97,8 Prozent für Uli Pfanner
Scheidegger Bürgermeister bleibt Kreisvorsitzender der CSU – Gerd Müller mahnt Mitglieder angesichts der Umfragewerte, nicht abzuheben
LINDENBERG (pem) - Solche Ergebnisse sind auch in der CSU nicht alltäglich: Uli Pfanner ist mit fast 98 Prozent der Stimmen als Kreisvorsitzender wiedergewählt worden. Unter seinen Stellvertretern sind neu die Vorsitzende der Jungen Union, Jasmin Sommerweiß, Dr. Klaus Adams und Hannelore Windhaber. Die Lindenberger Kulturreferentin wird sich auch um die Direktkandidatur bei der Landtagswahl 2018 bewerben. Bei der Kreismitgliederversammlung auf dem Lindenberger Kulturboden ging es allerdings vor allem um die Bundestageswahl. Das Rennen werde „in den letzten 14 Tagen entschieden“, mahnte Minister Gerd Müller die Mitglieder, trotz steigender Umfragewerte auf dem Boden zu bleiben.
Uli Pfanner ist 2015 zum Nachfolger von Eberhard Rotter als Kreisvorsitzender gewählt worden. Politik brauche „Verlässlichkeit“, sagte er in seinem ersten Rechenschaftsbericht. Dort bezeichnete er vor allem die Themen Wohnen und Arbeit für junge Menschen sowie die Siedlungsentwicklung als Herausforderung für die Kreispolitik. Wenn wie erwartet 1000 Menschen in den Landkreis ziehen und alle in etwa so viel Wohnraum beanspruchen wie der durchschnittliche Deutsche, seien fünf Hektar Fläche nötig. Deshalb sei die wenig beachtete Gesetzesänderung, die es den Kommunen erleichtere Baurecht zu schaffen, wichtig gewesen.
Pfanner wird aus familiären Gründen kein Landtagskandidat
Nicht wenige hätten Pfanner gerne auch als Landtagskandidat gesehen. Aus familiären Gründen hatte er aber abgesagt. „Ich kann meiner Frau nicht mehr zumuten“, sagte er bei der Mitgliederversammlung. Der Scheidegger Bürgermeister ist seit 23 Jahren verheiratet und hat mit seiner Frau Claudia vier Kinder, der jüngste Bub ist acht. Mit Hannelore Windhaber schicke der CSU-Kreisverband eine „exzellente Kandidatin“ins Rennen. Pfanner bezeichnete die Lindenberger Kulturreferentin als „Powerfrau“, die in den Landtag gehört“. Das begründete er nicht nur mit der politischen Arbeit der 53-Jährigen, die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen ist. Hannelore Windhaber hat vor neun Jahren ihren Mann verloren, anschließend Beruf, Familie und später die Politik unter einen Hut gebracht. „Im kalten Wind zu stehen und so etwas zu meistern. Da ziehe ich meinen Hut“, sagt Pfanner. Ähnlich formulierte es auch Eberhard Rotter, der sich 2018 nach 28 Jahren aus dem Landtag zurückziehen wird. „Sie hat ihre Frau gestanden, in der Familie, im Beruf und im Ehrenamt in der Partei.“
Nach Stand der Dinge wird eine Delegiertenversammlung im Herbst darüber entscheiden, wer für die CSU als Direktkandidat im Wahlkreis Lindau/Sonthofen antritt. Der Bezirksvorsitzende Markus Ferber mahnte mit Blick auf die Nominierungen allgemein Geschlossenheit an. Die Mitglieder sollten an einem Strang ziehen, damit die Regionen ausreichend vertreten seien. Darüber diskutieren werde die CSU aber erst nach dem 24.September, sprich der Bundestagswahl. Dafür sieht Ferber die CSU in der Region gut aufgestellt. Gerd Müller, der als Direktkandidat ins Rennen gehen wird, sei ein „Aktivposten“für die CSU und die Union: „Er liefert eine Politik ab, wo andere nur Bauklötze staunen.“Der Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit verstehe, dass es vor allem darum gehe, „den Menschen in Afrika eine Perspektive zu geben.“
Müller war bei der letzten Wahl 2013 einer von acht Bundestagsabgeordneten, die über 60 Prozent der Stimmen erhalten hatten. Ein ähnliches Ergebnis peilt der Kemptener im Herbst wieder an. „Aus dem Allgäu muss eine starke Vorlage kommen“, sagte er mit Blick auf das Gesamtergebnis.
Die Umfragewerte für die Union seien derzeit zwar gut. „Wir heben aber nicht ab“, sagte er. Die Entscheidung der CSU, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann an Platz eins ihrer Liste zu stellen, nannte Müller ein „richtiges Signal“. Die Union stehe für Stabilität. Und Herrmann sei der „profilierteste deutsche Innenund Sicherheitspolitiker“.
Müller mahnte dazu, die Ursachen der Flucht zu bekämpfen und „noch mehr in den Ländern zu tun“, aus denen Menschen nach Europa kommen. Ein Starker müsse für Schwache Verantwortung übernehmen. Das tue Deutschland an vielen Stellen. Müller verwies in dem Zusammenhang auf die Hilfe in Syrien und den angrenzenden Ländern. Dort sei Deutschland größter Geber. Bei all dem „vergessen wir aber unsere eigenen Leute nicht“.