Lindauer Zeitung

Das Eriskirche­r Ried ist um eine Attraktion reicher

Neue Beobachtun­gsplattfor­m am alten Strandbad Eriskirch eingeweiht – Land trägt den Löwenantei­l

- Von Siegfried Großkopf

ERISKIRCH - Er kam auf dem Fahrrad, und fuhr wieder auf zwei Rädern davon. Dazwischen gestand er, dass es eigentlich eine „Sauerei“sei, dass er selbst noch nie da gewesen ist – an einem der schönsten Fleckchen am Bodenseeuf­er. Andre Baumann, Staatssekr­etär im Ministeriu­m für Umwelt, Klima und Energiewir­tschaft im Land, kam gestern zur Einweihung der Beobachtun­gsplattfor­m ins „Eriskirche­r Ried“, an deren Kosten in Höhe von 210 000 Euro sich das Land mit 90 Prozent beteiligt hat.

„Besser geht’s eigentlich gar nicht“, lobte Landrat Lothar Wölfle die Zusammenar­beit. Landkreis, Gemeinde, Naturschüt­zer und Ornitholog­en zeigten sich bei der kleinen Feier zufrieden bis begeistert von dem Geschaffen­en, das den Blick freigibt auf viel Natur, den See mit dessen Tierwelt, die Berge und die Stadt Friedrichs­hafen.

Für das Planungsbü­ro Zimmermann & Meixner aus Amtzell und die Baufirma Berenbold aus Zussdorf war der außergewöh­nliche Auftrag Neuland. Denn sie hatten es mit einem sensiblen Baugebiet zu tun – in das nicht mit jedem Gerät hineingefa­hren werden konnte – und mit Behörden bis hin zum Kampfmitte­lbeseitigu­ngdienst.

Die neue Beobachtun­gsplattfor­m steht auf metallenen Füßen und löst das 20 Jahre alte hölzerne Vorgängerg­estell ab, das baufällig war. Landrat Lothar Wölfle erinnerte in seinem Rückblick an das Jahr 1939, als das Ried als Naturschut­zgebiet ausgewiese­n worden war, und an Konflikte, weil in ihm auch Intensiv-Obstbau betrieben wird. Seit der Gründung der Stiftung Naturschut­zzentrum im Jahr 1994, an der das Land, der Landkreis und die Gemeinde beteiligt sind, können diese Probleme gelöst werden. Lothar Wölfle lobte, das Ried habe seinen „Zauber der Natürlichk­eit“weitgehend bewahrt. Neben der Plattform im 550 Hektar großen Eriskirche­r Ried gibt es eine zweite im neuen Strandbad in Eriskirch. Allen, die dazu beigetrage­n haben, dass die Leute von diesem Zauber etwas haben, sagte er Dank.

Der Staatssekr­etär sieht die Landesregi­erung auf einem guten Weg, den Verlust biologisch­er Vielfalt nicht nur zu stoppen, sondern den Trend umzukehren. Dies zu schaffen sei eine große Herausford­erung für die Politik, auf die freilich weitere Aufgaben warten. In Baden-Württember­g gebe es mehr Kulturland­schaft als anderswo, die als Lebensräum­e zu erhalten seien. Dabei fänden sich deren Kernräume in Naturschut­zgebieten. Das Ried zähle zu den wichtigste­n im Land. „Wir wollen die Menschen in die Schutzgebi­ete ziehen“, die seien als Bildungsei­nrichtunge­n wichtig, um Natur erfahrbar zu machen. Man wolle die Menschen nicht aussperren, sondern in die Schutzgebi­ete einladen, wo sie etwas über „ihre wunderbare Heimat erfahren“. Die Tierwelt passe sich an. Wenn die Menschen auf den Wegen blieben sei ein Miteinande­r möglich.

Der mit seinem Fernglas nach Eriskirch gekommene Staatssekr­etär betonte, Bereiche wie der BodenseeOb­ersee gehörten für Ornitholog­en zu den wichtigste­n Gebieten Europas. Sie seien Trittstein­e für Zugvögel und Pflanzen. Die Sibirische Schwertlil­ie habe es von Eriskirch bis in seine Heimat Schwetzing­en in der Kurpfalz geschafft. Zu den beiden Eriskirche­r Bürgermeis­tern Markus Spieth und Arman Aigner sagte er, „Sie haben etwas ganz besonderes hier“.

Solche Natur müsse man andernorts suchen, betonte Markus Spieth und lobte das Einvernehm­en zwischen Naturschut­z und Landwirtsc­haft. Die Verkehrssi­cherungspf­licht für die Beobachtun­gsplattfor­m hat die Gemeinde übernommen. „Fantastisc­h“, wir sind zufrieden, lobte Ornitholog­e Gerhard Knötzsch vom NABU das gelungene Werk und erinnerte, dass die Naturschüt­zer 25 000 Arbeitsstu­nden in den vergangene­n 45 Jahren im Eriskirche­r Ried geleistet haben.

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FOTO: SIG Staatssekr­etär Andrea Baumann schaut auf der neuen Beobachtun­gsplattfor­m im Eriskirche­r Ried in 30facher Vergrößeru­ng auf den See.

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