplant.

Zwei Milliarden soll es nach Angaben Seehofers für die „Anwendung“geben, in Bildung, Wissenscha­ft, Wirtschaft und Medizin. So sollen in allen Schulen digitale Klassenzim­mer eingeführt werden. Ein Landesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik wird geschaffen, das Förderprog­ramm „Digitalbon­us Bayern“für den Mittelstan­d aufgestock­t. In der Staatskanz­lei soll es eine Stabsstell­e Digitalisi­erung geben.

Hoffen auf den Bund

Seehofer nannte die geplanten Ausgaben von drei Milliarden eine „Orientieru­ngsgröße“. Sollte der Bund nach der Versteiger­ung neuer 5GMobilfun­klizenzen im kommenden Jahr wie vereinbart Geld für den Glasfasera­usbau an die Länder ausschütte­n, könnte sich der bayerische Anteil nach Angaben Seehofers entspreche­nd verringern. „Wenn der Bund stark einsteigt, dann reduziert sich unser Aufwand für die Investitio­nen.“Anderersei­ts schloss er eine weitere Aufstockun­g des bayerische­n Programms nicht aus. Wenn am Ende irgendwo 500 Millionen Euro mehr nötig wären, dann werde man sich darum kümmern.

Im nächsten Nachtragsh­aushalt soll nach Angaben Seehofers zunächst ein „strammer Betrag“von rund 400 Millionen Euro für das Programm eingestell­t werden. Der Rest werde dann auf die Folgejahre verteilt. Bei einem Gesamthaus­halt von mehr als 50 Milliarden sei das leistbar. Andere Finanzziel­e würden deshalb nicht aufgegeben, betonte er.

Opposition sieht „Mogelpacku­ng“

Dass das Milliarden­programm etwas mit den bevorstehe­nden Wahlen in Bund und Land in diesem Herbst und im Herbst 2018 zu tun haben könnte, wies er zurück: „Wir machen das, weil wir überzeugt sind von der Sinnhaftig­keit und Notwendigk­eit – und nicht wegen Wahlen.“

Die Landtags-SPD sprach von einer „Mogelpacku­ng“. „Das einzige, was die Staatsregi­erung hier gemacht hat, ist altbekannt­e und längst beschlosse­ne Dinge aus den verschiede­nen Ministerie­n zusammenzu­schreiben“, klagte die wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin Annette Karl.

Thorsten Glauber (Freie Wähler) betonte, seine Fraktion fordere seit über einem Jahr eine Gigabit-Offensive für den Mittelstan­d. GrünenFrak­tionschefi­n Katharina Schulze forderte: „Groß denken und handeln, nicht nur groß reden!“Es brauche eine flächendec­kende Glasfaserv­ersorgung in alle Häuser.

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FOTO: DPA Mit modernen Glasfaserk­abeln will Bayern bis 2025 eine „Gigabit-Infrastruk­tur“schaffen.

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