BN spricht sich gegen Speditionsansiedlung aus
Naturschützer betrachten mögliches Gewerbegebiet vor dem Dornacher Wald als „landschaftsunverträglich“
SIGMARSZELL (lz) - Die Naturschützer im Kreis Lindau haben neue Sorgen: die Neubaupläne einer Spedition in Sigmarszell. „Der Bund Naturschutz ist sehr in Sorge, was die geplante Ansiedlung des Lauteracher Transportunternehmens Braun betrifft“, schreibt der BN-Kreisvorsitzende Erich Jörg in einem Brief an Sigmarszells Bürgermeister Jörg Agthe. Er warnt vor der absehbaren höheren Verkehrsbelastung auf den Straßen im Gemeindegebiet, kritisiert den Verlust von vier Hektar Fläche und bezeichnet das Vorhaben als „landschaftsunverträglich“: „Ds kann von uns nicht befürwortet werden“, so Jörg.
Vor rund drei Wochen war öffentlich geworden, worüber in der Gemeinde hinter verschlossenen Türen schon länger diskutiert wird: Die Vorarlberger Spedition würde gerne an der B 308 bei Biesings eine deutsche Niederlassung aufbauen. Das geplante Firmengebäude soll rund 5000 Quadratmeter Grundfläche haben. Dazu waren ursprünglich Stellplätze für über 90 Lastwagen vorgesehen gewesen, deren Zahl inzwischen aber bereits verringert wurde.
Mit diesem Thema hat sich in den vergangenen Tagen auch der Kreisvorstand des Bund Naturschutz beschäftigt. „Ob es nun 85 oder 95 LkwStellplätze werden sollen – der landschaftliche Eingriff ist beträchtlich“, gibt der Kreisvorsitzende Erich Jörg zu bedenken: „Das Landschaftsbild wird gewaltig verändert.“Der Naturschützer bemängelt, dass ein Gewerbegebiet „außerhalb jeglicher Ortsanbindung“die Zersiedlungstendenzen im Kreis Lindau deutlich verstärken werde.
Da werde nicht nur ein landschaftliches Quartier mit Wald, Hügel, Streuobstbeständen und Wiesen zerstört. Die „Lichtverschmutzung“durch Parkplatz und Hallen, wie es Jörg nennt, werde auch nachtaktive Tieren wie Insekten, Fledermäuse und Eulen, schaden. Die Gemeinde müsse sich auch bewusst sein, dass ein verkehrsintensives Unternehmen wie eine Spedition eine erhöhte Verkehrsbelastung auf den Straßen rings um Sigmarszell mit sich bringe.
Der BN-Kreisvorsitzende befürchtet, dass sich in absehbarer Zeit eine „bandartige Besiedlung“vom Dornacher Wald bis hinüber dem Hauptort Schlachters erstreckt: „Der ländliche Raum wäre als solcher nicht mehr wahrnehmbar.“Zudem sind die Naturschützer überzeugt, dass das jetzt geplante Bauvorhaben „nur der Anfang sein wird“: Das zeige das Beispiel der Spedition in Opfenbach, wo inzwischen Pläne für eine dritte Erweiterung anstünden.
„Flächenfraß“im Kreis steigt dann um vier Hektar
Jörg verweist auf den „Flächenfraß“im Kreis Lindau: „Allein von 2000 bis 2009 sind im Kreis Lindau fast 250 Hektar Land durch Baumaßnahmen aller Art zerstört worden.“Die Neuansiedlung der Spedition bei Biesings werde vier Hektar Boden verbrauchen – die Gemeinde dürfe die Fürsorge für die heimische Landwirtschaft da nicht außer Acht lassen.
„Aus all den aufgeführten Gründen stehen wir den Planungen sehr skeptisch gegenüber“, schreibt Jörg: „Die Ansiedlung einer Speditionsfirma bei Biesings ist landschaftsunverträglich und kann von uns nicht befürwortet werden.“
Wie die LZ bereits berichtet hat, wollen Bürgermeister Agthe und der Gemeinderat vor einer Entscheidung über dieses Thema auf jeden Fall noch die Bürger in einer Versammlung anhören.
„Das Landschaftsbild wird gewaltig verändert.“BN-Vorsitzender Erich Jörg