Abschuss von sieben Bibern erlaubt
Ausnahme wegen hoher Schäden – Kemptener Weiherbesitzer muss dagegen mit Problem leben
KEMPTEN/OBERALLGÄU (ts) Manchmal geht es einfach nicht anders, sagen Grundstücksbesitzer und Ämter: Sofern die Flurschäden zu große Ausmaße annehmen, darf einer der eigentlich streng geschützten Biber getötet werden. Das Landratsamt Oberallgäu hat in den vergangenen Wochen sieben Genehmigungen zur sogenannten „Biberentnahme“erteilt, wie es verharmlosend in der Amtssprache heißt. In Altusried, in Betzigau und in Fischen. Nicht alle Tierfreunde können dies nachvollziehen. Doch manche Grundstückseigentümer wünschen sich, dem Biber ebenfalls auf den Pelz rücken zu dürfen. So wie der Kemptener Peter Wörner (43).
Früher freute er sich auf jeden Ausflug in sein persönliches Naturparadies, einen alten Klosterweiher in der Nähe von Ottobeuren. Jetzt ist davon nur noch eine Schlammwüste übrig – und Auslöser waren Biber. Wörner musste vor zwei Wochen den See ablassen, weil mehrere Biber hier leben und aus seiner Sicht ihr Unwesen treiben. An- oder abgenagte Bäume und Sträucher zeugen vom Tatendrang der Nager. „Es ist ein Ort der Verwüstung“, sagt Wörner. „Wir wurden der Lage einfach nicht mehr Herr. Wir brauchen eine Verschnaufpause.“Längst geht es seiner Meinung nach nicht mehr „nur“um Flurschäden, sondern um ernsthafte Gefahren, die die Nager auf dem Grundstück verursachen.
Falle für Fußgänger
Das erzählt Peter Wörner, der einen Weiher bei Ottobeuren besitzt.
Die (vermutlich vier) Biber gruben unter Wasser ein knappes Dutzend Höhlen in die Uferböschung. Diese Behausungen hatten teils eine Länge von drei Metern. Das Wasser in den Hohlräumen unterspülte den Boden – und machten ihn zu einer unkontrollierbaren Falle für Fußgänger. Zudem verstopften die Biber den Abfluss des Weihers mit Geäst und Schlamm. Das Gewässer sei schon über das Ufer getreten.
Das Betreten der Uferzone und der Einsatz von Maschinen sei zur Gefahr geworden. Dabei mussten Wörner und hilfsbereite Nachbarn immer wieder mit schwerem Gerät ausrücken, um umgenagte Baumstämme aus dem Wasser zu ziehen.
Schlechtere Wasserqualität
Seit der erste Biber vor neun Jahren auf dem etwa ein Fußball-Feld großen Grundstück auftauchte, wurden 20 bis 30 Bäume plattgemacht, erzählt er. Darunter über 20 Meter hohe Buchen und Erlen. 30 weitere Bäume haben Verbissschäden, obwohl sie eingezäunt sind. Damit nicht genug: Weil der Biber den Wasser-Zulauf verstopfte, verschlechterte sich die Wasserqualität und einige Karpfen seien gestorben.
Früher sei der Weiher mit Fischen und Teichmuscheln ein Naturparadies gewesen, erzählt Wörner. Er hat dort schon Blesshühner, Libellen und Eisvögel beobachtet. Doch von dieser Idylle ist nicht mehr viel übrig. „Es kann doch nicht sein, dass so viele andere Arten unter dem Biber leiden“, sagt Wörner.
Trotz des von ihm beschriebenen Chaos’ sieht die Untere Naturschutzbehörde in seinem Fall keine Möglichkeit, den Bibern auf den
Früher sei der Weiher mit Fischen und Teichmuscheln ein Naturparadies gewesen.
Pelz zu rücken.
Wörner will den Weiher jetzt ein Jahr austrocknen, um ihn dann auszubaggern – und das bislang naturbelassene Ufer mit Granitsteinen und Stahlbetonmatten zu befestigen. Die Kosten schätzt er auf 15 000 Euro.